Stadt Mannheim: Wirtschaftsförderung stellt Jahresbericht vor
In Zeiten wirtschaftlicher Stagnation, abgeschwächter Industriekonjunktur und ausgeprägtem Strukturwandel ist es Ziel der Mannheimer Wirtschaftsförderung, verstärkt in den direkten Austausch mit den Betrieben und Unternehmen vor Ort zu gehen und sie bei Zukunftsthemen wie Digitalisierung, ökologische Transformation oder Fachkräftegewinnung aktiv zu unterstützen.
„Es ist mir ein zentrales Anliegen, mich über die Belange der Unternehmen im direkten Dialog zu informieren. So haben wir im zurückliegenden Jahr die die Austauschformate für Gewerbe und Handwerk intensiviert, die Gewerbeforen reaktiviert sowie die neue Reihe der Stadtteiltage ins Leben gerufen. Denn Faktoren wie Infrastruktur und Lebensqualität in den verschiedenen Stadtteilen sind ebenfalls entscheidend, um Mannheim als zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort weiterzuentwickeln und krisenfest aufzustellen,“ erklärte Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle bei der Vorstellung des Jahresberichts 2024 der Wirtschaftsförderung.
„Mit fachlicher Expertise steht unsere Firmenbetreuung bei unterschiedlichen Herausforderungen der betrieblichen Praxis, bei Wachstumsentwicklungen, aber auch in Krisensituationen zur Seite. Langfristiges Ziel bleibt es, die Betriebe sowohl in akuten Situationen zu unterstützen, als auch als starker und vertrauensvoller Partner perspektivisch zu begleiten in Zeiten von Strukturwandel und Transformation“, so Christiane Ram, Fachbereichsleiterin der Wirtschafts- und Strukturförderung.
Daten & Fakten 2024
Die Analyse der aktuellen Zahlen ergab folgende Datenlage für Mannheim: Die Beschäftigtenzahlen zeigen eine weiterhin positive Entwicklung mit einer Steigerung um insgesamt 1.114 Personen gegenüber dem Vorjahr auf einen neuen Höchststand von 199.720 SV-Beschäftigten in Mannheim (2023: 198.606, 2022: 195.189, 2021: 191.633). Weiter gestiegen ist die sogenannte Talentquote (Anteil der SV-Beschäftigten mit Hochschulabschluss) von 24,1 Prozent auf 25 Prozent.
Die Arbeitslosenquote ist um 0,3 %-Punkte auf 7,5 % leicht gestiegen (2023: 7,2, 2022: 7,0, 2021: 7,2). Die absolute Zahl der Betriebe lag mit einem Minus von 116 Betrieben bei insgesamt 9.036 (2023: 9.152, 2022: 9.178; 2021: 9.048).
Weiterhin positiv entwickelt hat sich das Segment Tourismus/Geschäftsreisen mit 1.674.659 Millionen Übernachtungen, nach einem außergewöhnlich starken BUGA-Jahr 2023 (2023: 1.808.677, 2022: 1.456.881, 2021: 838.831).
Positive Entwicklungen gab es auch im Existenzgründungsbereich: Die Existenzgründungsquote (Neugründungen je 1.000 Einwohner/-innen) stieg von 6,7 auf 7,1 und lag damit über der Quote von 6,8 für ganz Baden-Württemberg. Mit insgesamt 230 Existenzgründungen und Jungunternehmen in Mannheim wurden so viele Gründungsinteressierte wie noch nie betreut (2023: 203, 2022: 150, 2021: 54; 2020: 120). Die Zahl der erfolgreichen Vermittlungen in Gründungszentren bewegte sich mit einem Wert von 58 auf Vorjahresniveau.
Die Wirtschaftsförderung betreute 560 Bestandsunternehmen, sowie 80 ansiedlungsinteressierte Unternehmen. 220 Unternehmen wurden in Immobilienangelegenheiten betreut.
Investitionen am Standort
„In Zeiten eines intensiven, verschärften Standortwettbewerbs gilt es mehr denn je, den Standort Mannheim zu profilieren und zu stärken und Raum für neue Technologien und Investitionsvorhaben zu schaffen“, führte Dr. Elmar Bourdon, stellvertretender Fachbereichsleiter und Key Account Manager bei der Wirtschaftsförderung, aus.
Zu den Baufortschritten, Standorterweiterungen, Eröffnungen und Umzügen am Standort zählten 2024:
Das neue Bauhaus Fachcentrum eröffnete im Columbus-Areal auf FRANKLIN auf insgesamt 19.000 Quadratmetern. Daimler Truck eröffnet das Battery Technology Center für die Pilotproduktion von Batterie-Packs und Batteriezellen auf insgesamt 11.000 Quadratmetern, ein wichtiger Schritt im Wandel vom Motorenwerk hin zum Kompetenzzentrum für Batterietechnologien und Hochvoltsysteme. Im Juli erfolgte der Spatenstich für das neue Logistikzentrum von Hutchinson mit einem Investitionsvolumen von sieben Millionen Euro. Über 80 Millionen Euro investierte John Deere in eine hochmoderne robotergesteuerte Lackieranlage, die in diesem Jahr in Betrieb genommen wurde. Die neue Anlage reduziert Emissionen auf ein Minimum. Mit der Baugenehmigung für das frühere „York-Hochhaus“ in der Gottlieb-Daimler-Straße, kann die K1 Holding die Kernsanierung und den Umbau des ehemaligen Bürogebäudes zu einem Hotel mit über 200 Zimmern starten. Nach dem Einstieg des weltweit führenden Traditionskonzerns Sumitomo aus Japan ist geplant, rund 90 Millionen Euro in die Erweiterung der Produktionskapazitäten von Südkabel in Mannheim zu investieren. TIB Chemicals investierte ca. 12 Millionen Euro in neue Technik und Ertüchtigung von Gebäuden für die Neueröffnung seiner Zinkchlorid-Produktion am Standort.
Die Flächenentwicklung in der Hans-Thoma-Straße ist 2024 ebenfalls fortgeschritten: Mit dem Umzug von Siemens in das Büroensemble CONNECT4 als neuem zukunftsweisenden Betriebsstandort, der ressourcenschonenden Gewerbeentwicklung in Form des Bürokomplex Greensite auf 6.500 Quadratmetern, vermietet u.a. an die Geschäftsstelle der Adler Mannheim und Stavert Energie, sowie dem neuen, von ADLER Investment erbauten, nachhaltigen Bürogebäude ARTEM auf 3.720 Quadratmetern.
Mit der Ansiedlung von Lipp Mischtechnik entsteht ein hochmodernes Büro- und Produktionsgebäude auf rund 4.800 Quadratmetern in der Böhringer Straße. Beegy errichtet einen Solar- und Wärmecampus auf 10.700 Quadratmetern im vom Projektentwickler Panattoni revitalisierten City Dock Mannheim. Auf dem ehemaligen Friadent/Friatec-Gelände errichtet die Aventos Group rund 40.000 Quadratmeter Mietfläche mit dem Sanitätshaus Carstens als einem der ersten Mieter. Im Turbinenwerk sind seit Beginn der Revitalisierung rund 70.400 Quadratmeter geschaffen worden, mit Flächen für 20 Mieterinnen und Mieter und rund 940 Beschäftigte.
Der Mannheim Medical Technology (MMT-) Campus entwickelte sich trotz gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen und aktueller Konjunkturphase schneller als gedacht. Die Auslastung des Business Development Centers CUBEX ONE auf dem MMT-Campus für Start-ups und Unternehmen aus der MedTech-Branche lag 2024 planmäßig bei über 90 Prozent. Der Rohbau für ein drittes Büro- und Laborgebäude der TPMA GmbH wurde im Dezember fertiggestellt und wird voraussichtlich im 4. Quartal 2025 bezugsfähig sein.
Auch die Universität Heidelberg erweitert am Standort Mannheim: Der neue Campus der Universität Heidelberg für medizinische Forschung und Lehre in Mannheim geht in die Realisierung. Im Oktober fand die Grundsteinlegung für den Neubau der ersten beiden von insgesamt sechs Campus-Gebäuden auf einer Teilfläche im Areal des MMT-Campus statt.
Weiterentwicklung der Clusterinitiativen in den strategischen Kompetenzfeldern der Stadt Mannheim
Die kompetenzfeldorientierte Firmenkundenbetreuung durch die vier von der Wirtschaftsförderung betreuten Clusterinitiativen Medical Technology, Smart Industries, Green Industry und Social Economy mit dem für Mannheim prägenden strategischen Cross-Cluster-Ansatz für clusterübergreifende Zusammenarbeit konnte 2024 folgende Weiterentwicklungen vermelden:
Neun von zehn Unternehmen setzen ihre Klimaziele mit digitalen Technologien um, stehen in der Praxis jedoch großen Herausforderungen gegenüber, die mit diesem Transformationsprozess verbunden sind. Auch das Thema Cybersicherheit gewinnt rapide an Wichtigkeit. „Hier setzt das Netzwerk Smart Industries an, das Unternehmen als wichtiger Partner für Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Cybersicherheit unterstützt“, erklärte Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle. 2024 erfolgte die Neuausrichtung des Netzwerks Smart Production als Netzwerk Smart Industries, das die gesamte Wertschöpfungskette mit der doppelten großen Transformation der kommenden Jahre – neben Digitalisierung auch Nachhaltigkeit - in den Fokus nimmt. Im März 2025 startete die Arbeitsgruppe Cybersecurity Community, mit dem Ziel, ein regionales Cybersicherheits-Netzwerk zu schaffen, um Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar gezielt bei der Stärkung ihrer IT-Sicherheit zu unterstützen. Im Rahmen des renommierten ECEI-Cluster-Management-Benchmarking erhielt das Netzwerk 2024 außerdem die Auszeichnung „Cluster Management Excellence Label BRONZE – Striving for Cluster Excellence“. Das Label bestätigt die Leistungsstärke des Clusters: Besonders hervorgehoben wurden die ausgewogenen Mitgliederstruktur, aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen, sowie die große regionale Reichweite.
Mit der offiziellen Gründung des Vereins „Green Industry Cluster e.V.“ im Februar 2024 legten die Städte Mannheim und Heidelberg sowie der Rhein-Neckar-Kreis im Februar den Grundstein für die Bildung eines regionalen Ökosystems der Green Tech-Branche. Neben den beiden Städten und dem Kreis zählen Großunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen, Start-ups und Hochschulen zu den inzwischen 26 Mitgliedern des Vereins unter Federführung der Mannheimer Wirtschaftsförderung. Das Ziel: Innovationsprojekte initiieren und vorantreiben, Partner vernetzen, Kooperationen ermöglichen, Start-ups und Unternehmensansiedelungen unterstützen sowie die Sichtbarkeit der Green Tech-Branche fördern.
Und noch ein Ökosystem am Standort wächst: Soziale Innovationen und soziales Unternehmerinnen- und Unternehmertum stehen im Fokus der Arbeit des Social Economy Clusters. Das Cluster übernahm 2024 die temporäre Leitung des bedeutenden Deutschen Städtenetzwerks Social Economy und führte gemeinsam mit der Metropolregion Rhein-Neckar die Transformationswerkstatt Social Economy fort, die sie in Kooperation mit dem VRRN leitete. Die Transformationswerkstatt analysiert Entwicklungsstand, Herausforderungen und Potentiale der Sozialwirtschaft in der Region. Die internationale Bedeutung des Kompetenzfelds Social Economy wurde 2024 einmal mehr deutlich: der jährlich ausgerichtete internationale Social Impact Award (SIA) Summit fand 2024 in Zusammenarbeit mit SAP mit 200 Teilnehmenden aus 20 Ländern auch in Mannheim statt.
Gute Bedingungen für Unternehmen, Kliniken, Forschungseinrichtungen, Existenzgründungen und Fachkräfte am Standort schafft die Stadt Mannheim mit den vielfältigen Aktivitäten des Mannheim Medical Technology Clusters. Als Projektpartner begleitet das Cluster bedeutende MedTech-Strukturen am Standort, darunter das Mannheimer Modell der Reallabore, das aufgrund seiner zukunftsweisenden Struktur im MedTech-Bereich Leuchtturmcharakter im deutschsprachigen Raum hat und im Rahmen der Produktentwicklung Produkttestungen unter Einbeziehung der Anwenderinnen und Anwender ermöglicht. Das Cluster ist auch Projektpartner des Forschungscampus M²OLIE zum Thema Oligometastasen, das in der dritten und letzten Förderphase seit November 2024 für weitere 5 Jahre vom BMBF gefördert wird. Seit Mitte 2024 verantwortet das Cluster außerdem das Marketing und die Umsetzung des vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg geförderten Projekts AHEAD. Dieses zielt darauf ab, Daten bereitzustellen, die von präklinischer Erhebung über Klinikaufenthalt bis hin zur Nachsorge eine valide Entscheidungsbasis liefern, ob Patientinnen und Patienten stationär behandelt oder auch ambulant versorgt werden können.
Meilenstein für die Mannheimer Gründungsförderung
Seit vielen Jahren ist die Unterstützung von Start-ups ein wichtiges Anliegen der Wirtschaftsförderung. Elementarer Baustein dieser Förderung ist der Mannheimer Existenzgründungspreis (MEXI), der 2024 als höchstdotierter regionaler Preis für Start-ups in Deutschland seinen 20. Geburtstag feierte, ein Höhepunkt der Erfolgsgeschichte des MEXI. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim ehrte zwölf Finalistinnen und Finalisten in den vier Kategorien Technologie, Dienstleistungen, Social Economy und Fashion. Die Preise waren mit insgesamt 50.000 Euro dotiert, die Unternehmen zur Verfügung stellten. Die Nachfrage von Existenzgründenden und Start-ups nach Fördermitteln hielt auch 2024 weiter an: Im bewährten KreaSocTech-Zuschussprogramm wurden 44 Anträgen mit einer durchschnittlichen Fördersumme von rund 5.000 Euro je Unternehmen bewilligt. In den Vorgründungsberatungsprogrammen EXI-Regional und EXI-Green wurden erneut 220 Beratungen durchgeführt.
Fachkräftesicherung und -gewinnung im Fokus
Das Thema Fachkräftesicherung stand 2024 ebenfalls ganz oben auf der Agenda der Wirtschaftsförderung. Das gut besuchte 14. Mannheimer Wirtschaftsforum nahm das brandaktuelle Thema „KI und Fachkräfte: Neue Perspektiven“ in den Fokus. Große Bedeutung hat die enge Zusammenarbeit mit den Mannheimer Hochschulen zwecks langfristiger Standortbindung der Absolventinnen und Absolventen, die über den Steuerkreis Hochschulen der Stadt Mannheim und durch die Vergabe des 2025 bereits dritten Nachhaltigkeitspreis der Mannheimer Wirtschaftsförderung für studentische Arbeiten und Projekte weiter gestärkt wird. Eng kooperiert die Wirtschaftsförderung auch mit dem Welcome Center Rhein-Neckar, das die Gewinnung und Integration ausländischer Fachkräfte unterstützt und 2024 zehnjähriges Jubiläum feierte. Die seit 2023 bei der Wirtschaftsförderung angesiedelte IQ-Qualifizierung für zugewanderte MINT-Expertinnen und -Experten, insbesondere Ingenieurinnen und Ingenieure sowie IT-Fachkräfte, übernimmt qualifikationsadäquate Vermittlungen in den Arbeitsmarkt.
Wirtschaftsförderung setzt sich für Innenstadtentwicklung ein
Als Initiator des Vereins „City Net −Eigentümernetzwerk Innenstadt Mannheim e.V., Teil der Steuerungsgruppe des „FutuRaum“ und Mitglied des Teilprojekts „City Factory“ ist die Wirtschaftsförderung weiterhin stark an den gemeinsamen Visionen und Maßnahmen für die Innenstadtentwicklung beteiligt.
Quelle: Stadt Mannheim