Thema des Monats

Mit der Reihe „Thema des Monats” werden monatlich neue inhaltliche Schwerpunkte aufgegriffen, welche den nationalen und internationalen clusterbezogenen Diskurs prägen. Anschaulich und praxisorientiert werden u. a. aktuelle Clustermanagement-Themen, neue Management-Instrumente, Erfolge aus Cluster-Initiativen und landesweiten Netzwerken oder zukünftige Handlungsfelder für Clusterorganisationen dargestellt.

Regionale Cluster-Potentialchecks als Impulsgeber für die Diskussion über Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten der regionalen Cluster-Landschaft

Mehr als 54 Millionen Arbeitsplätze in Europa sind in Unternehmen angesiedelt, die in starken Clustern etabliert sind[1]. Cluster spiegeln lokale oder regionale Potenziale für wirtschaftliche Entwicklung und Innovation wider, die auf der Kooperation und dem Wettbewerb von vernetzten Unternehmen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und anderen Institutionen in einem bestimmten Wirtschaftsfeld beruhen.[2] Cluster-Initiativen haben sich als ein geeignetes Instrument zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, aber auch einer Region und der Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft erwiesen.

Regionales Cluster-Portfolio (mit fiktiven Beispielen) © ClusterAgentur Baden-Württemberg

Für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung von Regionen können starke Cluster und Cluster-Initiativen einen entscheidenden Beitrag leisten. Im Sinne einer optimalen Allokation von Ressourcen ist es wichtig, dass starke Cluster (Agglomerationen) durch leistungsfähige Cluster-Initiativen unterstützt werden, um eine dauerhaft hohe Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Unter der Leistungsfähigkeit von Cluster-Initiativen werden u.a. eine kritische Masse an Mitgliedern, entsprechende Ressourcen für Dienstleistungen und clusterspezifische Aufgaben sowie ggf. weitere Qualitätskriterien im Bezug auf das Clustermanagement verstanden. Bei entsprechender Qualität der Clustermanagements können auch cross-sektorale Kooperationen zielgerichteter realisiert werden.

Mit dem Cluster-Potentialcheck bietet die ClusterAgentur Baden-Württemberg seit kurzem ein Analysetool an, welches interessierten Akteuren der regionalen Wirtschaftsentwicklung einen Überblick über die Stärke von Clustern und Cluster-Initiativen sowie potentielle Ansätze für die Weiterentwicklung der Clusterlandschaft in einer Region gibt. Mit diesem Instrument werden die Cluster und Cluster-Initiativen auf Basis der zwölf baden-württembergischen Planungsregionen (Ebene der Regionalverbände und IHK-Bezirke) betrachtet.

Für die Messung der Stärke eines Clusters werden zwei etablierte Methoden (European Cluster Observatory sowie BAKBasel-Studie[3]) angewandt. Die Exzellenz einer Cluster-Initiative wiederum wird entlang der Qualitätsmerkmale, die von der European Cluster Excellence Initiative (ECEI) definiert wurden, bewertet. Am Ende ergibt sich ein entsprechendes Bild (Regionales Cluster-Portfolio), wie in der dargestellten Abbildung zu sehen.

Das Regionale Cluster-Portfolio ermöglicht schließlich eine visuelle Gegenüberstellung der beiden Faktoren (Potential und Leistungsvermögen), dies geschieht für jede Region in einem separaten Schaubild. Die in der Abbildung dargestellten Piktogramme repräsentieren die Cluster in der jeweiligen Region, die entsprechenden Namen daneben beschreiben die relevante Cluster-Initiative (z. B. Auto-Valley). Kombinationen von starken Clustern und exzellenten Cluster-Initiativen stellen den Idealfall dar (grün markierte Bereiche). So entsteht ein Überblick über sogenannte Stärkefelder eventuelle Handlungsbedarfe und "Missmatches". Kombinationen in der oberen rechten Hälfte stehen für starke Cluster (mit 3 oder 4 Stärkepunkten für das Cluster), die von exzellenten Cluster-Initiativen (3 oder 4 Stärkepunkte für die Exzellenz der Cluster-Initiative) unterstützt werden, im Abbildungsbeispiel trifft dies für Health Süd und CyberMuster zu. Diskussions- und Handlungsbedarfe (Missmatches) gäbe es im Abbildungsbeispiel demnach für die Cluster-Initiative BIO ABC, da hier kein Potential festgestellt werden kann sowie für das Auto-Valley, da diese Cluster-Initiative für das hohe Potential nicht entsprechend leistungsstark scheint.

Der Cluster-Potentialcheck setzt somit den Impuls für einen fakten-basierten Dialog der für die regionale wirtschaftliche Entwicklung relevanten Akteure. Diese Dialoge sind Teil der Strategie des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, die Clusterpolitik und regionale Wirtschaftspolitik weiter zu verzahnen und zu einer regionalen Innovationspolitik zu entwickeln. Weitere wesentliche Bausteine in diesem Prozess sind die aktuell durchgeführten Umsetzungen der Regionalen Entwicklungskonzepte und deren Leuchtturmprojekte aus dem RegioWIN-Wettbewerb[4] sowie die vom Wirtschaftsministerium beauftragte und von der Prognos AG und dem ZEW Mannheim durchgeführte Studie "Regionale Innovationssysteme - Bestandsaufnahme und Schlussfolgerungen".


[1] European Cluster Observatory 2016, www.ec.europa.eu/DocsRoom/documents/2038
[2] Vgl. Porter, Michael E. (1998): Clusters and the New Form of Economic Competition. In: Harvard Business Review, November 1998; vgl. Kiese, M. (2012): Regionale Clusterpolitik in Deutschland. Bestandsaufnahme und interregio-naler Vergleich im Spannungsfeld von Theorie und Praxis, S. 37-39.
[3] Zur Berechnung der Konzentration wird die Methodik zur Ermittlung des Cluster-Index angewendet, diese Methodik ist bei den Daten des European Cluster Observatory (2013) sowie der Studie "Innovationskraft Baden-Württemberg: Erfassung in Teilregionen des Landes und Beitrag zum Wirtschaftswachstum, erstellt im Auftrag des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg durch das Forschungsinstitut BAK Basel Economics AG (2011) grundsätzlich identisch.
[4] www.regiowin.eu

 

 

 

 

 

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E-Mail
MzK(at)clusteragentur-bw(dot)de
Zitat
Jochen Protzer, Geschäftsführer, Wirtschaftsförderung Zukunftsregion Nordschwarzwald GmbH

"Der Clusterpotenzialcheck der ClusterAgentur Baden-Württemberg hat uns in der Region Nordschwarzwald dabei unterstützt, die strategische Ausrichtung der Wirtschaftsförderung im Hinblick auf die Netzwerke und Cluster weiterzuentwickeln."