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Kendrion zeigt, wie man sich digital erfolgreich wandelt

Der digitale Wandel ist keine Revolution, sondern ein schrittweiser Wechsel im Denken und Handeln: Diese Botschaft nahmen die 40 Unternehmensvertrerinnen und -vertreter aus der Region vom Besuch bei der Kendrion (Villingen) GmbH mit. Dort gastierte die „Mountains Tour 2019” der Clusterinitiative TechnologyMountains mit dem Thema Digitalisierung bei dem „Global Player” in Sachen Magnetismus

In informativen Rundgängen durch die Fertigung zeigten die Mitarbeiter von Kendrion den Unternehmensvertretern, wie der digitale Wandel im Unternehmen die Abläufe und die Effizienz eines Betriebs günstig beeinflussen kann. © TechnologyMountains/Ralph Gravenstein

Daniela Jardot, Organisatorin des Abends von TechnologyMountains, umriss in Ihrer Begrüßung der Gäste des Abends, warum die Wahl zur Vorstellung gelingender Digitalisierung auf Kendrion gefallen ist: „Hier sehen Sie gelungene und sinnvolle Umsetzung in der Praxis.” Und Kendrion-Geschäftsführer Ralf Wieland unterstrich in seinem einführenden Vortrag die Notwendigkeit, neue Wege zu gehen, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern: Denn auch das 85 Millionen Euro Umsatz und 450 Mitarbeiter starke Unternehmen sei gezwungen, darüber nachzudenken, was man in 15 Jahren tun werde. Grund dafür ist der längst laufende Wandel des Antriebsstrangs, eine Verschiebung des industriellen Fokus nach Asien und ein Wandel der Mobilität – weg vom privaten, hin zum öffentlichen Personenverkehr. „Wir spüren den Wind der Veränderung deutlich”, so Wieland, der im Publikum etliche Unternehmer mit Automotive-Schwerpunkt ausmachte, denen es ähnlich ergehen dürfte.

Diese Aspekte haben bei Kendrion zu gleich mehreren Maßnahmen geführt, um das Unternehmen für die Zukunft fit zu machen. So wurde der laufende interne Wandel durch einen neu gestalteten Markenauftritt mit neuem Logo, neuer Bildwelt und einem frischeren Design nach außen getragen, wie Marketingleiterin Beate Hermannstädter vorstellte. Die Organisationsstruktur des Unternehmens wurde verändert: Nicht nur in der Ausgestaltung der Funktionseinheiten, sondern auch mit Akzenten in ihrer Arbeitsweise. Agile Teams halten Einzug, wo Vertrieb und Entwicklung eng zusammenarbeiten, um den Kunden schneller bedienen zu können: „Der Entwicklungsprozess ist freier und das Produkt entsteht nicht mit engen Vorgaben für das Endergebnis, sondern kann anders ausfallen als zu Beginn eigentlich gedacht”, erklärte Entwicklungsingenieurin Meike von Kutzleben. Der Vorteil: Die Entwicklungszyklen sind deutlich schneller als bei der klassischen Vorgehensweise und der Kunde ist jederzeit in den Produktentstehungsprozess eingebunden.

Wie der Weg zur „Smart Factory”, zur vernetzten und klug agierenden Fabrik bei Kendrion aussieht, präsentierten Alexander Merz und Michael Schäfer, beide Produktionsleiter bei Kendrion. Sie hatten festgestellt, dass Industrie 4.0 für jeden Standort andere Maßnahmen erforderlich macht und für Kendrion in Villingen Schritte definiert, die wirklich in die Betriebsanforderungen passen. Wie das konkret aussieht, erlebten die Gäste in einem Rundgang durch die Fertigung bei Kendrion. Beeindruckend war die Einbeziehung der Mitarbeiter in den Wandel durch das Greifbarmachen von Betriebsdaten für alle: Auf großen Monitoren sieht jede Schicht für ihre Abteilung, wie Auftragserledigung, Fehlerquoten und andere Parameter sich entwickeln. Auch die umfassende Integration von Robotern und Automatisierungsanlagen in die Fertigung ist Teil der Digitalisierung in der Fertigung, die damit auch zur Sicherung des Standorts durch langfristig gesenkte Kosten beiträgt. Effizienz gesteigert wird bei Kendrion inzwischen auch durch ein automatisiertes Zu- und Abfuhrsystem für Teile, das mit autonom fahrenden Förderfahrzeugen vorkommissionierte Wagen an die einzelnen Fertigungsstationen bringt und dort auch fertige Teile abholt.

„Kleine, aber realisierbare Projekte umsetzen und sich nicht zu viel auf einmal vornehmen”, das war die Formel, die auch Ralf Wieland den Gästen empfahl – nicht nur, um die Kosten der Digitalisierung im Griff zu behalten, sondern auch um die eigenen Mitarbeiter mit zu viel auf einmal nicht zu überfordern – denn Digitalisierung ist auch ein emotionaler Wandel für die Beschäftigten, den man in seinen Auswirkungen nicht unterschätzen solle.

Quelle: TechnologyMountains