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TraFoNetz: Transformation im Nordschwarzwald: Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft

Die Wirtschaft der Region Nordschwarzwald steht vor großen Aufgaben. Aber sie hat auch großes Potenzial. Das erklärt Professor Dr. Bernhard Kölmel, Vorsitzender des Transformationsbeirats im Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) Nordschwarzwald. Nach der jüngsten Sitzung des Gremiums bei fischertechnik in Waldachtal machte Kölmel im Interview die tiefgreifenden Veränderungen in der Region deutlich und er nannte Strategien, um den Nordschwarzwald zukunftsfähig zu machen.

Diskutierten in der jüngsten Sitzung des Transformationsbeirats bei fischertechnik in Waldachtal über die  wirtschaftliche Lage der Region (von links): Dr. Gerhard Janes (AHP Akademie der Hochschule Pforzheim),  Helmut Riegger (Landrat Lkrs Calw und Aufsichtsratsvorsitzender der WFG Wirtschaftsförderung  Nordschwarzwald GmbH), Jochen Protzer (WFG-Geschäftsführer), Prof. Dr. Bernhard Kölmel (Hochschule  Pforzheim, Vorsitzender des Transformationsbeirats NSW), Prof. Dr.-Ing. Günther Würtz (Steinbeis InnoBW),  Adrian Sonder (Oberbürgermeister Freudenstadt), Martina Lehmann (Vorsitzende der Geschäftsführung der  Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim).
Quelle: Gerd Lache

Die wirtschaftliche Abhängigkeit des Nordschwarzwalds von der Automobilindustrie und der globale Wandel hin zur Elektromobilität führen Kölmel zufolge zu wachsenden Unsicherheiten. Kurzarbeit und erste Entlassungen seien Anzeichen eines Strukturwandels, der die gesamte Region erfasse.

Gleichzeitig biete die Transformation auch Chancen, wie der Vorsitzende des Transformationsbeirats Nordschwarzwald betont. Das 28-köpfige Expertengremium aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung begleitet kostenfrei Unternehmen in der Region und unterstütze sie dabei, neue Strategien und Geschäftsfelder zu entwickeln.

Zu den Hauptaufgaben des Transformationsbeirats gehören laut Kölmel die Förderung von Innovationen und die Unterstützung bei der Digitalisierung. Ebenso zentral sei die Diversifizierung der Wirtschaft. Unternehmen sollen weniger von einzelnen Branchen wie der Automobilindustrie abhängig sein und verstärkt auf neue Geschäftsfelder wie Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt oder nachhaltige Technologien setzen. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) seien gefordert, ihre Kernkompetenzen zu nutzen und gezielt Nischenmärkte zu erschließen.

In seiner jüngsten Sitzung widmete sich der Transformationsbeirat den Erfolgen dieses Jahres sowie den aktuellen Herausforderungen und zukunftsweisenden Maßnahmen. Professor Kölmel hob hervor, dass einige Unternehmen bereits innovative Projekte umgesetzt hätten und somit als Vorbilder dienen könnten. Das Jahr 2025 bezeichnete er dennoch als einen entscheidenden Wendepunkt für die Region. Er fordert daher entschlossenes Handeln und eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Politik.

Ein zentraler Ansatz sei die Qualifizierung und Umschulung der Mitarbeitenden, um sie auf die neuen Anforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten. Als ebenso wichtig nannte er Investitionen in Digitalisierung und nachhaltige Technologien. Der Transformationsbeirat ermutigt Unternehmen, Förderprogramme zu nutzen und sich auf strategische Zukunftsfelder zu konzentrieren.

Im Rahmen des TraFoNetz-Programms bietet der Transformationsbeirat kostenfreie Inhouse-Workshops an, in denen Unternehmen ihre strategische Ausrichtung überprüfen und Maßnahmen zur Prozessoptimierung erarbeiten können. Professor Kölmel warnt: „Viele Unternehmen erkennen die schleichende Transformation zu spät als akute Herausforderung.“ Ein kontrollierter Wandel sei nur durch rechtzeitige Anpassungen möglich.

Kölmels Vision für den Nordschwarzwald ist klar: Die Region soll zu einem Innovationszentrum werden, das auf Nachhaltigkeit setzt und eine hohe Lebensqualität bietet. Die bisherigen Erfolge des Transformationsnetzwerks sollen verstetigt werden, auch über den geplanten Abschluss des Projekts Ende 2025 hinaus.

Die enge Zusammenarbeit der Partner im TraFoNetz – darunter Wirtschaftsförderungsgesellschaften, Hochschulen, Handwerkskammern und Forschungsinstitute – sei dabei der Schlüssel. „Nur durch ein gemeinsames Engagement kann der Nordschwarzwald die Herausforderungen der Transformation bewältigen und langfristig gestärkt aus ihr hervorgehen“, sagt der Wirtschaftsprofessor der Hochschule Pforzheim.

 

Professor Dr. Bernhard Kölmel

Professor Dr. Bernhard Kölmel agiert an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Als Professor an der Hochschule Pforzheim und als Gastprofessor an renommierten internationalen Universitäten ist er ein gefragter Ansprechpartner. Der Vorsitzende des Transformationsbeirats Nordschwarzwald gilt als ein führender Experte in den Bereichen Technologiemanagement, digitale Transformation und Innovationsmanagement, insbesondere in Bezug auf konvergierende Technologien wie Cloud, Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intelligenz (KI) und Distributed Ledger Technology (DLT). Seine Karriere zeichnet sich durch eine umfassende akademische Laufbahn sowie reichhaltige praktische Erfahrung in Industrie, Beratung und Forschung aus.

 

Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald

TraFoNetz unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH (WFG) ist ein Netzwerk für Transformation und Innovation, das Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt. Ziel ist es, die Region Nordschwarzwald zu einem führenden Standort für innovative Unternehmen und zukunftsfähige Technologien zu machen.

Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie Steinbeis InnoBW, wvib Wirtschaftsverband und weitere.

 

Quelle: Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald