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Grenzen der Fertigungsvarianz verschieben sich

Das Symposium "Additive Fertigung" der IHK Nordschwarzwald, der Handwerkskammer Karlsruhe und der Leichtbau BW GmbH in der Kulturhalle in Remchingen hat gezeigt, wie die verarbeitende Industrie die Grenzen der Fertigungsvarianz bis zur Losgröße 1 erweitert hat.

Die Organisatoren des Symposiums Additive Fertigung (v.l.): Werner Morgenthaler, Innovations- und Technologietransferberater der IHK Nordschwarzwald, Martin Keppler, IHK-Hauptgeschäftsführer, Brigitte Dorwath-Walter, Stv. Geschäftsführerin der HwK Karlsruhe, Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH und Klaus Günter, Technologie- und Innovationsberater der HwK Karlsruhe.
Die Organisatoren des Symposiums Additive Fertigung (v.l.): Werner Morgenthaler, Innovations- und Technologietransferberater der IHK Nordschwarzwald, Martin Keppler, IHK-Hauptgeschäftsführer, Brigitte Dorwath-Walter, Stv. Geschäftsführerin der HwK Karlsruhe, Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH und Klaus Günter, Technologie- und Innovationsberater der HwK Karlsruhe.

26 Unternehmen aus der Region haben ihr Know-how im Bereich der Additiven Fertigung, die oft als 3-D-Druck bezeichnet wird, auf einem "Marktplatz" demonstriert.

Symposium "Additive Fertigung"

Die Industrie-und Handelskammer Nordschwarzwald und Handwerkskammer Karlsruhe haben gemeinsam mit der Leichtbau BW GmbH zum Symposium "Additive Fertigung" eingeladen. Brigitte Dorwath-Walter, Stv. Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Karlsruhe und Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der IHK Nordschwarzwald, eröffneten das Symposium. Keppler skizzierte in seinem Grußwort das Potenzial der Additiven Fertigung für die Wirtschaft: "Bis 2030 wird der weltweite Markt für 3-D-Druck-Produkte in der Industrie pro Jahr durchschnittlich zwischen 13 und 23 Prozent auf ein Marktvolumen von 22,6 Milliarden Euro anwachsen, wie eine aktuelle Analyse von PwC zeigt. Ersatzteile lassen sich zukünftig nach Bedarf vor Ort fertigen. Auch für die Medizintechnik birgt der 3-D-Druck bei prognostizierten durchschnittlichen Wachstumsraten von 23 Prozent pro Jahr große Chancen, gefolgt von der Industrie und dem Einzelhandel."

Additive Fertigung bietet bisher unvorstellbare Freiheitsgrade in der Geometrie

"Ziel der Veranstaltung ist es, den kleinen und mittelständischen Unternehmen der Technologieregion Karlsruhe und der Region Nordschwarzwald die Möglichkeiten dieser innovativen Fertigungsverfahren aufzuzeigen. Die Technologie ermöglicht die Herstellung von Bauteilen mit Freiheitsgraden in der Geometrie, wie dies bisher nicht vorstellbar war", so Dorwath-Walter.
Experten haben den Teilnehmern der Veranstaltung mit zahlreichen Vorträgen das Potenzial dieser Fertigungstechnologien als Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Fertigungsverfahren aufgezeigt. Sie erfuhren zudem, welche Einflüsse die additiven Fertigungsverfahren auf die zukünftige Entwicklung ihres Unternehmens haben können.
Über die Risiken und Chancen der Additiven Fertigung referierte Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH, Stuttgart. Anhand von Anwendungsmöglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette legt er dar, dass die Additive Fertigung mehr Chancen als Risiken biete. Insbesondere können bionische, also gewichtssparende stabile Strukturen, die zuvor per Guss nicht realisierbar waren, nunmehr erzeugt werden, so Seeliger. Das Unternehmen Edelstahl Rosswag GmbH, Pfinztal Kleinsteinbach, vertreten durch die Herren Dr. Sven Donisi, Geschäftsführer und Gregor Graf, Leiter Engineering,  ist nach eigenen Angaben größter lokaler Metall 3D-Druck Anbieter. Der beeindruckende Vortrag über „Metall 3D-Druck in einer ganzheitlichen Prozesskette“ von Herrn Gregor Graf sowie die Ausführungen des Geschäftsführers, Herrn Dr. Donisi in der am Ende des Symposiums stattgefundenen Podiumsdiskussion und dem anschließenden Unternehmensrundgang bei der Rosswag GmbH, überzeugten von der Kompetenz des Unternehmens.

Welches die Erfolgsfaktoren der Additiven Fertigung sind und welcher Reifegrad der additiven Fertigungstechnologien bereits erreicht worden ist, zeigte der Vortrag von Wolfgang Kochan, General Manager der Stratasys GmbH. Er belegte, dass eine wirtschaftliche Produktion nicht nur bei geringen Stückzahlen möglich ist. Anhand der additiven Herstellung von Teilen, die in der Luft- und Raumfahrt benötigt werden, konnte sein Unternehmen eine wertvolle Gewichtsreduzierung im Vergleich zu herkömmlichen Bauteilen erreichen. Dies gelte insbesondere bei Komponenten, die im Flugzeug Airbus 350 XWB inzwischen standardmäßig verbaut werden.

Das Institut für Werkstoffe und Werkstofftechnologien IWWT an der Hochschule Pforzheim bot ebenfalls zum Thema einen Informationsstand und zeigte durch anschauliche Produkte die Forschungskompetenz des Instituts, dessen Leiter Prof. Dr.-Ing. Norbert Jost ist.

Additive Fertigungsverfahren sind kosten- und ressourcensparend

Schon heute könne fast jeden Gegenstand auf einem entsprechenden 3-D-Drucker hergestellt werden, das zeigte Referent Frank Kynast von der Firma Arburg. Der universell einsetzbare 3-D-Drucker "Freeformer" seines Unternehmens verwendet dabei die verschiedensten Materialien. Welche Bauteileigenschaften erreicht werden können und wo die Anwendungsbereiche in der Praxis liegen, war der Schwerpunkt seines Vortrags. Die per Kunststoff-Freiformen gefertigten Bauteile besitzen nahezu alle mechanischen Eigenschaften von Spritzgießteilen, so Kynast.
Fazit des Symposiums: Additive Fertigungsverfahren sind kosten- und ressourcensparend. Komplexe Geometrien, die mittels herkömmlicher Fertigungsverfahren nicht oder nur sehr schwer herzustellen sind, können mit 3-D-Druck einfach hergestellt werden, denn das additive Fertigungsverfahren erlaubt es innere Strukturen auf Basis einer schichtweisen Konstruktion zu produzieren. Das Symposium appellierte an alle Teilnehmer, dass ein Umdenken in der Entwicklung und Konstruktion unumgänglich ist, um die Möglichkeiten des 3-D-Drucks optimal nutzen zu können. Die Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle werden sich grundlegend wandeln, so der Tenor der Referenten.

Quelle: IHK Nordschwarzwald