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Studie „Industrie 4.0 in der Region Göppingen+”

Das Landesnetzwerk Mechatronik BW hat vor zahlreichen Teilnehmern am 18.07.2016 die Ergebnisse der vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg in Auftrag gegebenen Studie „Industrie 4.0 in der Region Göppingen+” vorgestellt. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurden knapp 1.500 Unternehmen für die Studie kontaktiert.

Das Landesnetzwerk Mechatronik BW hat im Zeitraum von November 2015 bis Januar 2016 mehr als 400 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größenordnungen im Radius von 100 Kilometern rund um Göppingen zu ihren Einstellungen zu den Themen Industrie 4.0 und Innovation befragt. 66 Prozent der Firmen, die an der Studie teilgenommen haben, sind mittelständisch geprägt. Sie kommen vor allem aus den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Elektronik/Elektrotechnik, Fahrzeugbau, IT, der Metallerzeugung und-bearbeitung, sowie aus den Bereichen Energieerzeugung und Getränkeherstellung.

Für die befragten Unternehmen liegen die größten Vorteile von „Industrie 4.0” in den Bereichen Entwicklung und Produktion sowie bei der strategischen Ausrichtung. Die Unternehmen sehen die Chancen und Zukunftsperspektiven im Vergleich zu den Herausforderungen bedingt durch die Veränderungen in der eigenen Betriebsrealität eher differenziert. Oft gibt es noch enorme Vorbehalte gegenüber bestimmten Digitalisierungsmaßnahmen, wie beispielsweise bei der Einführung von Cloud-Technologien in die Unternehmensabläufe Vereinzelt wird auch die gesamte Vision von „Industrie 4.0” und vernetzten Wertschöpfungsketten als problematisch angesehen. Einzelne Branchenzweige des produzierenden Gewerbes sehen sich bislang, wenn überhaupt, nur teilweise von Industrie 4.0 betroffen. Hier fehlen zum Teil noch die  entscheidenden Impulse für neue Geschäftsmodelle und den weiteren Ausbau des Produkt- und Dienstleistungsportfolios hin zu smarten Lösungen.

„Digitale Technologien und Vernetzungslösungen werden zunehmend in den Betrieben angewendet und verändern die Arbeitsbedingungen der Menschen. Dabei müssen wir vor allem die KMU im Blick behalten, denn ihre Innovationsfähigkeit ist ein zentraler Baustein für die wirtschaftliche Stärke Baden-Württembergs und eine tragende Säule für die Industrie 4.0. Wir wollen die Rolle Baden-Württembergs als Leitanbieter für intelligente Produktionssysteme und die Wettbewerbsfähigkeit des Industrie- und Innovationsstandorts weiter ausbauen. Mit Angeboten wie der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg und Netzwerken wie Mechatronik BW unterstützen wir die KMU in Baden-Württemberg, damit alle vom digitalen Wandel profitieren können”, sagte Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut in Stuttgart zur Veröffentlichung der Studie.

Als Ansatz regt Dr. Wolfgang Baur, Vorsitzender des Kompetenznetzwerk Mechatronik BW an: „Die Studie zeigt, dass Industrie 4.0 im Mittelstand als Thema angekommen ist. Andererseits herrscht bei den KMU erheblicher Nachholbedarf, was die Inhalte von Industrie 4.0 sowie deren stufenweise Implementierung anbetrifft. Dies bezieht sich insbesondere auf die Praxisrelevanz und Umsetzungsbedeutung für das eigene Unternehmen. Angesichts der Tatsache, dass rund 55 Prozent der Gesamtbeschäftigten aus den KMU stammen und zur Wirtschaftsleistung beitragen, ist es dringend erforderlich, diese durch anwendungsorientierte und mittelstandsgerechte Informationen zu unterstützen. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass sich - wie die Studie ebenfalls belegt - KMU ihre Informationen sehr stark über Messen als auch bekannte und vertraute Netzwerke suchen.”

Die Firmen wissen, dass erhebliche Veränderungen mit dem Einzug von Industrie 4.0 verbunden sind. Sie planen oder setzen teilweise bereits Projekte zu mehr Vernetzung, Digitalisierung und besserer Bedienung von individualisierten Kundenbedürfnissen über Organisations- und Portfolioweiterentwicklungen um. Sie sehen deutliche Chancen für die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen auf der Basis intelligenter Produkte und Dienstleistungen und somit auch für mehr Wachstum und Effizienzsteigerungen. Das gilt vor allem für die Industrieausrüster und Investitionsgüterwirtschaft. Der damit verbundene Informationsbedarf zur Umsetzung ist enorm hoch.

Für mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen besteht Informationsbedarf rund um die Produktionsprozesse der Industrie 4.0. Ebenso stark stehen die für Industrie 4.0 erforderlichen technologischen bzw. organisatorischen Schnittstellen im Fokus. Rund 43 Prozent der Unternehmen wünschen sich mehr Informationen zum Themenfeld Maschinen- und Datensicherheit (Safety & Security), und jeweils 40 Prozent zu den Themen Fertigungstechnologien und ERP/CRM. Nahezu jedes dritte Unternehmen sieht Informationsbedarf im Bereich der Aus- und Weiterbildung. Vor diesem Hintergrund treibt das Landesnetzwerk Mechatronik BW unter anderem die Mechatronik-Academy voran.

Rund 76 Prozent aller befragten Firmen schätzen den Industrie 4.0-Investitionsbedarf in den nächsten zwei Jahren unterhalb von 250.000 Euro ein. Für ca. 37 Prozent der befragten Firmen liegt dieser innerhalb einer Größenordnung unterhalb von 50.000 Euro. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen gibt branchenübergreifend ein bis zwei Jahre als gewünschten Amortisationszeitraum für die Investitionen an. 41 Prozent der Unternehmen wünschen sich einen Amortisationszeitraum von drei bis vier Jahren. Die Studie zeigt darüber hinaus Handlungsempfehlungen auf, wie Unternehmen die Chancen und Potenziale von Industrie 4.0 nutzen und umsetzen können. Dazu wurde seitens des Landesnetzwerks Mechatronik BW eine praxisgerechte und unternehmensspezifische Methodik und Vorgehensweise entwickelt, die aus verschiedenen Modulen besteht. Darin werden die wichtigen Eckpunkte der Studie, wie Vertrauen, Märkte und Differenzierung, Informations- und Innovationsplattformen, Wissens- und Technologietransfer, Qualifizierung und Schulung sowie mögliche Fördermaßnahmen aufgegriffen.

Die Studie kann in gedruckter Form bei der Pressestelle des Landesnetzwerk Mechatronik BW angefordert werden (Ansprechpartner: Rainer Färber).

Aktualisierung: Die Studie steht nun auch zum Download auf der Webseite des Landesnetzwerk Mechatronik BW bereit.