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Welche Zukunft haben die deutschen Automobilzulieferer?

Zweiter Automotive-Gipfel der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und der wvib Schwarzwald AG.

Um nicht weniger als die Zukunft der deutschen Automobilzulieferer ging es beim zweiten Automotive-Gipfel der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg (IHK) und der wvib Schwarzwald AG. Über 120 Gäste aus der Automobilindustrie waren am Dienstag, 14. November, der Einladung nach Donaueschingen gefolgt, um sich über aktuelle Trends, Entwicklungen und Zukunftsprognosen neuer Technologien zu informieren. Dabei gab es nicht nur die fachliche Einschätzung der Keynote-Speaker, sondern auch Vorträge zu Technologien und Strategien, um den Strukturwandel im eigenen Unternehmen zu implementieren.

„Die Aussage, ‘Der Verbrennungsmotor ist tot’ ist ebenso falsch wie ‘Der Elektromotor ist grün’“, sagte die IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos-Boyd und verdeutlichte damit, wie unsachlich die Debatte um den Strukturwandel in der Automobilindustrie mitunter noch immer geführt werde. Hakenjos-Boyd plädierte dafür, den Markt und die Kunden entscheiden zu lassen: technologieoffen und frei von politischen Markteingriffen. Auch wvib-Präsident Thomas Burger warnte vor der Lenkung aus der Politik. „Die Bewältigung des Strukturwandels ist eine Herausforderung, hier muss der ganze Schwarzwald zusammenhalten. Kluge Allianzen kosten weniger; aber die müssen uns selbst einfallen, wir sollten nicht auf politische Förderprogramme warten.“

Keynote-Sprecher Prof. Dr. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, benannte die Kernpunkte der Mobilität: Der Verbrennungsmotor, der Fahrzeugbesitz und manuelles Fahren. Doch diese drei Paradigmen würden sich gerade grundlegend verändern. Der US-amerikanische Elektroauto-Hersteller Tesla habe vergangenes Jahr 100 000 Fahrzeuge produziert und inzwischen den Marktwert von BMW erreicht. Die US-amerikanische Fahrdienstvermittlung Uber habe durch ihr Sharing-Angebot den Wunsch nach Fahrzeugbesitz aufgeweicht, und die Konnektivität sei ein dritter großer Faktor, der das alte Paradigma des manuellen Fahrens hin zum autonomen Fahren verändere.

In zehn Jahren würde man den Dieselskandal rückblickend als Wendepunkt in der Automobilindustrie bezeichnen, prognostizierte Bratzel: „Das Vertrauen in die Branche ist dermaßen erschüttert, dass dieser CO2-Wagen kaum noch gestoppt werden kann.“ Die Nachfrageveränderung vom Diesel hin zum Benziner habe sich nicht nach dem Skandal ergeben, sondern erst seit den Fahrverboten in den Städten. Zwar wird der Verbrennungsmotor auch in den kommenden zehn Jahren noch eine wichtige Rolle spielen, trotzdem bedeutet das für Zulieferer sich heute für die Zukunft zu rüsten. „Sicher ist man, wenn man weitere Standbeine aufstellt. Das Mobilitätsbedürfnis bleibt, es gibt enorme Chancen, Geld zu verdienen.“

Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK, und Dr. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des wvib, blicken zuversichtlich auf die Zukunft der Automobilindustrie der Region. „Wir wissen aus allen Umfragen, dass die Zulieferer darauf vorbereitet sind. Es wird niemanden überraschen, das Worst-Case-Szenario wird nicht stattfinden“, sagte Albiez. Und auch Münzer ist sicher, dass der Strukturwandel sich nicht von heute auf morgen stattfinden werde. Er sieht im Wandel eine Chance für den Hybridantrieb, bei denen Verbrennungs- und Elektromotor kombiniert sind. „Das ist als Brückentechnologie bezeichnet worden, aber manche Brücken halten sehr lang.“

Doch auch wenn der Mittelstand der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg hellwach sei, wie Albiez sagte, so habe er doch auf vier Dimensionen relativ wenig Einfluss: Politische Entscheidungen, Konzerne, weltweite Trends und die Technologien, die sich durchsetzen. „Das schafft keiner mehr allein, der Mittelstand muss zusammenkommen.“

Quelle: TechnologyMountains