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Forum Organic Electronics: 10-jähriges Jubiläum des Heidelberger „InnovationLabs”

Am 20. September 2018 feierte das InnovationLab in Heidelberg, das parallel zur Auswahl und Förderung als Spitzencluster durch das BMBF im Jahr 2008 seine Aktivitäten begonnen hat, sein zehnjähriges Jubiläum. Das InnovationLab bietet als Konzeptlabor die einzigartige Möglichkeit, an einem zentralen Standort alle wesentlichen Schritte bis hin zur Produktion zu untersuchen, inklusive eines Reinraums für nahezu partikelfreie Arbeitsbedingungen. Die Partner aus dem Spitzencluster Forum Organic Electronics arbeiten hier eng auf dem Gebiet der Organischen Elektronik zusammen – einer zukunftsweisenden grünen Technologie zur umweltfreundlichen Energiegewinnung, sparsamen Energieverwendung und ressourcenschonenden Herstellung elektronischer Komponenten.

Wenn Wolfgang Kowalsky die Geschichte des Innovation Lab erzählt, dann erinnert den Zuhörer vieles an die sagenumwobenen Erzählungen aus dem Silicon Valley - wenngleich die Voraussetzungen andere waren. In einer Halle an der Speyerer Straße, in der früher Druckmaschinen standen, legte 2008 ein kleines Team aus Wissenschaftlern los.

Die gebrauchten Möbel, an denen sie arbeiteten, stammten von den Heidelberger Druckmaschinen. "Wir hatten nichts - nur das Geld auf dem Konto", sagt Kowalsky, der zusammen mit Luat Nguyen die Geschäfte des Innovation Lab leitet. Am Donnerstagabend feierten die beiden gemeinsam mit der Belegschaft sowie Wegbegleitern zehnjähriges Bestehen. Mittlerweile betreibt die Einrichtung weit mehr als Grundlagenforschung, produziert sogar selbst entwickelte Produkte wie Hightech-Sensoren.

Die finanzielle Unterstützung der Gesellschafter sorgte dafür, dass schnell Spitzengerät angeschafft werden konnte. Höhepunkt war die Eröffnung des Reinraumlabors im Jahr 2011, in dem die Anzahl der Partikel pro Kubikmeter Luft streng reguliert ist. Denn schon kleinste Verunreinigungen in der Atmosphäre können die Forschungsergebnisse verfälschen. Bei der Eröffnung des Hightech-Labors für gedruckte und organische Elektronik galt als eine mögliche Zukunftsanwendung stets die leuchtende Tapete.

Heute zeigt sich: Es sind weniger verspielte Anwendungen gefragt, dafür praktische. So verkauft das Innovation Lab mittlerweile mit einem Partner Einmal-Drucksensoren an Zahnärzte, mit denen die Beißkraft der Patienten und die Druckstellen detailliert angezeigt werden. Bisher passierte dieser Vorgang wenig "smart" mit Wachspapier.

Die Vorteile des Innovation Lab seien die hohe Automation sowie die schnelle Produktion. Die klassische Fertigung von Sensoren hat laut Nguyen bis zu neun Produktionsschritte. Bei der Drucktechnik gebe es nur noch zwei: Drucken und Trocknen. "Das lässt uns auch hier in Deutschland wettbewerbsfähig produzieren", sagt der Geschäftsführer.

Durch den schnellen Durchlauf könnte in zwei Stunden der komplette Nürburgring bedruckt werden - eine Strecke mit 20 Kilometern Länge. Günstig wäre das allerdings nicht. Die funktionale Tinte kostet bis zu 1000 Euro pro Gramm.

Auch wenn es das Innovation Lab schon zehn Jahre gibt, kommen die Geschäfte erst in den letzten Jahren richtig in Fahrt. Rückenwind gebe das Thema Smart Home beziehungsweise Smart City. Für die Anwendungen seien massenhaft Drucksensoren nötig, die in Heidelberg entwickelt und produziert werden. Namen dürfen die Geschäftsführer Kowalsky und Ngyen nicht nennen.

Zu den Kunden gehörten aber auch Dax-Unternehmen, schon bald könnte ein großer Industriepartner an Bord kommen. "Jetzt blüht der Markt auf", sagt Kowalsky. Im laufenden Jahr soll ein Umsatz von 500.000 Euro erzielt werden, 2019 bereits doppelt so viel. Bis 2025 wollen die beiden Geschäftsführer eine schwarze Null erreichen.

Das sei bei jährlichen Fixkosten zwischen 2,5 und drei Millionen Euro ein sportliches Ziel, so Ngyen. Nicht eingerechnet sind dabei allerdings die Kosten für das Grundequipment. Alleine das Elektronenmikroskop im Labor habe fünf Millionen Euro gekostet.

Das Innovation Lab hat fünf Gesellschafter: BASF, Heidelberger Druckmaschinen, SAP, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie die Universität Heidelberg. Jede Firma oder Institution steuert ihre jeweilige Stärke bei.

Heidelberger Druckmaschinen die Geräte sowie das Know-how im Modifizieren dieser. SAP liefert Software und Wissen rund um das Thema Internet of Things. BASF stellt die Ausgangsmaterialien zur Verfügung, die Universität Heidelberg sowie das KIT betreiben Grundlagenforschung. Das Innovation Lab selbst hat derzeit 25 Mitarbeiter. In den Laboren arbeiten täglich bis zu 100 Forscher von verschiedenen Universitäten, von Startups und natürlich von den Gesellschafterfirmen.

Dass das Innovation Lab heute so erfolgreich ist, war nicht immer absehbar. Gerade in der Anfangszeit sei es schwierig gewesen, die Gesellschafter beisammen zu halten. 2008, als Kowalsky und Co. ihre "Wissenschafts-WG" in Heidelberg gründeten, war schließlich das Jahr, in dem Lehman Brothers pleite ging und die Weltwirtschaftskrise begann.

Bei dieser Meldung handelt es sich um einen Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung der Webseite rnz.de. Der Verfasser der Pressemitteilung ist Daniel Bernock.