Sie sind hier:

„MedicalMountains spielt in der Champions League“

Ihre Sorge über die zunehmende Regulierung auf dem Markt der Medizintechnik hat die Clusterinitiative MedicalMountains am 4. August 2016 bei dem Besuch von Manne Luche, grüner Landesminister für Soziales und Integration, zum Ausdruck gebracht. Das Treffen beim Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmen Innovations Medical war auf Wunsch von Lucha zustande gekommen, der sich aktuell auf seiner Sommertour befindet.

Im Gespräch mit Minister Manne Lucha (Mitte): Dieter Teufel (von links), Harald Stallforth, Yvonne Glienke und Stefan Bär. © Christian Gerards

„Die Medizinprodukteverordnung der EU ist eine große Herausforderung für die kleinen und mittleren Unternehmen”, betonte IHK-Präsident Dieter Teufel. Seiner Meinung nach müsse der Patient zukünftig länger auf Innovationen warten. Zudem sieht er durch die Regulierung einen Verdrängungswettbewerb in der Branche. Landrat Stefan Bär rechnet nach Gesprächen mit Vertretern von Medizintechnik-Unternehmen mit einem Schwund an Firmen in den kommenden Jahren. Derzeit gibt es rund 400 von ihnen im Großraum Tuttlingen.

Lucha betonte, dass die Medizintechnik ein Schrittmacher für den Wohlstand in Deutschland sei. Er sprach sich dafür aus, dass man bei der Zertifizierung einen Unterschied machen müsse, ob es sich um ein einfaches chirurgisches Instrument handelt, das schon lange auf dem Markt ist, oder ein Implantat.

Die Clusterinitiative MedicalMountains, die sich der Interessenvertretung, der Innovationsförderung, der Qualifizierung und der Internationalisierung verschrieben hat, mache das Richtige, indem sie laut Lucha Kompetenzen zusammenlegt, Kooperationen dort fördert, wo sie Sinn machen, und eine Kannibalisierung vermeidet.

Win-Win-Situation schaffen

„Es setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Win-Win-Situationen entstehen sollten”, sagte Lucha. Auch deshalb hätte er in seinem Ministerium den Rat bekommen, sich mit MedicalMountains zu treffen. Die Clusterinitiative sei für ihn ein Best-Practice-Beispiel: „Sie spielen in der Champions League.”

Er habe erst im Mai bei der Einweihung des neuen Klinikums am Plattenwald in Bad Friedrichshall den integrierten Operationssaal OR1 des Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmens Karl Storz bewundern dürfen: „Bald braucht man keine Instrumenten-Schwester mehr”, mutmaßte Lucha angesichts des technischen Fortschritts. Der Minister hatte nach seiner Mittleren Reife eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht. Er wisse, wovon er spreche.

Mit Blick auf das Innovations- und Forschungszentrum, das 2018 am Tuttlinger Hochschulcampus eröffnet werden soll und in das auch MedicalMountains einzieht, betonte Lucha, dass dieser Termin wohl Chefsache für den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann sei: „Vielleicht dürfen Theresia Bauer (grüne Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst) und ich mitkommen.”

Die MedicalMountains-Vorsitzende, Yvonne Glienke, betonte, dass von den 400 Unternehmen in dem Cluster 95 Prozent kleine und mittlere Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 50 Millionen Euro seien. Sie sagte, dass die unangekündigten Audits (Überprüfungen) durch das Regierungspräsidium und benannte Stellen im vergangenen Jahr deutlich zugenommen hätten und es zu doppelten Prüfungen gekommen sei.

„Wir müssen alles daran setzen, dass es dazu nicht mehr kommt”, sagte sie. Und Harald Stallforth, Vorsitzender von Technical Mountains, ergänzte: „Es wird nur der Herstellungsprozess und nicht die Anwendungsqualität bei chirurgischen Instrumenten geprüft.”

Zur Webseite von MedicalMountains.