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Diagnostik wird schneller und individueller – Industrie, Forscher und Ärzte kooperieren

Die Verfahren zum Aufspüren von Krankheiten werden in Zukunft zunehmend personalisierter, automatisierter und patientenschonender. Doch bevor Patienten von neuen Technologien profitieren, müssen diese zunächst an die Prozesse im Klinikalltag angepasst werden. Wie das in Zukunft gelingen kann, diskutierten über 50 Experten aus Industrie, Forschung und Medizin am 7. Juni 2018 beim Forum „Diagnostik 2020“ am Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen.

Im Zentrum der parallelen Workshops am Nachmittag standen diagnostische Fragestellungen von Medizinern, für die gemeinsam Lösungen erörtert wurden. Quelle: BioLAGO
Im Zentrum der parallelen Workshops am Nachmittag standen diagnostische Fragestellungen von Medizinern, für die gemeinsam Lösungen erörtert wurden. Quelle: BioLAGO

Im Kern der Veranstaltung mit Teilnehmern aus Deutschland und der Schweiz stand die Frage, wie durch moderne Diagnoseverfahren der Klinikaufenthalt von Patienten verkürzt werden kann und wie sich neue Technologien der Diagnostik schneller in den Klinikalltag integrieren lassen. Professor Paul Graf La Rosée, Direktor der Klinik für Innere Medizin II Onkologie, Hämatologie, Immunologie, Infektiologie und Palliativmedizin am Schwarzwald-Baar Klinikum, berichtete über aktuelle Fortschritte und Herausforderungen in der Krebsdiagnostik. So seien besonders schonende innovative Verfahren, wie die Tumorerkennung im Blut anstelle schmerzhafter Gewebeentnahmen, bereits heute verstärkt im Klinikeinsatz. Am Beispiel des Lungenkrebses zeige sich zudem deutlich der Nutzen von personalisierter Medizin: Neue genetische Tests der Tumore führen zu individuell zugeschnittenen Behandlungsmöglichkeiten, wodurch die Patienten mit längeren Überlebenszeiten profitieren. Welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit neue Diagnoseverfahren den Weg in die klinische Versorgung finden, darüber informierte Dr. Anne Rummer vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln. Wie Rummer sagte, müsse der Nutzen und die Sicherheit eines neuen Verfahrens in jedem Fall mit aussagekräftigen Studien belegt werden. Dr. Simone Brunner-Zillikens vom Labor Dr. Brunner in Konstanz gewährte Einblicke in die moderne Analyse von Patientenproben. In den letzten Jahren haben vollautomatisierte, intelligente Laborstraßen zu einer schnelleren und besseren Diagnostik geführt. Eine große Herausforderung für die Zukunft sei, so Brunner, die stetige Zunahme antibiotikaresistenter Erreger.

Für eine verbesserte Diagnostik: Reger Expertenaustausch in parallelen Workshops
Im Anschluss an die Vorträge fanden mehrere Workshops statt, in denen Mediziner ihren Bedarf an neuen Diagnosetests vorstellten und gemeinsam mit Unternehmen und Forschern Lösungsansätze diskutierten. Im Fokus standen hierbei die Diagnostik von Krebserkrankungen, Schnelltests zum Nachweis gefährlicher Krankenhauskeime sowie die Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen. Veranstalter waren das Gesundheitsnetzwerk BioLAGO e.V., der Cluster microTEC Südwest e.V., die Landesgesellschaft BIOPRO BadenWürttemberg GmbH sowie das Schwarzwald-Baar Klinikum. Kooperationspartner des Treffens war das durch die EU im Interreg-Programm geförderte internationale Kompetenznetz für Diagnostik „DiagNET“.

Quelle: BioLAGO