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Mehr Bauen mit weniger Material und besseren Mobilitätsangeboten – Experten wollen Städte fit für die Herausforderungen von morgen machen

Hochwertiger Wohn-und Arbeitsraumund gute Mobilitätfür immer mehr Menschen bei schwindenden Ressourcen -die Städte der Zukunft müssen vielen Anforderungen gleichzeitig gerecht werden.Wie neue Konzepte und Ideen zur Materialeinsparung dazu beitragen können, die Metropolen der Welt fit für die Zukunft zu machen, diskutierten Experten aus Wirtschaft und Politik am 13. Juli 2017 bei der Veranstaltung "Leichtbau im urbanen System: Nachhaltigkeit und Mobilität in der gebauten Umwelt". Als symbolträchtiger Veranstaltungsort für das Symposium diente der von Werner Sobek entworfene Testturm von thyssenkrupp in Rottweil, der in punkto Mobilitätskonzepte und Leichtbau in der gebauten Umwelt neue Maßstäbe setzt.

Grußwort Ministerin Hoffmeister Kraut, Ministerium für Wirtschaft Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg, Quelle: Leichtbau BW, Fotograf: René Müller

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Krautsagte zur Eröffnung der Veranstaltung vor rund 80 Teilnehmern: "Unser heutiger Veranstaltungsort zeigt beeindruckend, wie innovatives Bauen aussieht und dass Werner Sobek als Koryphäe für ein solches Bauen steht. Der Testturm in Rottweil und das Thema der Veranstaltung selbst zeigen darüber hinaus aber auch, wie lohnend es für uns und die Qualität unseres künftigen Lebensumfelds ist, für Ressourcenschutz genauso wie für architektonische Ästhetik einzutreten. Unsere urbanen Räume sind massiv im Wandel begriffen -sei es durch die Aufhebung der Trennung von Wohnen und Arbeit, die Wiederentdeckung des Quartiers oder den Wandel der Mobilität insbesondere im urbanen Umfeld. Digitalisierung und Leichtbau sind zwei Hebel, mit denen wir in diesem Kontext viel bewegen können, um gesamtheitlich den ökonomischen, ökologischen und soziokulturellen Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden."

Der Architekt und Ingenieur Werner Sobek gabzu bedenken, eine den Erfordernissen des 21. Jahrhundertsangemessene Architektur könne nur durch "tiefgreifenden Wandelunserer Art zu bauen" entstehen. "Ein wichtigesElement hierbeiist der Ultraleichtbau -nur damit lassen sich wirklich radikale Einsparungen an eingesetzter Masse und Energie erreichen,etwa bei Herstellung und Transport von Beton."Ziel für Werner Sobek ist dasTriple Zero Konzept-die Gebäude verbrauchen nur so viel Energie wie sie selbst aus nachhaltigen Quellen gewinnen, erzeugen keine Emissionen und lassen sich zu 100 Prozent in natürliche oder technische Kreisläufe zurückführen.Werner Sobek: "Das Bauen von morgen muss ressourcengerecht und nutzerorientiert zugleich sein."

Der Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH, Dr. Wolfgang Seeliger, sagte: "Um die Bedürfnisse der Gesellschaft beispielsweise nach Unterkünften auch in Zukunft stillen zu können, ist der Leichtbau grundlegende Voraussetzung. Denn unsere Ressourcen sind endlich: so geht uns -kaum glaublich, aber wahr -z.B. der Bausand aus. Hier helfen ganz neue (Bau-) Konzepte. So können Leichtbauprinzipien helfen, im System Stadt ganz verschiedene Funktionen -wie Fortbewegung und Baustrukturen -zusammen zu führen. So sind mit der neuen Aufzugtechnik, die durch den thyssenkrupp-Turm symbolisiert wird, auch Transportein horizontaler Richtung, z.B. innerhalb einer Fassade, denkbar."

Immer mehr Menschen leben in Großstädten in immer höheren Gebäuden. Die technischen Anforderungen an Transport-und Logistik steigen, um die Einwohner bequem und schnell an ihr Ziel zu bringen. "Wir bieten innovative Lösungen für urbane Mobilität: Beispielsweise können wir mit dem MULTI, dem ersten seillosen Aufzugsystem, sowohl auf-und ab als auch seitwärts fahren. Das System bietet die Möglichkeit, viele Leichtbau-Kabinen unabhängig voneinander zirkulierenzu lassen, vergleichbar mit einem U-Bahn-System im Gebäude. Das eröffnet neue Gestaltungsmöglichkeiten, spart Platz sowie Energie und bringt uns in neue Höhen", so Oliver Tietze, Europa-/Afrika-CEO von thyssenkrupp Elevator.

Auf die Herausforderungendurch die Urbanisierung für den Transport von Menschen und Gütern reagieren die Autohersteller ebenfalls mit Leichtbau. Dr. Stefan Kienzle, Leiter Vorentwicklung Karosserie und Komponenten bei der Daimler AGsagte, "schon heute findet ein Großteil der Mobilität in urbanen Räumen statt". Um dennoch die Lebensqualität für die Menschen dort zu verbessern, biete Daimler zukünftig emissionsfreie Fahrzeuge über das gesamte Produktportfolio an.Dr. Stefan Kienzle: "Den daraus -hohes Batteriegewicht, neue Sicherheitsbestimmungen -entstehenden Anforderungen begegnen wir heute schon mit intelligentem Leichtbau. Unser Ziel ist es, die Fahrzeuge leichter zu machen und zugleich die Umweltauswirkungen der eingesetzten Materialien weiter zu verringern."

Der Direktor des DLR-Instituts für Fahrzeugkonzepte, Prof. Dr.-Ing. Horst E. Friedrich, fügte hinzu:"Die Zukunft der Mobilität wird geprägt sein durch die globalen Trends und Herausforderungen: das Wachstum der Weltbevölkerung, die fortschreitende Urbanisierung, der CO2-Anstieg in der Atmosphäre mit den Auswirkungen des Klimawandels. Dies führt zu neuen Lösungen mit emissionsfreien Transportsystemen, regenerativ erzeugten Energieträgern und der Einbindung der Fahrzeugkonzepte in die Versorgungs-und Kommunikationsnetze. Als Schlüsseltechnologie bei jeder Antriebsform ist und bleibt der Leichtbau dabei ein zentrales Element für die energieeffiziente Fortbewegung."

Neue Konzepte für die Städte von morgen zeigten auch die weiteren Referenten auf. Luftseilbahnen als eine alternative Form urbaner Mobilität stellte Günter Troy von Doppelmayr Cable Car GmbH & Co. KG vor. Neue Tendenzen im internationalen Hochhausbau erläuterte Roland Bechmann, Council on Tall Buildings and Urban Habitat (CTBUH). Einen Einblick in die SmartMobility in den Niederlanden gewährte Nick Juffermanns, Projekt Manager bei ITS Netherlands.

Die Veranstaltung klang auf der Aussichtsplattform des Testturms von thyssenkrupp aus, der nach Fertigstellung im Herbst 2017 mit 246 Metern eines der höchsten Gebäude in Deutschland sein wird. DieKonstruktion dient dem Test sowie der Zertifizierung von Aufzugsinnovationen und trägt so zu erheblichen Verkürzungen der Entwicklungszeit zukünftiger und bereits in der Konstruktionsphase befindlicher Wolkenkratzer auf der ganzen Welt bei. Mit zwölf Schächten und Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 18 m/s bietet der Turm bislang ungekannteMöglichkeiten zur Lösung kommender Herausforderungen. Drei Schächte sind für den revolutionären seillosen MULTI Aufzug vorgesehen. Dank Linearmotortechnologiekönnen mehrere Kabinen im selben Aufzugschacht vertikal und horizontal betriebenwerden.

Durch diese Technologie wird es möglich sein, Hochhäuser mit einem schlankeren Kern und mit deutlich reduzierter Massefür die Aufzugsanlage zu realisieren. Der Testturm ist auch selbst Anschauungsbeispiel für die Möglichkeiten von Leichtbau in der Architektur -zum einen her\12.07.2017\PM Bilanz Leichtbau im urbanen System V02R013/5 durch sein optimiertes Tragewerk sowie eine multifunktionale Membranhülle, die eine wichtige Rolle bei der Reduzierung thermischer und durch Wind induzierter Lasten spielt.

Die Konferenz wurde in Kooperation zwischen der Leichtbau BW GmbH, dem Sonderforschungsbereich SFB 1244 der Universität Stuttgart und der Werner Sobek Group konzipiert.Partner warendie Ingenieurkammer Baden-Württemberg, der Städtetag Baden-Württemberg, der Gemeindetag Baden-Württemberg, raumPROBE und Advantage Austria.

Quelle: Leichtbau BW