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Erfolgreich mit dem Leichtbau der nächsten Generation

Über 300 Teilnehmern aus dem In- und Ausland nutzten den 5. Technologietag Hybrider Leichtbau als Plattform um neue Geschäftskontakte zu knüpfen und sich über die neuesten Trends im Leichtbau zu informieren.

Quelle: Leichtbau BW
Quelle: Leichtbau BW

Das Thema Konzept-Leichtbau zog sich in diesem Jahr wie ein roter Faden durch das Programm des Technologietags Hybrider Leichtbau - so widmeten sich zahlreiche Vorträge dem "Leichtbau der nächsten Generation", wie Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH, zu Beginn der zweitägigen Fachkonferenz sagte. Wie im Vorjahr kamen über 300 Teilnehmer auf die Stuttgarter Messe, darunter auch zahlreiche Besucher aus dem Ausland, um sich bei der größten Veranstaltung zum hybriden Leichtbau über die neuesten Trends im Leichtbau zu informieren und um neue Geschäftskontakte zu knüpfen.

Einer der Schwerpunkte lag beim 5. Technologietag Hybrider Leichtbau auf dem Thema Konzept-Leichtbau. "Zu fragen, welche Funktionalität ein Produkt genau erfüllen muss und wie Design und Konstruktion dann aussehen müssen, um diese identifizierten Funktionen zu erfüllen - das verstehen wir unter dem Begriff Konzept-Leichtbau. Es geht darum ein Produkt wirklich von Grund auf als Ganzes komplett neu zu denken", erklärte Dr. Wolfgang Seeliger. "Der Konzept-Leichtbau ist der Leichtbau der nächsten Generation, mit dem in den kommenden Jahren eine Massenersparnis von nicht nur zehn Prozent möglich ist, sondern zum Beispiel von 50 Prozent oder mehr", meint Seeliger.

Leichtbau als „Geisteshaltung“

Doch wo liegen diese Potentiale genau? Beim Technologietag wurden beispielsweise erstmals Ergebnisse einer neuen Studie vorgestellt: Prof. Horst E. Friedrich vom DLR Institut für Fahrzeugkonzepte präsentierte in seiner Keynote über zukünftige Leichtbauanwendungen auch das Konzept eines modularen Fahrzeugs. Die Idee dahinter: Ein sogenanntes Driveboard, welches sozusagen die fahrende Basis des Fahrzeugs bildet, wird mit Kapseln als Aufbau für verschiedene Einsatzzwecke bestückt. „Durch die Wechselaufbauten kann das Driveboard verschiedene Fahrzeuge ersetzen, die sonst nicht optimal genutzt wären. So kann das Driveboard etwa im Wechsel mit verschiedenen Kapseln den Transport von Personen oder Waren übernehmen“, erklärte Prof. Friedrich. Aber welche Rolle spielt hier der Leichtbau?: „Um eine möglichst hohe verfügbare Nutzlast bei den modularen Fahrzeugen zu erreichen und auch die maximalen Achslasten einzuhalten, brauchen wir clevere Beiträge auch vom systemischen Leichtbau – denn wenn man das Gewicht des Fahrzeugs verringern kann, kann man es im gleichen Zug mit einer größeren Ladung bestücken und so ‚das Fahrzeug‘ im Gesamtverkehrssystem besser ausnutzen“, sagte Dr. Gerhard Kopp vom DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte. Daher appellierte Prof. Friedrich am Ende seiner Keynote: „Ich bin der Meinung, dass Leichtbau eine techno-kulturelle Geisteshaltung ist beziehungsweise sein sollte.“

Konzepte für Mobilität und die Stadt von morgen

Das Expertengespräch am ersten Veranstaltungstag stand unter dem Titel „Neue Perspektiven für den Leichtbau“. Dabei ging es vor allem um Fragen der Mobilität und Architektur der Zukunft. „Die Fahrzeugkonzepte folgen dem Antriebskonzept“, war sich Martin Zeilinger (Leiter der Vorentwicklung bei Daimler Trucks) sicher. Eine zentrale Herausforderung sei dabei die sich innerhalb eines kurzen Zeitabschnitts entwickelte Vielzahl von Antriebskonzepten, die einen entsprechenden Anstieg an komplexen, leichtbauorientierten Fahrzeugaufbaukonzepten nach sich ziehe und der sich daraus abgeleitete Bedarf einer intensiveren Form der Zusammenarbeit zwischen OEM und Lieferant, meinte Dr. Bernhard Wiedemann (TMG Consultants GmbH) und forderte deshalb: „Insbesondere die KMU-Zulieferer benötigen zukünftig einen noch engeren Abstimmungsprozess mit den Tier 1 und den OEM, um sich für die eigene Planung besser orientieren zu können, welche Fahrzeug- beziehungsweise Leichtbaukonzepte verfolgt werden, und um die Umsetzungschance für eigene Ideenansätze im Leichtbauumfeld erhöhen zu können.“

„Die automobile Zukunft beginnt nicht mehr mit einer neuen Technologie oder einer Konstruktionszeichnung“, sagte Prof. Johann Tomforde (TEAMOBILITY GmbH). Für die Erhaltung und Versorgung der Menschen mit Mobilität brauche man ein emissionsarmes und ressourcenschonendes Gesamtsystem. „Das setzt zum einen eine enge Verquickung von Politik sowie kommunaler Stadt- und Quartiersentwicklung mit neuartigen Produktentstehungsprozessen voraus – und auf der anderen Seite brauchen wir die konsequente Umsetzung von ressourcenschonendem Leichtbau“, appellierte Tomforde. Auf dem Podium ging es dabei auch um das Thema, wie sich das Bild der Stadt verändern könnte. „Die Städte werden zukünftig stärker definieren, welche nachhaltigen und smarten Lösungen sie wollen“, meinte dazu Steffen Braun (Fraunhofer IAO). Welche Rolle der Leichtbau für die Stadt der Zukunft spielen wird, ist auch das zentrale Thema der Fachkonferenz „Leichtbau im urbanen System“ am 18. Juli in Stuttgart. Mehr unter: http://bit.ly/lus2018

Internationales Teilnehmerfeld und neue Geschäftskontakte

Mit erneut über 300 Besuchern knüpfte der 5. Technologietag wieder an den Erfolg und die Teilnehmerzahlen aus dem Vorjahr an. Zur größten Veranstaltung zum hybriden Leichtbau reisten dabei auch zahlreiche Besucher aus dem Ausland an, zum Beispiel aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Südkorea, der Schweiz oder der Tschechischen Republik. Rund zehn Prozent der Teilnehmer kamen in diesem Jahr aus dem Ausland. Daher gab es für zahlreiche Sessions und Vorträge eine Simultanübersetzung ins Englische.

Nach dem Erfolg des vergangenen Jahres wurde der Technologietag 2018 wieder um einen zweiten Veranstaltungstag ergänzt, der ganz im Zeichen des Themas Geschäftsanbahnung stand. Beim B2B-Matching konnten Vertreter von KMUs mit Käufern, Verkäufern und technischen Entwicklern neue Kontakte knüpfen. Partner des B2B-Matchings waren das enterprise europe network und Handwerk International Baden-Württemberg. Und wie kann man Fuß im nordamerikanischen Markt fassen? Antworten gab es vom Transatlantic Cluster for Lightweighting (TraCLight). TraCLight-Mitglieder berichten dazu über ihre Kooperation und bei einem Workshop konnte man Ideen für eigene transatlantische Leichtbauprojekte entwickeln und potenzielle Partner treffen. Eine Neuheit waren in diesem Jahr die drei Branchenforen zu Maschinenbau, Automotive sowie Luft- und Raumfahrt am zweiten Veranstaltungstag.

Innovative Leichtbaulösungen bei der Fachausstellung

Beispiele für Innovation im Leichtbau und Leichtbau zum Anfassen gab es bei der begleitenden Fachausstellung zur Konferenz, bei der elf Unternehmen ihre Leichtbaulösungen präsentierten. Mit HWAJIN Co., Ltd. war erstmals auch ein südkoreanischer Aussteller vertreten. Zum Rahmenprogramm gehörte außerdem die Sondershow der Verbundforschungsprojekte Hybrider Leichtbau.

Auch für Start-ups und Gründer hatte der Technologietag etwas zu bieten: Beim Innovations- und Investmentforum konnten sich die Teilnehmer über Gründungs- und Finanzierungsmöglichkeiten informieren. Spannend waren dabei auch die Pitches von Start-ups, die einen der fünf Slots beim Technologietag ergattern hatten. Das Innovations- und Investmentforum war Teil der diesjährigen CyberOne Roadshow der bwcon.

Organisiert wurde der 5. Technologietag Hybrider Leichtbau im ICS International Congress Center Stuttgart von der Landesagentur für Leichtbau Baden-Württemberg. Partner der Veranstaltung waren in diesem Jahr die Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW), Carbon Composites Baden-Württemberg (CCBW), das Leichtbauzentrum Baden-Württemberg (LBZ), der Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie (LVI), der VDMA Baden-Württemberg, automotive-bw und Bayern Innovativ.

Quelle: Leichtbau BW