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BioLAGO initiiert den Aufbau eines telemedizinischen Versorgungszentrums im Landkreis Konstanz

In der Abschlussveranstaltung des BioLAGO Projekts „DigiCare Bodensee“ (Digitale Gesundheitsversorgung der Zukunft) im Dezember 2020 wurde eine konkrete Handlungsempfehlung für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum in der länderübergreifenden Bodenseeregion (Deutschland, Schweiz, Österreich, Liechtenstein) vorgestellt: Es soll in einer Gemeinde im Landkreis Konstanz ein telemedizinisches Versorgungszentrum entstehen, welches zunächst einen Gesundheitsparameter bei einer klar definierten Patientengruppe überwachen soll.

• In der Gemeinde Steißlingen im Landkreis Konstanz soll das erste telemedizinische Versorgungszentrum am Bodensee entstehen
• Als erster Gesundheitsparameter soll Bluthochdruck überwacht werden
• Die primäre Zielgruppe sind ältere Menschen 65+, die jedoch noch im häuslichen Umfeld wohnen
• Perspektivisch soll das Projekt mit weiteren Gesundheitsparametern ergänzt und auf weitere Patientengruppen und Standorte am Bodensee auch länderübergreifend ausgedehnt werden

Eine immer älter werdende Gesellschaft und die damit einhergehende Zunahme an chronischen Krankheiten sowie der zunehmende Ärztemangel vor allem in strukturschwachen Gebieten stellen für die Gesundheitsversorgung der Zukunft eine große Herausforderung dar. Im durch die „Internationale Bodensee Konferenz“ (IBK) geförderten Projekt DigiCare Bodensee (Kleinprojektefonds „Interreg V Programm Alpenrhein Bodensee-Hochrhein“) hat BioLAGO zusammen mit Gesundheitsexperten Lösungsansätze für eine gesicherte Gesundheitsversorgung gerade von älteren Menschen im ländlichen Raum erarbeitet. Die Ergebnisse wurden bei einer Abschlussveranstaltung am 1. Dezember vorgestellt. Wie schon die Auftaktveranstaltung im April sowie alle nachfolgenden Workshops und Arbeitsgruppensitzungen fand auch diese Veranstaltung pandemiebeding Online statt. Dennoch hatten sich über 50 interessierte Teilnehmer angemeldet, denen zunächst in einem Übersichtsvortrag der in unserem Nachbarland Schweiz schon praktizierte „Digitale Patienten-Journey“ vorgestellt wurde. Die medizinische Leiterin von santé24 – Dr. med. Silke Schmitt Oggier berichtete von der Kombination einer Symptomcheck-App (Benecura) mit einem Telemonitoring-Tool (TytoHome). Dieses kleine Gerät, vergleichbar mit einem Smartphone, ermöglicht es dem Patienten mit verschiedenen Zubehörteilen zu Hause selbst bestimmte Untersuchungen vorzunehmen und die Ergebnisse digital an ein 24 h besetztes medizinisches Spezialisten-Team zu übermitteln. Die Befunde können dann telefonisch mit dem Patienten besprochen und bei Bedarf werden weitere Maßnahmen eingeleitet. Momentan können Untersuchungen von Herz, Lunge, Bauch (Abhören mit Stethoskop), der Ohren (Othoskop), Messung der Körpertemperatur sowie über die Kamerafunktion Aufnahmen der Haut als auch vom Hals- und Rachenbereich durchgeführt und direkt online mit dem Arzt geteilt werden. Die Symptomcheck-App vereinfacht dabei die Kommunikation zwischen Arzt und Patient.
Im Hauptteil der Veranstaltung wurde die Handlungsempfehlung vorgestellt, welche durch BioLAGO in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern im DigiCare Projekt erstellt wurde. Wichtig war dabei ein klar definierter Fokus: Es soll in einer Gemeinde im Landkreis Konstanz ein telemedizinisches Versorgungszentrum entstehen, welches zunächst einen Gesundheitsparameter bei einer klar definierten Patientengruppe überwachen soll. Als Startparameter wurde Bluthochdruck gewählt, da dies ein entscheidender Risikofaktor bei Herz-Kreislauferkrankungen ist, als auch die Nummer 1 der Todesursachen in Deutschland. Die zunächst adressierte Zielgruppe sind Patienten 65+. Als erste Gemeinde im Landkreis Konstanz hat sich Steißlingen bereit erklärt, in dem neu entstehenden Gesundheitshaus ein telemedizinisches Versorgungszentrum zu etablieren. Der bei der Veranstaltung ebenfalls anwesende Bürgermeister von Steißlingen, Benjamin Mors, freut sich über die Chance die Handlungsempfehlung in Steißlingen umzusetzen: „Steißlingen bietet die idealen Voraussetzungen für die Umsetzung der Handlungsempfehlung des DigiCare Bodensee Projekts. Ich freue mich, dass wir bei diesem zukunftsweisenden Projekt ganz vorne mit dabei sein dürfen.“

In den Kurzvorträgen stellte Herr Gmelin, Geschäftsführer der VidaWell GmbH, den kompletten Diagnose- und Überwachungskreislauf bei Bluthochdruck vor. Prof. Dr. med. Christiane Brockes von der alcare AG aus der Schweiz erläuterte die notwendigen begleitenden Maßnahmen für den Aufbau eines telemedizinischen Zentrums, wie zum Beispiel Infoveranstaltungen und Schulungen, um sowohl bei Ärzten als auch Patienten eine hohe Akzeptanz zu erreichen. Abschließend berichtete der Patientenvertreter Hans-Günter Meyer (Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V., Digitale Gesundheit Baden-Württemberg) von den bisherigen Erfahrungen bei vergleichbaren Projekten aus der Sicht eines Betroffenen und wie telemedizinische Lösungen zu mehr Lebensqualität verhelfen können. Weitere Projektpartner, welche an der Entwicklung der Handlungsempfehlung beteiligt waren, sind die RICB AG aus der Schweiz sowie die Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg.
Die zügige Umsetzung der Handlungsempfehlung soll nun in dem BioLAGO-Projekt D-Care sichergestellt werden, welches von der EU im Rahmen des „Interreg-Danube-Translational-Programms“ gefördert wird. Dieses Programm, an dem mehrere Donau-Anrainerstaaten teilnehmen, hat die Verbesserung der Pflege und gesundheitlichen Versorgung älterer Menschen zum Ziel und BioLAGO ist der Pilot-Partner für Baden-Württemberg (und damit Deutschland). Die Auftaktveranstaltung des D-Care Projekts wird im Januar stattfinden.
Parallel zur Umsetzung der Handlungsempfehlung in Steißlingen wird ein neues Projekt definiert, welches die Erkenntnisse und Erfahrungen des Pilotprojekts nutzt und die Einbeziehung weiterer Gesundheitsparameter und Patientengruppen zum Ziel hat. Weiterhin soll die telemedizinische Versorgung auch auf andere Gemeinden in benachbarten Landkreisen, als auch in den Nachbarländern Schweiz, Österreich und Liechtenstein ausgeweitet werden.
Die beteiligten Projektpartner und die Teilnehmer der Veranstaltung sind sich sicher, dass mit der Umsetzung dieser Handlungsempfehlung und der anschließenden Skalierung ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung nicht nur der älteren Bevölkerung im ländlichen Raum erreicht werden kann.

Haben Sie Interesse an der ausführlichen Handlungsempfehlung oder am Mitwirken im neuen Projekt D-Care? Dann melden Sie sich bei uns unter info(at)biolago(dot)org.

Quelle: BioLAGO