Thema des Monats

Mit der Reihe „Thema des Monats” werden monatlich neue inhaltliche Schwerpunkte aufgegriffen, welche den nationalen und internationalen clusterbezogenen Diskurs prägen. Anschaulich und praxisorientiert werden u. a. aktuelle Clustermanagement-Themen, neue Management-Instrumente, Erfolge aus Cluster-Initiativen und landesweiten Netzwerken oder zukünftige Handlungsfelder für Clusterorganisationen dargestellt.

Clustermapping und clusterbasierte regionale Wirtschaftspolitik

Industrielle Transformationsprozesse und das Entstehen neuer Industrien führen zu sich kontinuierlich verändernden Rahmenbedingungen. Diese Veränderungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Entwicklungsmuster zu verstehen, ist die Grundlage einer modernen regionalen Wirtschaftspolitik. Das Clustermapping ist ein anerkanntes Instrument, um diese Trends zu identifizieren und zu überwachen.

Thema das Monats Dez 2015
Konferenz in Bosten 2015

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Clustermappings luden die Harvard Business School (HBS), das U.S. Department of Commerce und die Europäische Kommission führende Experten aus Wissenschaft und Politik am 17.11 bis 18. 11 2015 nach Boston ein, um über die neuesten Trends im Clustermapping und die clusterbasierte regionale Wirtschaftspolitik zu diskutieren sowie um sich über Good Practices auszutauschen. Rund 70 Expertinnen und Experten aus über 20 Ländern nahmen an diesem Event teil. Die ClusterAgentur Baden-Württemberg war ebenfalls eingeladen, das Clusterportal BW als Good Practice vorzustellen.

Prof. Michael Porter eröffnete den Event und zeigte, wie sich das Thema Cluster und die clusterbasierte Wirtschaftspolitik aus seiner Sicht weiterentwickelt haben. Prof. Scott Stern und Dr. Mercedes Delgado stellten neue Erklärungsansätze vor, wie verschiedene Industrien zusammenhängen.

Die wichtigsten Erkenntnisse des Events sind:

1.) Viele Länder bzw. Regionen verfügen bereits über ein ausgefeiltes Clustermapping. Die Europäische Kommission startete ein Clustermapping bereits im Jahr 2007 (http://ec.europa.eu/growth/smes/cluster/observatory/index_en.htm) die USA (http://clustermapping.us/region) und Mexiko (http://mim.promexico.gob.mx/wb/mim/auto_cluster_mapping/_lang/en) 2014. Auch Kanada und Indien haben entsprechende Mapping-Tools in der Entwicklung. Doch aufgrund unterschiedlicher Methoden sind die verschiedenen Mappings allerdings leider nicht direkt vergleichbar. Es bestand Einigkeit darüber, dass eine zunehmende Harmonisierung der Ansätze wünschenswert ist.

2.) Clustermapping ist in den USA ein weit verbreitetes sowie anerkanntes Instrument und stellt oftmals die Grundlage einer evidenzbasierten Clusterpolitik dar. In Europa wird die Bedeutung und Anwendbarkeit des Clustermappings als Instrument für eine moderne Politikgestaltung noch sehr unterschätzt, obwohl es bereits mit dem European Cluster Observatory ein entsprechendes Instrument gibt. Gerade bei der Identifikation neuer Industrien und damit verbundener regionaler Cluster sowie für das Monitoring von regionalen Entwicklungen kann ein Mapping wichtige Informationen bereitstellen. Die Experten von Harvard und MIT zeigten hier sehr interessante Beispiele.

3.) Bei der gezielten Förderung von Cluster-Initiativen verfügt Europa über langjährige Erfahrungen, während dieses Instrument zur regionalen Wirtschaftsförderung in den USA noch vergleichsweise neu ist. Aktuell werden rund 60 Cluster-Initiativen in den USA gefördert, wobei die Förderkonditionen und damit verbundenen Förderansätze vergleichbar mit den europäischen sind. So fördert die Small Business Administration 14 Cluster-Initiativen degressiv über drei Jahre mit insgesamt 500.000 EUR.

4.) Clusterportale spielen als Element einer ganzheitlichen Clusterpolitik eine zunehmende Rolle. Hierbei wurde von den Experten besonders hervorgehoben, dass derartige Portale mehr als nur Informationen z. B. zu Cluster-Initiativen oder Clustermappings bereitstellen müssen. Sie sollten sich darüber hinaus insbesondere an verschiedene Zielgruppen (Politik, Clustermanagements, Wirtschaftsförderer sowie die Wissenschaft) richten. Zudem müssen sie mehr bieten können als nur Newsletter und Informationsveranstaltungen. Vor diesem Hintergrund wurde das Clusterportal BW als sehr gutes Beispiel bewertet, da diese o. g. Erfolgsfaktoren überwiegend erfüllt sind.

5.) Gutes Clustermanagement und die Sichtbarkeit von exzellenten Cluster-Initiativen werden als wichtige Erfolgsfaktoren zur Initiierung von internationalen Kooperationen angesehen. Gerade die starke Ausrichtung der amerikanischen Cluster-Initiativen auf konkrete Mehrwerte und eine nachhaltige Geschäftsgenerierung für deren Mitglieder führen dazu, dass die Initiierung von internationalen Kooperationen professionell und bedarfsorientiert abläuft. Vor diesem Hintergrund besteht seitens der Cluster-Initiativen in den USA ein hohes Interesse daran, einen schnellen Zugang zu exzellenten Cluster-Initiativen in Europa zu erhalten. Hier bietet das European Secretariat for Cluster Analysis ein passendes Clusterportal (www.cluster-analysis.org). Während des Workshops wurde auch die erste Cluster-Initiative in den USA mit dem Bronze-Label nach der ECEI-Ansatz ausgezeichnet.

6.) Das US Department für Commerce und die Europäische Kommission vereinbarten, dass im Rahmen der Umsetzung des bilateralen Memorandum of Understanding (MoU) 2016 verschiedene Maßnahmen implementiert werden, um die Kooperation zwischen Cluster-Initiativen aus Europa und den US zu initiieren. Der Expertenworkshop wird auf der HannoverMesse 2016 fortgesetzt.

Zwei zentrale Botschaften konnten die meisten Teilnehmer mit nach Hause nehmen. Zum einen stellt das Clustermapping nicht nur für politische Akteure sondern auch für Clustermanagements ein gutes Instrument dar, interessante Regionen für internationale Kooperationen zu identifizieren. Mit dem Mappingtool für Cluster-Initiativen (www.cluster-analysis.org) können darüber hinaus leistungsfähige Clustermanagements identifiziert werden. Zum anderen gibt es nunmehr in den USA auch eine relevante Anzahl von Cluster-Initiativen, was im Kontext der Internationalisierung ein interessanter Sachverhalt ist.

Ansprechpartner/-in
ClusterAgentur Baden-Württemberg
Dr. Gerd Meier zu Köcker
Willi-Bleicher-Straße 19
70174 Stuttgart
Telefon
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E-Mail
mzk(at)clusteragentur-bw(dot)de