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Diagnostik der Zukunft soll schneller und individueller werden – Industrie, Forscher und Ärzte kooperieren

Die Verfahren zum Aufspüren von Krankheiten werden zukünftig zunehmend personalisierter, automatisierter und patientenschonender. Doch bevor Patienten von neuen Technologien profitieren, müssen diese zunächst an die Prozesse im Klinikalltag angepasst werden. Wie das in Zukunft gelingen kann, diskutierten über 50 Experten aus Industrie, Forschung und Medizin beim Forum „Diagnostik 2020“ am Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen.

Diagnostik 2020, Quelle: microTEC Südwest e.V.

Im Kern der Veranstaltung mit Teilnehmern aus Deutschland und der Schweiz stand die Frage, wie durch moderne Diagnoseverfahren der Klinikaufenthalt von Patienten verkürzt werden kann und wie sich neue Technologien der Diagnostik schneller in den Klinikalltag integrieren lassen.

Professor Paul Graf La Rosée, Direktor der II. Medizinischen Klinik am Schwarzwald-Baar Klinikum, berichtete über aktuelle Fortschritte und Herausforderungen in der Krebsdiagnostik. So seien besonders schonende innovative Verfahren, wie die Tumorerkennung im Blut anstelle schmerzhafter Gewebeentnahmen (Liquid Biopsy), bereits heute verstärkt im Klinikeinsatz. Am Beispiel des Lungenkrebses zeige sich zudem deutlich der Nutzen von personalisierter Medizin: Neue genetische Tests der Tumore führen immer mehr zu individuell zugeschnittenen Behandlungsmöglichkeiten, wodurch die Patienten mit längeren Überlebenszeiten profitieren. Welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit neue Diagnoseverfahren den Weg in die klinische Versorgung finden, darüber informierte Dr. Anne Rummer vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln. Wie Rummer sagte, müsse der Nutzen und die Sicherheit eines neuen Verfahrens in jedem Fall mit aussagekräftigen Studien belegt werden. Dr. Simone Brunner-Zillikens vom Labor Dr. Brunner in Konstanz gewährte schließlich Einblicke in die moderne Analyse von Patientenproben. In den letzten Jahren haben vollautomatisierte, intelligente Laborstraßen zu einer schnelleren und besseren Diagnostik geführt. Eine große Herausforderung für die Zukunft sei, so Brunner, die stetige Zunahme antibiotikaresistenter Erreger.

Im Anschluss an die Vorträge fanden drei parallele Workshops statt, in denen Mediziner ihren Bedarf an neuen Diagnoseverfahren vorstellten und gemeinsam mit Vertretern aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen mögliche Lösungsansätze hierfür diskutierten. Im Fokus standen hierbei die Diagnostik von Krebserkrankungen, Schnelltests zum Nachweis gefährlicher Krankenhauskeime sowie die Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen.

In den Workshops wurde festgestellt, dass die heute vorhandenen Diagnoseverfahren oftmals deutlich schneller werden müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre eine gemeinsame Datenbank, in der die Patientendaten gespeichert werden und auf die alle Kliniken zugreifen könnten, eine wesentliche Unterstützung. Hierzu müssten aber vorab die datenrechtlichen Aspekte geklärt werden. Außerdem wurde konstatiert, dass ein einheitlicher, verbindlicher diagnostischer Leitfaden für die Diagnostik generell eine deutliche Erleichterung im Klinikalltag wäre. Hierzu müsste eine entsprechende Software entwickelt werden, die eine Verbindung zwischen Laboren und Kliniken enthält.

Im DiagNET soll zu diesem Thema eine neue Arbeitsgruppe mit dem Titel „Differenzierung bei Infektionen“ gegründet werden, mit dem Ziel einer Projektskizze für die Realisierung eines geförderten F&E-Projekts.

Veranstalter des Forums waren das Gesundheitsnetzwerk BioLAGO e.V., der Spitzencluster microTEC Südwest e.V., die Landesgesellschaft BIOPRO Baden-Württemberg GmbH sowie das Schwarzwald-Baar Klinikum. Kooperationspartner des Treffens war das durch die EU im Interreg-Programm geförderte internationale Kompetenznetz für Diagnostik „DiagNET“.

Quelle: microTEC Südwest