Thema des Monats

Mit der Reihe „Thema des Monats” werden monatlich neue inhaltliche Schwerpunkte aufgegriffen, welche den nationalen und internationalen clusterbezogenen Diskurs prägen. Anschaulich und praxisorientiert werden u. a. aktuelle Clustermanagement-Themen, neue Management-Instrumente, Erfolge aus Cluster-Initiativen und landesweiten Netzwerken oder zukünftige Handlungsfelder für Clusterorganisationen dargestellt.

Clusterpolitik Baden-Württembergs im europäischen Vergleich

Viele Regionen in Europa haben in der jüngsten Vergangenheit ihre regionalen Innovationsstrategien aktualisiert. Hintergrund hierfür war zum einen die Tatsache, dass die Europäische Kommission die Existenz einer derartigen „Smart Specialisation Strategy” (Regionale Spezialisierungsstrategie) zur Grundlage für die nächste EFRE-Strukturförderperiode 2014 - 2020 gemacht hat. Zum anderen haben viele Regionen erkannt, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit durch eine Fokussierung auf regionale Stärken erheblich gesteigert werden kann.

Thema des Monats Juli Portfolioanalyse
Portfolioanalyse: Fokussierung der Clusterpolitik versus Kontinuität der Clusterpolitik

Was in der Theorie einfach und plausibel klingt, ist in der Praxis recht komplex. Es stellen sich für die regionale Innovationspolitik eine Reihe von Fragen: Welches sind die besten Instrumente zur Implementierung der regionalen Spezialisierungsstrategien? Wie können Cluster-Initiativen (CIs) diese neue Rolle als aktive Partner für die regionale Clusterpolitik übernehmen? Wie sieht die zukünftige Zusammenarbeit zwischen CIs und Politik aus? Wie können die CIs dabei unterstützt werden?

Das MFW hat daher im Rahmen der Initiative 4-Motoren für Europa ein sogenanntes Peer Review initiiert, in dessen Rahmen sich die führenden Regionen Europas bezüglich ihrer regionalen Clusterpolitik vergleichen konnten. Ein derartiger Peer Review ist eine willkommene Positionsbestimmung (wo steht die Clusterpolitik Baden-Württembergs im internationalen Vergleich?) und ermöglicht es, von anderen Regionen zu lernen (Welche neuen Konzepte funktionieren in anderen Regionen besonders gut?). Es geht hierbei nicht um ein Ranking, sondern vielmehr um einen Prozess des "voneinander Lernens". Neben den 4-Motoren-Regionen (Katalonien, Lombardei, Rhone-Alpes und Baden-Württemberg) nahmen auch andere starke Regionen teil, wie z. B. Skane (Südschweden), welche die innovativste Region bis 2020 werden möchte, und Massachusetts (USA).

Wesentliche Ergebnisse des Peer-Reviews

Kontinuität und Flexibilität der Clusterpolitik sind wesentliche Erfolgsgaranten
Eine wichtige Erkenntnis des Peer Reviews war es, dass eine hohe Kontinuität der Clusterpolitik, verbunden mit einer hohen Flexibilität bei deren Implementierung als eine der zentralen Erfolgsfaktoren angesehen werden kann. Hier sind neben Baden-Württemberg vor allem Regionen, wie Lombardei, Rhones-Alps und Massachusetts zu nennen. Für all diese Regionen ist es charakteristisch, dass sie seit vielen Jahren eine aktive Clusterpolitik betreiben, die sich über die Jahre an die jeweils wechselnden Rahmenbedingungen angepasst hat.

Die Einbindung aller Beteiligten ist ein Garant für eine hohe Akzeptanz der Clusterpolitik
Die Ergebnisse des Peer Review zeigen, dass eine frühzeitige, aktive Einbindung der Zielgruppe der Clusterpolitik wesentlich für eine hohe Bedarfsorientierung und Akzeptanz der clusterpolitischen Maßnahmen ist. Als vorbildlich kann hier die Region Skane angesehen werden, die es in beeindruckender Art und Weise geschafft hat, die Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik sowie regionale Wirtschaftsförderer, etc. gemeinsam in den Prozess der Entwicklung der Clusterpolitik aktiv einzubinden. In Baden-Württemberg stellt der Cluster-Dialog ein wichtiges Instrument dar, um relevante Akteure in den Prozess Gestaltung der Clusterpolitik zu integrieren. Daher wurde der Cluster-Dialog seitens der Partner des Peer Reviews als sehr gutes clusterpolitisches Instrument bewertet.

Integration von CIs in den Prozess der Politikgestaltung
Die Mehrzahl der teilnehmenden Regionen hat in der jüngsten Vergangenheit begonnen, die leistungsfähigen CIs aktiver als bisher in den Prozess der Gestaltung und Implementierung der Clusterpolitik einzubinden, um so die cluster- und innovationspolitischen Zielsetzungen besser zu erreichen. So basiert z. B. die gesamte regionale Spezialisierungsstrategie von Skane primär auf den individuellen Strategien der sechs regionalen CIs. Die Region Skane ist daher ein gutes Beispiel, wie Clusterpolitik und CIs eng zusammenarbeiten können. Auch das MFW hat begonnen, die CIs mit dem Cluster Exzellenz Baden-Württemberg Label verstärkt für cluster- und innovationspolitische Prozesse zu nutzen.

Nachhaltige Clusterförderung beinhaltet verschiedene Förderelemente
Der Peer Review hat auch gezeigt, dass eine nachhaltige Clusterförderung vor allem dann erreicht werden kann, wenn die relevanten Förderprogramme flexibel und bedarfsorientiert konzipiert sind. Die Clusterpolitik in Baden-Württemberg verfügt über ein breites Spektrum an Programmen zur Förderung von CIs, z. B. die CLIP-Förderung, Internationalisierung von CIs, RegioWin oder die ClusterAgentur Baden-Württemberg. Dieses breite sowie bedarfsorientierte Förderspektrum kann mit als führend in Europa angesehen werden. Als weiteres gutes Beispiel sei an dieser Stelle die Region Katalonien genannt, die neben der direkten Förderung der Clustermanagements auch ein Förderprogramm implementiert hat, welches individuelle clusterrelevante Projekte fördert. Hierbei ist der Begriff "Projekt" bewusst flexibel zu verstehen.

Eine moderne Clusterpolitik nutzt verstärkt Institutionen zur Implementierung
Moderne Clusterpolitik ist vergleichsweise komplex, insbesondere dann, wenn sie nicht nur als reine "Clusterförderungspolitik" verstanden wird. Es ist daher nicht verwunderlich, dass alle teilnehmenden Regionen in der Vergangenheit Institutionen beauftragt haben, die die relevanten Ministerien bei der Implementierung der Clusterpolitik unterstützen. Baden-Württemberg hat mit der Etablierung der ClusterAgentur Baden-Württemberg im Jahre 2014 auch diesen Schritt unternommen. Das Aufgabenspektrum der ClusterAgentur Baden-Württemberg ist im Vergleich zu ähnlichen Institutionen der Vergleichsregionen deutlich ambitionierter und konsequenter auf Clustermanagement-Exzellenz, Internationalisierung von CIs und Technologietransfer ausgerichtet.

Evaluation und Wirkungsmessung der Clusterpolitik ist immer noch eine Herausforderung
Evaluation und Wirkungsmessung spielen in der Clusterpolitik bisher eher eine untergeordnete Rolle, obwohl diese zur aktiven Politikgestaltung als überaus wichtig angesehen wird. Einzig die Region Rhone-Alpes hat erste Elemente für ein Evaluationssystem für CIs etabliert. Das MFW hat in der jüngsten Vergangenheit erste Schritte unternommen ein Ergebnis- und Wirkungsmonitoring zu entwickeln, welches sowohl die Clusterpolitik als auch die clusterspezifischen Fördermaßnahmen adressieren kann. Die TeilnehmerInnen des Peer Review haben sich darauf verständigt, gemeinsam an einer Entwicklung eines Evaluationssystems zu arbeiten. Ziel ist es, mit Hilfe eines derartigen Systems ein Instrument zur aktiven Politikgestaltung verfügbar zu haben.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Clusterpolitik Baden-Württemberg im internationalen Vergleich mit führend ist. Gerade die jahrelange Kontinuität der Clusterpolitik bei einer gleichzeitig hohen Flexibilität der Fördermaßnahmen hat sich als Erfolgsfaktor erwiesen. Gleichzeitig hat es sich auch gezeigt, dass einige Regionen sehr interessante Ansätze implementiert haben, wie leistungsfähige CIs als Partner der Cluster- und Innovationspolitik einbezogen werden können. Das Thema Evaluation als Instrument der aktiven Politikgestaltung wird sicherlich seitens der Clusterpolitik in Baden-Württemberg aktiver als bisher verfolgt werden.

Thema des Monats Juli Zitat Pezzi
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