Themen des Monats im Überblick

Mit der Reihe "Thema des Monats" werden monatlich neue inhaltliche Schwerpunkte aufgegriffen, welche den nationalen und internationalen clusterbezogenen Diskurs prägen. Anschaulich und praxisorientiert werden u. a. aktuelle Clustermanagement-Themen, neue Management-Instrumente, Erfolge aus Cluster-Initiativen und landesweiten Netzwerken oder zukünftige Handlungsfelder für Clusterorganisationen dargestellt.

Cluster-Initiativen und Technologietransfer


Technologietransfer: Neue Herausforderungen in komplexen Innovationssystemen

Unter Technologietransfer wird häufig der Wissensaustausch zwischen Unternehmen und klassischen Technologiequellen wie Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen verstanden. Dabei finden Innovationsprozesse heute verstärkt an den Schnittstellen von Branchen, Technologien und Disziplinen statt. Technologietransfer muss daher als systemischer Prozess gesehen werden, der viele verschiedene Akteure (z. B. Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Kammern oder sonstige Intermediäre) aus ganz unterschiedlichen Bereichen umfasst. Das Beziehungsgeflecht dieser Akteure ist äußerst komplex und lässt sich in seinem Zusammenspiel als Technologietransfersystem bezeichnen.

Thema des Monats Dezember ClusterAgentur-Technologietransfer
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Cluster-Initiativen (CI) als Akteure in einem Technologietransfersystem

Für viele Unternehmen ist der klassische Technologietransfer zusammen mit einer Hochschule oder Forschungseinrichtung bereits eine große Herausforderung. Umso schwieriger wird es, wenn nun in einem Technologietransfersystem weitere Akteure in diesen Prozess mit einbezogen werden sollen. Dies gilt insbesondere für den Wissensaustausch mit anderen Unternehmen, die von Partnern schnell zu Konkurrenten werden können. Cluster-Initiativen können helfen, diese Herausforderungen zu meistern. Dabei bieten vor allem zwei Aspekte einen besonderen Mehrwert: 

  • Hohes Maß an Vertrauen unter den Akteuren:
    Durch das gemeinsame Handeln in einer Cluster-Initiative entsteht zwischen den Akteuren ein hohes Maß an Vertrauen. Dies ist gerade für den Technologietransfer zwischen den Unternehmen äußerst wichtig. Denn nur in einem vertrauenswürdigen Umfeld sind Unternehmen bereit, technologisch relevantes Wissen auszutauschen. 
  • Cross-Clustering: Identifizierung neuer Innovationspotenziale
    Innovationen entstehen heute vor allem an den Schnittmengen von Branchen, Technologien und Wertschöpfungsketten. Hierzu kann das Cross-Clustering, also die Zusammenarbeit von Cluster-Initiativen unterschiedlicher Schwerpunktsetzung, einen wichtigen Beitrag leisten. Cluster-Initiativen können die systematische Vernetzung mit anderen Cluster-Initiativen verstärken, mit dem Ziel, Innovation zwischen, mit und in Unternehmen zu stimulieren und zwischen den Akteuren aus ganz unterschiedlichen Branchen und Technologien Spill-over-Effekte zu erzielen.

Wie gut Cluster-Initiativen den Technologietransfer unterstützen können, zeigt das Beispiel der Entwicklung eines neuartigen Wirbelsäulenimplantats durch die Firma Orthobion in Konstanz, das in den Clustern Nano-Zentrum Euregio Bodensee e. V. und BioLago engagiert ist. Das Steinbeis-Transferzentrum Nanostrukturen und Festkörperanalytik hat für das aus PEEK-Kunststoff bestehende Implantat eine Titan-Nanobeschichtung entwickelt, die mit dem Sonderpreis "Innovation BW 2013" ausgezeichnet wurde.

Unterstützungsmaßnahmen der ClusterAgentur im Technologietransfer

Die ClusterAgentur hat sich zum Ziel gesetzt, ein fundiertes und praktisch umsetzbares Konzept von Methoden, Instrumenten und Prozessen des Technologietransfers in clusterübergreifenden Technologietransfersystemen zu entwickeln. Dieses soll den Cluster-Initiativen als eine Art Werkzeugkasten zur Verfügung gestellt werden.

Eine entscheidende Bedeutung soll dabei auch die Begleitung von zwei entsprechenden Pilotvorhaben unter intensivem Einbezug des Clustermanagements erhalten. Die Etablierung und Moderation des Transferprozesses soll durch erfahrene Unternehmer unter Nutzung der bestehenden Transferinfrastruktur erfolgen. Dabei steht die Schaffung eines "Vertrauensraums" für Unternehmer und Unternehmen im Vordergrund. Weitere Maßnahmen sind:

  1. Das Innovation-Matching, also die systematische Zuführung von neuen Konzepten und Ideen in CI bzw. Vermittlung von Unternehmen in CI an Auftraggeber (i.d.R. Großunternehmen).
  2. Das Technologie-Scouting, also die Erweiterung des Angebotsportfolios der CIustermanagements in der frühen Phase des Innovationszyklus durch Einbindung von Studierenden einschlägiger Fachrichtungen bzw. KMU.
  3. Die Positionsbestimmung beim Auf- und Ausbau strategischer Innovationspartnerschaften der CI.

Weitere Technologietransfereinrichtungen im Land Baden-Württemberg

Zentrale Bedeutung als Intermediäre in diesen Technologietransferprozessen haben neben den Cluster-Initiativen auch die Technologietransfereinrichtungen im Land: 

  • Insbesondere der Steinbeis-Verbund mit seinen derzeit ca. 550 Zentren in Baden-Württemberg stellt ein im bundesweiten, aber auch im internationalen Vergleich in seiner Vielfalt einzigartiges Angebot bereit und wird bei der konkreten Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen eine wichtige Rolle übernehmen. 
  • Auch die Innovationsberater der IHK und HWK Baden-Württembergs bieten Unterstützung beim Technologietransfer. Sie helfen Unternehmen bei sämtlichen Fragenrund um Technologie und Innovation. Die Innovationsberater machen Technologietrends sichtbar und Technologiepolitik transparent. Zu ihrem Leistungsspektrum gehören die Beratung sowie die Organisation von Veranstaltungen oder auch Technologiebörsen.
Thema des Monats Dezember