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Mein Erlebnis beim Frühstück im Aktivhaus

Früh am Morgen, an einem kalten und verregneten Wintertag, machte ich mich auf und folgte der Einladung in einen Zukunftsbau der anderen Art. Ja, Morgenstund hat Gold im Mund, wie ein bekanntes Sprichwort sagt. Das Frühstück im Aktivhaus B10, im Herzen der berühmten Weißenhofsiedung der baden-württembergischen Landeshauptstadt, bot allerdings mehr als gute Gespräche, leckere Häppchen, frischen Kaffee und gesunden Orangensaft – es schaffte die Verbindung von Gegenwart mit Moderne, Zeitlosigkeit mit Kreativität und Innovation sowie gleichzeitig Praktikabilität, Energieeffizienz - ja sogar Energieerzeugung - und damit Klimaschutz. Also rundum ein gutes Gefühl.

Aktivhaus B10-kreiert von Sobek; Foto: proHolzBW GmbH

Neue Wege werden gefunden, indem jemand sie geht. Sie entstehen dadurch, dass jemand sie wagt. Dieses Experimentierhaus hat kein geringerer als Prof. Dr. Werner Sobek, einer der bedeutendsten Planer der Gegenwart aus Stuttgart im Rahmen eines Forschungsprojektes realisiert - ein nächster Schritt in die Zukunft. Das Konzept Aktivhaus des profilierten Experten für energieoptimiertes Bauen in der Stadt soll sicherlich in Kürze den Passivhausstandard ablösen. In Zeiten immer knapper werdender Ressourcen „ist Klimaschutz Teil der Generationenverantwortung“, zeigt Sobek als Leiter des Instituts für Leichtbau der Universität Stuttgart und Jurymitglied des Kommunalwettbewerbs HolzProKlima in Baden-Württemberg die Notwendigkeit verantwortlichen Handelns auf. „Es geht um alle ökologischen, ökonomischen und sozio-kulturellen Fragen.“

Ich bin begeistert, schon die Türe des Aktivhauses öffnet sich automatisch durch die Bedienung einer App und ich werde herzlich willkommen geheißen. Da bedarf es keinen Hausschlüssel mehr. Die Türe oder vielmehr das sehr groß geratene Glasfenster schließt sich mit leisem Klick hinter mir wieder automatisch. Sobald ich das Innere betrete, spüre ich den Kreativgeist, der dieses Haus belebt. Das Meisterwerk ist wohl vor dem inneren Auge des Architekten entstanden. Die Freude beim innovativen Bauen 2.0 ist mit allen Sinnen zu erfassen, schmeckbar. Ich stelle mir vor, Sobek hat dieses Haus in seinem Geist entwickelt und mit viel Planung, Geschick sowie Zukunftsvision präzise umgesetzt. Darin zu Verweilen regt das Darüber-Hinaus-Denken an. Integration statt Isolation lautet die große Überschrift. Selbst die Wärmepumpe mit ihrer Anlage ist nicht in ein Kellergeschoss verbannt, sondern wird elegant hinter der inneren Holzverkleidung integriert und nahbar gemacht.

Was toll ist, die Garage macht einen gleichwertigen Bestandteil des Hauses aus. Sie gehört dazu, zum großen Ganzen. Ein Elektromobil parkt auf der Drehscheibe im Haus, die ich kurz nach meinem Eintritt gleich ausprobiere. Der E-smart kann in der Wohnung sozusagen parken und nach einer Drehung von 180 Grad wieder problemlos vorwärts herausfahren. Klar doch. Beengte Lagen sind somit keine Herausforderung mehr. Das Auto steht wie ein fahrbares Möbelstück neben dem Küchenabschnitt der Wohnung, die in vier Raumeinheiten eingeteilt ist. Das ist neuartig, gewöhnungsbedürftig, aber spannend.

Was mich weiterhin fasziniert, ist, dass das Haus Strom liefert. Denn das Aktivhaus produziert, wie der Name schon sagt, aktiv Energie. Dank eines ausgeklügelten Energiekonzepts und einer selbstlernenden Gebäudesteuerung erzeugt es das Doppelte seines Energiebedarfs selbst. Mit dem gewonnenen Überschuss werden zwei Elektroautos und ein weiteres Haus versorgt. Die Tankstelle ist somit integriert vor Ort. Jeden Morgen und zu jeder Stunde lässt es sich außerdem in ein wohl temperiertes Auto einsteigen. Nicht mehr kratzen. Kein heißes Auto mehr im Sommer, wunderbar. Und was die Umwelt betrifft: Keinerlei Energie geht durch Aufheizen oder Kühlen bei Fahrtbeginn verloren. Eisspeicher, Solarzellen, Holzbauweise und Vakuumverglasung sind als einige der wesentlichen Faktoren für die Energieeinsparung zu nennen. Letztere Bedarf genauen Hinsehens.

Auf jeder Scheibe der geschosshohen Verglasung sind sehr viele sehr kleine schwarze Punkte zu erkennen. Aber erst, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird. Dies hat mit Elektroladung zu tun, genauere Erläuterungen würden hier jedoch zu weit führen. An jeder Scheibe oben rechts gibt es eine Stelle, die dafür da ist, dass die restliche Luft dem Inneren der Scheiben entnommen werden kann. So entsteht das Vakuum und kann Vakuum bleiben. Dies ist für die Dämmung unabdingbar und gibt dem Haus eine bessere Energiebilanz. Denn über die Verglasung wurde etwas diskutiert, jedoch sollte nicht an Architektur und Schönheit gespart werden. So gibt das Glas Klarsicht und vermittelt den Eindruck von mehr Raum und das Gefühl von Freiheit. Außerdem lassen sich die Glasscheiben großflächig zur Terrasse öffnen und wirken zu einem ästhetischen Gesamtbild spielerisch zusammen. Und gerne nehme ich mir einen heißen Kaffee und genieße den Ausblick.

Wir können mit dem Aktivhaus außerdem auf Reisen gehen. Der Neubau wurde innerhalb von nur einem Tag angeliefert und aufgestellt. Dank der größtenteils vorgefertigten Gebäudekonstruktion des Holzbauunternehmens SchwörerHaus war eine schnelle, unkomplizierte und leise Aufstellung möglich. Das Aktivhaus kann daher wieder auf eine nächste Reise gehen und leicht an einen neuen Ort transportiert werden. Am heutigen Standort soll es nicht für immer stehen bleiben. So flexibel sind Aktivhäuser.

Die hölzerne moderne Innenverkleidung gegenüber von der Glasfront entpuppt sich als Sektion für klappbare Küchenschranktüren sowie große hohe Türen zum jeweils einzelnen Betreten von Wärmesystem, Dusche und WC. Eine Waschmaschine und eine Spülmaschine befinden sich im unteren Teil der Küchenschränke. Letztere lässt sich durch Klopfen auf die Spülmaschinentüre öffnen, wie ich bei meiner Erkundungstour erfahre. Eigentlich eine nette Geste erst einmal anzuklopfen. Des Weiteren habe ich erstmals erlebt, dass der Zugang zu Dusche und WC durch Betätigen von in der Innenverkleidung getarnten Schaltern möglich wird. Sie machen das Ganze zu einem Abenteuer, denn einen Türgriff gibt es nicht mehr.

Ich öffne durch Knopfdruck die Tür zur Toilette und nutze diese kleine aber feine Nasszelle. Alles funktioniert bestens. Doch Achtung, eine zweite Tür führt vom WC aus direkt nach außen hinter das schmale, in die Länge gezogene Haus. Zum Schluss mache ich beide Türen auf, was mir mit einem Schritt den Übergang von Wohnzimmer über Toilette ins Freie ermöglicht. Das fühlt sich schon lustig an, muss ich gestehen. Auf der hinteren Seite des Holzmoduls begutachte ich eine weiße Faserfassade innovativen Charakters. Doch die Kälte setzt mir zu. Schnell verkrieche ich mich wieder in das warme Innere. In diesem neu gedachten Raum lässt es sich gleich einziehen.

Haben Sie Interesse bekommen selbst das Aktivhaus zu erleben? Wurden Ihre Kreativität und Ihr Entdeckergeist geweckt? Dann melden Sie sich bei mir. Gerne setze ich mich dafür ein, dass sie selbst Ihr Erlebnis im Aktivhaus beschreiben können. Sicherlich lohnt sich jede Begehung vor Ort für neue Inspiration. Inspiration für das Bauen der Zukunft, für neues Denken. Für neue Ansätze von Integration und Zusammenfügen im Bauen und Wohnen. Ein neues Verständnis von Wohnhäusern durch Innovation, Modernität, Mobilität und Bauen mit Holz.


Quelle: proHolzBW GmbH