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microTec: Ein Zuhause für Ideen: Das war die Clusterkonferenz 2025

Am 19. und 20. Mai wurde das Kongresshaus Baden-Baden zum Zentrum für Mikrosystemtechnik, Innovation und Netzwerken. Rund 200 Teilnehmende aus Industrie, Forschung und Politik waren vor Ort. Die Clusterkonferenz wurde so zu einem Ort des Austauschs auf Augenhöhe, mit Raum für Debatten, guten Gespräche und einem Gemeinschaftsgefühl, das von vielen als fast schon familiär beschrieben wurde. Eben ein Ort, an dem man nicht nur teilnimmt, sondern ankommt und es gewünscht ist, dass man sich einbringt. Oder wie eine Teilnehmerin es formulierte: „Hier bin ich zu Hause.“

Bildlicher Eindruck von der Clusterkonferenz 2025.
Quelle: microTEC Südwest e.V.

Politik, die Türen öffnet

Nach der Mitgliederversammlung von microTEC Südwest eröffnete Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, die Konferenz mit einem klaren Plädoyer für technologiegetriebene Standortpolitik. „Innovation schafft Zuversicht“, sagte sie und traf damit den Ton der Tage. Gerade für den Mittelstand sei die Unterstützung bei der Umsetzung neuer Technologien entscheidend.

Staatsminister Dr. Jörg Krauss betonte am Abend die Notwendigkeit starker Transferstrukturen und regionaler Netzwerke. Seine Offenheit für echten Dialog wurde von vielen als wohltuendes Signal wahrgenommen.


Quantensprünge, Diagnosechips und das große Ganze

Mit Dr. Volkmar Denner (ehemaliger CEO Bosch) begann das Fachprogramm direkt mit Substanz: Seine Keynote zur Quantensensorik spannte den Bogen vom Labor zur Anwendung. Konzentriert, anschaulich, praxisnah.

Es folgten Beiträge, die tiefe Einblicke in aktuelle Entwicklungen gaben:

  • Stefan Wunderer (Nokia): 6G als Innovationsplattform – nicht theoretisch, sondern konkret.
  • Lars Tebje (Bosch Sensortec): Der kleinste MEMS-Beschleunigungssensor der Welt. Kleiner als ein Salzkorn, aber mit Spracherkennung. Neue Größenordnung, neue Anwendungen.
  • Johannes Ehrlich (Fraunhofer ISC): Batteriemodule mit Elastomer-Sensorik – weich, robust, präzise.
  • Heloise Vincent (Bosch) und Abanoub Aziz (IMTEK): Mikrofluidische Chips und Analyseplattformen für die Einzelzell-Diagnostik.
  • Johan Liotier (IMTEK): Reversible Polymerbeschichtungen; Materialien in den Kreislauf zurückzuführen, ist keine Vision mehr.

Ein besonderes Highlight: SmartBagEco ist ein studentisches Projekt zur Füllstandsmessung in medizinischen Flüssigkeitsbeuteln. Einfach, smart, wirkungsvoll. Ausgezeichnet als bestes Posterprojekt des Formates Young Talents meet Industry.

 

Vielfalt trifft Tiefe

Hier boten sich den Teilnehmenden thematische Breite und hochkarätige Nachwuchsbeiträge rund um Smarte Diagnostik.

  • Sven Schumayer (HS Furtwangen): Intraokulare Implantate zur Messung von Biopotenzialen
  • Isabell Jauch (Bosch): Quantensensoren für biomagnetische Signale
  • Lena Schad (IMS CHIPS): Nahinfrarotdetektoren auf Germanium-Basis

Auch in der Diagnostik-Session wurde klar: Durch Einzelzellanalytik, funktionale Oberflächen und nachhaltige Werkstoffe wird Forschung anwendungsnah, präzise und gesellschaftlich relevant.

Der Tag endete an der Bosch-Bar mit Musik, Gesprächen und Cocktails, und wurde am nächsten Morgen um 9 Uhr (mit mehr oder weniger Kaffee) fortgesetzt.

 

Produktion, Robotik, KI

Der zweite Tag zeigte, wie Mikrosystemtechnik in der Fertigung wirkt und welche Fragen sich dabei stellen:

  • Arne Nordmann (NEURA Robotics): Kognitive Robotik – konkret, klug, kein Hype.
  • Viacheslav Gromov (AITAD): Embedded-KI ist Realität. Unternehmen sollten „vom Beifahrersitz in den Fahrersitz wechseln“.
  • Dr. Michael Overdick (SICK): KI braucht mehr als PowerPoint, sondern Strategie, Nutzwert und gutes UX-Design.
  • Jonas Illg (acp systems): Robotik, die Wafer mikrometergenau bewegt
  • Daniela Collin (Fraunhofer ISC): Papier als Leiterplattenmaterial als echter Nachhaltigkeitsansatz
  • Sascha Blümle (YUMA): Pick-by-Light neu gedacht, und zwar schlank, digital, effektiv
  • Stefan Rössel (4IoT): Das Produktivitätsparadoxon, oder warum Digitalisierung nicht automatisch Effizienz bringt

Unser Learning: Technologie ohne Strategie bleibt Show. Nur wenn Technik, Anwendung und Organisation zusammenspielen, entsteht Wirkung.

 

Young Talents meet Industry als Bühne für Zukunft

Die Postersession war für viele das Herzstück der Konferenz: über 20 Einreichungen, viel Resonanz, starke Beiträge. Drei der vier prämierten Poster stammten von Nachwuchswissenschaftlerinnen – ein eindrucksvolles Zeichen für die Vielfalt in der Branche.

„Die Preisverleihung war genial. So viele junge Menschen mit Haltung und Lust auf Verantwortung“, so eine Stimme aus dem Publikum. Möglich gemacht wurde das durch engagierte Sponsoren und ein neues Format, das aufging.


Atmosphäre, Begegnung, Organisation

Woran erinnert man sich? An Vorträge, ja. An Fachgespräche auch. Aber vor allem an die Menschen.

„Die Konferenz war ein Ort echter Begegnung, zwischen Expertinnen und Nachwuchskräften, Forschung und Wirtschaft“, so ein Kommentar aus dem microTEC-Team.

Offen, kollegial, motivierend. Und auch: professionell organisiert, durchdacht, mit Liebe zum Detail.

 

Was bleibt?

Die Innovationsgeschwindigkeit steigt, aber viele Unternehmen treten noch auf der Stelle. Was wirklich zählt: Technologie, die umsetzbar ist. Ideen, die tragen. Und Menschen, die Verantwortung übernehmen.

Die Clusterkonferenz 2025 hat genau das sichtbar gemacht. Mit Haltung, mit Wirkung und mit dem Gefühl: "Hier sind wir nicht nur dabei. Hier gestalten wir mit. Wie in einer Familie eben."

 

Quelle: microTEC Südwest e.V.