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WiRO: Mehr Schlagkraft und regionaler Zusammenhalt bei der Bewälti-gung des Fachkräftemangels

Die Akteure der Fachkräfteallianz Ostwürttemberg verständigen sich auf eine aktualisierte regionale Vereinbarung und konkrete Maßnahmen.

Bei einer gemeinsamen Veranstaltung haben die Partner der Fachkräfteallianz Ostwürttemberg die im Jahr 2012 geschlossene Vereinbarung aktualisiert, mit Unterschriften neu besiegelt und einen Aktionsplan formuliert. In enger Anbindung an die Offensive „Zukunft Ostwürttemberg“ sollen konkrete Fachkräfte-Projekte in der Region gemeinschaftlich umgesetzt werden.

 

Eine Gruppe an Personen posieren im Halbkreis
Quelle: WiRO I Foto: Peter Kruppa

Vor dem Hintergrund des sich immer weiter verstärkenden Fachkräftemangels in Ostwürttemberg, der sich durch alle Berufsgruppen und Wirtschaftszweige zieht, besteht dringender Handlungsbedarf für die Partner der Fachkräfteallianz. Die negativen Auswirkungen des demographischen Wandels bekommen die Unternehmen der Region schon jetzt mit voller Wucht zu spüren und ein Wettbewerb um die besten Talente ist im Gange. Ohne Zuwanderung von Fachkräften wird die Region das Problem nicht lösen können.

Auch die ökologische und digitale Transformation schreitet in großen Schritten voran. Das bevorstehende Aus für den Verbrennungsmotor sowie die Entstehung neuer Arbeitsplätze in Bereichen wie Wasserstoff- oder Batterietechnologien stellen nur einen kleinen Teil der neuen Qualifizierungsanforderungen für Beschäftigte in der Industrie und in den Handwerksbetrieben dar.

Die Fachkräfteallianz Ostwürttemberg begleitet die Offensive "Zukunft Ostwürttemberg" eingebettet und setzt mit einem Aktionsplan wichtige Impulse für die dort festgelegten Querschnittsziele "Qualifizierungs- und Beschäftigungsoffensive" sowie "Standortmarketing und -entwicklung". Bei dem Strategietreffen zum "Restart der Fachkräfteallianz Ostwürttemberg" Anfang November in den Räumen der IHK Ostwürttemberg kamen die Landkreise sowie Kammern, Gewerkschaften, Agentur für Arbeit, Jobcenter, Hochschulen und Verbände zusammen.

"Wir möchten der Fachkräfteallianz Ostwürttemberg neue Schlagkraft verleihen. Die im Jahr 2012 geschlossene Vereinbarung wurde nun erneuert und fortgeschrieben und verdeutlicht, dass wir uns in einem breiten regionalen Schulterschluss der großen Herausforderung des Fachkräftemangels stellen werden und die formulierten Schwerpunkte gemeinsam bearbeiten - jede Institution kann dabei ihre Expertise und vorhandene Netzwerke einbringen", beschreibt Landrat Peter Polta, Landrat des Landkreises Heidenheim und Aufsichtsratsvorsitzender der WiRO, den Anlass des Treffens.

"Im Rahmen der Offensive "Zukunft Ostwürttemberg" haben wir uns mit den zukünftigen Herausforderungen auseinandergesetzt. Wir sind uns einig, dass wir die Ziele nur erreichen können, wenn wir auf dem Fundament unserer Qualifizierungs- und Beschäftigungsoffensive gemeinsam durchstarten. Die bewährte "Fachkräfteallianz Ostwürttemberg" gibt uns dabei eine starke Struktur, beschreibt Thilo Rentschler, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwürttemberg die Verbindung von "Zukunft Ostwürttemberg" mit der Fachkräfteallianz.

Claudia Prusik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aalen belegte die Notwendigkeit gebündelter Aktionen mit Zahlen. "Die Bevölkerungszahl in Ostwürttemberg steigt zwar, jedoch auch die Anzahl an Personen, die altersbedingt aus der Erwerbstätigkeit ausscheiden. In Ostwürttemberg fehlen aktuell 1.000 Fachkräfte - Tendenz steigend. Es gilt, alle Potenziale gleichermaßen in den Blick zu nehmen: Arbeitskräfte aus dem In- und Ausland auszubilden, zu gewinnen, zu entwickeln und zu binden."

"Zukunftsthemen in unserer Wirtschaftsregion können wir nur angehen und meistern, wenn wir qualifizierte Fachkräfte in den Unternehmen aus Industrie und Handwerk haben, die die Themen umsetzen. Für die Unternehmen der Region stellt der Fachkräftemangel eine hohe Belastung dar, weil Aufträge nicht angenommen oder nicht abgearbeitet werden können," ergänzt Markus Kilian, Geschäftsführer Südwestmetall Ostwürttemberg.

Neben der Erklärung wurde ein Aktionsplan mit konkreten Projekten und Maßnahmen formuliert, der Unternehmen aus Industrie und Handwerk bei der Bewältigung des Fachkräftemangels unterstützen soll. In Anlehnung an die in der Vereinbarung gesetzten Schwerpunkte werden im Folgenden eine Auswahl an Projektideen aufgeführt.


Die Auswirkungen der technologischen und ökologischen Transformation mit neu entstehenden Tätigkeits- und Qualifikationsfeldern in eine Chance verwandeln

Mit dem jüngst gestarteten und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Transformationsnetzwerk Ostwürttemberg werden kleine und mittlere Unternehmen und insbesondere deren Beschäftigte mit verschiedenen Maßnahmen unterstützt, um die Herausforderungen der Transformation zu bewältigen. Um die Beschäftigten fit für die Transformation zu machen, sollen Qualifizierungskonzepte genutzt werden. Zudem soll ein zu diesem Bereich passendes Weiterbildungsangebot ausgebaut sowie Qualifizierungsverbünde konzipiert werden, die Unternehmen - ähnlich der Verbundausbildung - zusammenbringen, um sich bei der Weiterbildung gegenseitig zu unterstützen.

Auch die Hochschulen der Region werden ihre Angebote auf die veränderten Rahmenbedingungen anpassen und so beispielsweise GreenTech Skills noch mehr in der Aus- und Weiterbildung verankern. Dazu gehören Fähigkeiten, die eine klimafreundliche oder klimaneutrale Konzeption und Herstellung von Produkten, Produktionsstätten oder Anwendungen ermöglichen.


Eine umfassende Integration unterschiedlicher Zielgruppen mit geringer oder ausbaufähiger Arbeitsmarktbeteiligung ins Erwerbsleben

Hier steht unter anderem das Projekt "Unsere Jobs - Ihre Chance" kurz vor der Umsetzung, bei dem Arbeitssuchenden die Chance auf einen Jobeinstieg gegeben werden. Geeignete Kandidatinnen und Kandidaten werden von der Agentur für Arbeit und den Job-Centern auf Basis von Job-Profilen der Unternehmen ausgewählt und im Projekt qualifiziert. Die Unternehmen erklären sich zu einer Übernahme erfolgreicher Teilnehmenden bereit.

In einem Speed-Dating-Format sollen Fachkräfte und Azubis an verschiedenen Orten in der Region mit Unternehmen zusammengebracht werden. Ebenso soll das Potenzial von Studienabbrechern mit verschiedenen Maßnahmen erschlossen werden.


Gezielt bei internationalen und inländischen Fachkräften für die Attraktivität des Lebens- und Arbeitsorts Ostwürttemberg werben

Fach- und Führungskräfte werden vor allem von großen Arbeitgebermarken oder auch spannenden Branchen angezogen. Die existierende Standortmarketing- und Fachkräftekampagne soll ausgeweitet und weiterentwickelt werden - vor allem mit digitalen Aktionen im Bereich Social-Media.

Das Welcome Center Ostwürttemberg dient insbesondere KMU als zentrale und übergeordnete Informationsstelle für Fragen rund um die Rekrutierung internationaler Fachkräfte. Gleichzeitig ist es auch für internationale Fachkräfte und ihre Familien, einschließlich der internationalen Studierenden an den Hochschulen in Ostwürttemberg, eine wichtige Anlaufstelle, deren Wirkungskreis ausgeweitet und Maßnahmen verstärkt werden sollen.


Das Know-how der Allianzpartner synergetisch nutzen und in anlassbezogenen, temporären Foren vertiefen

Neben einer allgemeinen Wohnbauoffensive sollen verschiedene bereits existierende oder neue Projektideen gemeinschaftlich in der Region auf- oder ausgebaut werden.

Neben einem gemeinsamen regionalen und einem internationalen Speed-Dating für Fachkräfte und Azubis soll es auch eine Job-Bus-Tour durch die Region oder zusätzliche Beratungsangebote und Anlaufstellen für die unterschiedlichen Themenschwerpunkte und Zielgruppen geben.

Die regionalen Akteure möchten darüber hinaus die flächendeckende Verfügbarkeit der regionalen MINT-Angebote erhöhen und die schon erfolgreich agierenden Akteure vernetzen und stärken. Damit sollen noch mehr junge Menschen für MINT-Themen begeistert werden, um später in entsprechenden Berufen tätig zu werden.


Die Mitglieder der Fachkräfteallianz Ostwürttemberg sind:

  • Agentur für Arbeit Aalen
  • Arbeitgeberverband Südwestmetall
  • DGB Kreisverband Heidenheim
  • DGB Kreisverband Ostalb
  • DGB Region Ostwürttemberg
  • DHBW Heidenheim
  • Handwerkskammer Ulm
  • Hochschule Aalen
  • Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd
  • IG Metall Aalen/Gmünd
  • IG Metall Heidenheim
  • IHK Ostwürttemberg
  • Jobcenter Heidenheim
  • Jobcenter Ostalbkreis
  • Kreishandwerkerschaft Heidenheim
  • Kreishandwerkerschaft Ostalb
  • Landkreis Heidenheim
  • Landkreis Ostalbkreis
  • Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
  • SRH Fernhochschule Riedlingen
  • Verdi Ulm-Oberschwaben
  • Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Region Ostwürttemberg (WiRO)

Quelle: WiRO