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Baden-Württemberg im Blick - Erste Zwischenergebnisse des Projekts DanuBioValNet

Ein Jahr nach dem Start des Interreg Donauprogramm Projekts „DanuBioValNet“* können erste Ergebnisse für Baden-Württemberg präsentiert werden. Hier fanden bereits zwei Veranstaltungen statt – zu den Themen Phytopharma und biobasierte Verpackungen.

Im Rahmen des Interreg Donauprogramm Projektes „DanuBioValNet“ sollen neue, biobasierte Wertschöpfungsketten etabliert werden. Dazu haben 17 Partner aus zehn Ländern des Donauraums am 1. Januar 2017 unter Federführung der BIOPRO Baden-Württemberg GmbH eine überregionale Zusammenarbeit in der Bioökonomie gestartet. Treiber sind regionale Clusterorganisationen, die intensiv geschult werden, um die transnationale Vernetzung in der biobasierten Industrie anzustoßen.

Überblick über die Cluster-Landschaft BW mit Bezug zur biobasierten Industrie

Es hat sich gezeigt, dass die Cluster-Landschaft in Baden-Württemberg (BW) für eine biobasierte Industrie einen großen Aktivposten darstellen kann. Allerdings fokussieren sich die Cluster nicht auf die noch neue biobasierte Industrie. Einige ihrer Mitglieder könnten jedoch von einer verstärkten biobasierten Herangehensweise profitieren. BW besitzt ein großes Potenzial an sehr gut ausgebildeten Arbeitskräften und wissenschaftlicher Infrastruktur für eine zukünftige biobasierte Industrie. Spezielle Master-Studiengänge im Bereich Bioökonomie und das Graduiertenprogramm BBW ForWerts bilden hervorragende Arbeitskräfte für eine biobasierte Industrie aus. Neben der Forschungsstrategie Bioökonomie mit einem Volumen von rund 13 Mio. Euro für den Zeitraum von 2014 bis 2019 beinhalten auch die Teilbereiche Biotechnologie, Umwelttechnologien, Erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz der Smart Specialisation Strategy Baden-Württemberg Aspekte einer biobasierten Industrie.

Folgende erste Herausforderungen konnten im Rahmen des Projektes für BW identifiziert werden: Die Rahmenbedingungen für die Cluster-Entwicklung sollten verbessert werden - gerade im Hinblick darauf, biobasierte Innovationen in der Industrie zu erleichtern. Hierfür müssen auch Widerstände in der Industrie herabgesetzt werden. Damit dies gelingt, müssen Cluster weiterentwickelt werden. Oftmals ist den Clustermanagern nicht bewusst, welche Vorteile biobasierte Produktentwicklungen ihren Mitgliedsunternehmen bieten können. Des Weiteren sollten die Lieferketten gestärkt werden. Es hat sich gezeigt, dass BW zwar am Ende der biobasierten Wertschöpfungsketten stark ist, dass aber die Bereitstellung des Rohmaterials sowie erste Verarbeitungsschritte nicht oder nur schlecht abgedeckt sind. Dies bedeutet: Eine überregionale Kooperation ist entscheidend, damit BW alle Potenziale einer zukünftigen biobasierten Industrie voll ausschöpfen kann. BW könnte zudem davon profitieren, wenn in einzelnen Sektoren der biobasierten Industrie, in denen das Land jetzt schon präsent ist, Cluster-Initiativen entwickelt werden.

Spezielle Cluster-Kartierung

Nach Abschluss der zehn Länderberichte über den Status quo der biobasierten Industrie aller Partner entschloss sich das Projekt-Konsortium dazu, folgende Wertschöpfungsketten aufgrund ihres hohen Potenzials für den Donauraum weiter zu betrachten: Phytopharma, biobasierte Verpackungen und Ökobau.

Eine spezielle Kartierung der mit diesen Themen befassten Cluster in Baden-Württemberg hat Folgendes ergeben. Von den fünf Cluster-Initiativen in BW, die im breiten Feld der Holz- und Möbel-Industrie aktiv sind, sind zwei auf den Bereich Ökobau spezialisiert - sowohl in Bezug auf eine kritische Masse als auch im Hinblick auf eine Abdeckung möglichst aller Stufen der Wertschöpfungskette.

Im Bereich plastikverarbeitende Industrie ist BW seit Jahrzehnten stark vertreten. Doch fehlt es an der kritischen Masse der Akteure im Bereich biobasierter Kunststoffe. Am deutlichsten wird es aufseiten der Rohstoffbereitstellung der (Bio-)Polymere - alle Cluster aus diesem Bereich besitzen keine Mitglieder aus dem Bereich der Polymerherstellung.

Für die Phytopharma-Industrie gibt es in BW keine Cluster-Initiativen. Es existiert eine kritische Masse von mehr als 50 Unternehmen, die im Bereich Phytopharma aktiv sind. Auch im Bereich Forschung und Entwicklung sind neben diversen Universitäten in BW auch die Firmen selbst sehr aktiv. Um einen tieferen Einblick in die phytopharmazeutische Wertschöpfungskette in BW zu erhalten, wurden drei ausgewählte Unternehmen im Detail befragt. Den größten Bedarf sehen die Unternehmen für mehr Schulungen in den Anbauländern (ca. 85 % aller Pflanzen, die in Deutschland für den Sektor Phytopharma benötigt werden, werden importiert), in Bezug auf Qualitätsmanagement und GACP-Regelungen (GACP: Good Agricultural Cultivation Procedure). Es wurde aber auch Bedarf in puncto biologischem Saatgut, speziell geeigneten Maschinen zur Ernte, zur Säuberung und weiteren Verarbeitungsschritten und an nachhaltigen Verpackungslösungen und gewünschtem Outsourcing von einzelnen Verfahrensschritten in die Anbauländer geäußert. Cluster-Initiativen, Netzwerke und/oder Verbände, die strategisch diesen wichtigen Wirtschaftssektor vorantreiben, könnten helfen, gemeinsame Herausforderungen zu überwinden.

Wie geht es nun weiter?

In den nächsten Monaten werden zunächst Roadmapping-Workshops in den Sektoren Phytopharma, biobasierte Verpackungen und Ökobau stattfinden. Mit dem dort erworbenen Expertenwissen starten dann in der zweiten Jahreshälfte 2018 die Pilotaktionen des DanuBioValNet-Projektes. Hierbei sollen einerseits alle relevanten Akteure (Unternehmen und gegebenenfalls Forschung) der drei erwähnten

Wertschöpfungsketten länderübergreifend zusammengebracht werden, um vollständig geschlossene Ketten zu erreichen. Wunschziel ist es, am Ende des Projektes eine Zusage aller beteiligten Akteure zu haben, zukünftig zusammenzuarbeiten, um ein Produkt aus den jeweiligen Industriesektoren zu produzieren. Zudem werden alle länderspezifischen Informationen - auch über die Implementierung von bisherigen biobasierten Förderprogrammen - gesammelt und in einer sogenannten "Joint Bio-Based Cluster Policy Strategy" gebündelt, die verbesserte Rahmenbedingungen für biobasierte Innovationen empfiehlt. Um diese Strategie zu unterstützen, werden Clustermanagern spezifische Services vorgestellt, die ihnen helfen sollen, ihre Unternehmen auf den Weg zu einer nachhaltigen biobasierten Industrie zu führen.

* Das Projekt DanuBioValNet wird über einen Zeitraum von 30 Monaten mit rund 2,3 Mio. Euro von der Europäischen Union (ERDF, IPA) im Rahmen des "Danube Transnational Programme (DTP)" gefördert.

Quelle: BIOPRO