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cyberLAGO:" Im neuen Lernen ist eine andere Denkweise nötig“ – Ein Interview über das Lernen in der Zukunft und die Rolle der Gamification bei Seminaren

Am 15. Februar gibt Claudia Haußmann in einer 5-tägigen Challenge Impulse zur Gestaltung von interaktiven Online Workshops – einem Baustein aus ihrem „Methodenkoffer“ für berufliche und persönliche Weiterentwicklung. Als Product Owner und Agile Coach hat Sie jahrelange Erfahrung in der Gestaltung und Moderation von interaktiven Workshops gesammelt. Die Wirtschaftsinformatikerin ist Trainerin bei der butterflying Akademie in Lindau. Seit 2014 ist sie (Mit-) Gestalterin der neuen Arbeitswelt, in dessen Rahmen sie Menschen hilft, sich „von der Raupe zu einem Schmetterling zu entwickeln.“ Mit cyberLAGO e.V. sprach Claudia Haußmann vor dem Seminar über das Lernen in der Zukunft, die Langweile vor dem Bildschirm und die Rolle der „Gamification“ bei Seminaren.

Hat sich unsere Art des Lernens in Corona-Zeiten geändert?

Durch Corona ist das Angebot an Wissen aus den unterschiedlichen Bereichen gewachsen. Ich bezeichne dies gerne als Blumenstrauß, aus dem nun jeder die schönsten Blumen für sich pflügen kann – ohne wie früher eine lange Anreise in Kauf nehmen zu müssen. Auch im Bereich der Tools gibt es viele Verbesserungen und mehr Auswahl. Dadurch ist meiner Meinung nach die Möglichkeit des Lernens schneller und vielfältiger sowie kollaborativer geworden. Teilweise wurden aber leider auch die Inhalte 1:1 von Offline zu Online übertragen ohne gezielt nach Methoden und/oder Tools zu suchen, die die unterschiedlichen Lerntypen unterstützen.

Deine Mission ist das lebenslange Lernen. Warum ist stetige Weiterbildung heute wichtiger denn je?

Das lebenslange Lernen ist ein wesentlicher Teil der neuen Denk- und Handlungsweise. Die heutigen Probleme werden zunehmend komplexer. Durch die zunehmende Digitalisierung und die damit zusammenhängenden Technologien hat unser Wissen eine immer kürzere Halbwertzeit. Das oben beschriebene Umfeld der neuen Arbeitswelt bietet aber auch die Chance, sich immer wieder in neuen Bereichen weiterzuentwickeln, die einen auch persönlich interessieren.

Kurzer Blick in die Zukunft: Wie und mit welchen Methoden lernen wir in einem Jahrzehnt?

Meiner Meinung nach wird die Künstliche Intelligenz maßgeblich das Lernen in der Zukunft prägen. Durch die Unmengen an verfügbaren Informationen wird die KI uns beim Filtern helfen und unsere Lernaktivitäten sinnvoll unterstützen. Zusätzlich wird sich die AR/VR Technologie flächendeckend in unser Umfeld einfügen. So werden Simulationen realitätsnah durch VR Brillen unterstützt. Wir werden unseren digitalen Lernhelfer immer bei uns als Wearable mit AR Interaktion dabeihaben. Es wird sich dadurch auch das Microlearning durchsetzen, um zeit- und ortsunabhängig den nachhaltigen Wissensaufbau zu fördern.

Was erwartet die Teilnehmer bei deiner Challenge, die am 15.Februar beginnt?

Es gibt 5 Tage lang insgesamt 10 Impulse, wie ein Workshop interaktiver gestaltet werden kann. In dieser Woche beschäftigen wir uns mit jeder Phase eines Workshops, um die kreative Zusammenarbeit zu verbessern. Die Impulse mit Aufgaben kommen jeden Morgen per E-Mail in das Postfach. Jeder kann sich somit seine Zeit frei einteilen, wann und wie er die Informationen verarbeiten will. Der Austausch in der Gruppe findet in einer geschlossenen Facebook Gruppe statt. An vier Abenden treffen wir uns dann gemeinsam im Facebook Room, um die vorgestellten Methoden zusammen und vor allem interaktiv auszuprobieren. Mit dabei sind zahlreiche Warm-Up Übungen und Energizers sowie ein interaktives Diskussionsformat.

Welches sind die wichtigsten Tipps, damit (Online-) Seminar-Teilnehmer bis zum Schluss dabeibleiben?

Ein wichtiger Tipp ist die Einbeziehung der Teilnehmer durch Interaktion, aber auch durch Einsatz von bewussten Medienbrüchen und regelmäßigen Pausen. Die Vermeidung der Überforderung ist ebenfalls ein wichtiges Thema. Daher gilt für die verwendeten Tools unbedingt: Weniger ist mehr. Zudem sollte das Tool niemals im Vordergrund stehen und dem Ziel dienen. Es sollte nur ein Mittel zum Zweck sein.

Du arbeitest ja viel mit dem „Gamification“ -Prinzip. Was ist der Vorteil?

Ich verwende das Gamification Prinzip gerne, um bestehende Arbeitsprozesse und komplexe Themen mit spielerischen Elementen anzureichern. Durch den gemeinsamen Spaß entsteht eine hohe Emotionalität und Motivation, die zu einer andere Perspektive führt. Zudem bietet mir dies die Möglichkeit, einen sogenannten geschützten Raum zum Experimentieren zur Verfügung zu stellen. In diesem können die Teilnehmer in der Gruppe gefahrlos neue Arbeits- und Verhaltensweisen ausprobieren und sich schrittweise den gegebenen Problemstellungen nähern.

Viele Persönlichkeits-Trainer sind erfolgreich auf Online-Seminare umgestiegen. Wird es nach Corona überhaupt noch Präsenz-Seminare geben?

Ich gehe davon aus, dass es Mischformen geben wird. Es gibt Themen, die sich durch persönliche Interaktion schneller und vor allem besser lösen lassen. Auch das Thema Vertrauen ist nicht zu unterschätzen. Bei der persönlichen Nähe stößt der virtuelle Raum irgendwann an seine Grenzen, vor allem wenn eine tiefergehende Zusammenarbeit angestrebt wird. Daraus ergeben sich Mischformen wie zum Beispiel wechselnde Veranstaltungen zwischen Online und Präsenz (abhängig vom Thema) oder hybride Veranstaltungen, d.h. an einem Termin ist ein Teil vor Ort in Präsenz und ein anderer Teil Online zugeschaltet.

Quelle: cyberLAGO