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Digitale Ideen für die Holzbranche

Die Digitalisierung ist die zentrale gesellschaftliche, betriebswirtschaftliche und technologische Entwicklung unserer Zeit und auch die Holz- und Möbelbranche hat längst die Digitalisierung als Leitthema für sich erkannt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Individualisierung und Personalisierung sind Mega-Trends, die holzaffine Unternehmen zum digitalen Handeln zwingen. Gleich mehrere Experten plädierten beim Digitalworkshop der Region Nordschwarzwald in Horb für einen digitalen Ausfallschritt der Branche, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln bevor die globale Konkurrenz dies tut.

Digitalisierung ist die ultimative Herausforderung für alle Branchen und ein Blick über den hölzernen Tellerrand zeigt die Marschrichtung: QR-Codes auf Brötchen und der 3D-Druck hochkalorischer Backwaren spielen in dem von Professor Bernhard Kölmel, dem Digitalprofi der Hochschule Pforzheim, entworfene Szenario eine tragende Rolle. Nicht alles was technisch bereits machbar ist, wird sich auch am Markt durchsetzen, dessen war sich Kölmel als einer der Impulsgeber des digitalen Nachmittags im Plastics InnoCentre in Horb am Neckar sicher. Sehr bewusst provozierte der Wissenschaftler jedoch mit scheinbaren Tabus, um seine Zuhörer, allesamt Unternehmer aus der Holz- und Kunststoffbranche, aufzurütteln.

Digitalisierungsexperte Kölmel bekräftigte seine bereits beim Innovationssymposium ausgesprochene Warnung bestehende Geschäftsmodelle und Prozesse auf ihre Zukunftstauglichkeit zu überprüfen. "Nicht alles was Tradition hat, besitzt auch eine Zukunft", argumentierte Kölmel. Die Zeiten erfolgversprechender Hinterhoftüfteleien wäre vorbei, stellte Kölmel unmissverständlich klar und legte den Fokus darauf, dass Erfolg derjenige hat, der nicht dem Irrglauben verfällt bereits alles zu wissen, um zukünftig weiterhin erfolgreich zu sein! Unternehmen, die sich nicht stetig weiterentwickeln, werden langfristig untergehen. Kölmel fasste es in seiner Einleitung deutlich zusammen: "Kümmern Sie sich um neue Technologien bevor es zu spät ist. Irgendwann bringt es nichts mehr, das alte Produkt besser zu machen, wenn es Zeit ist für ein Neues. In Zeiten der Digitalisierung kommen die Veränderungen oft dann auch schlagartig."

"Die Idee zum Digitalisierungsworkshop wurde von den Unternehmen beim Innovationssymposium der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald im Januar angestoßen, mit dem Ziel, neue Geschäftsfelder zu identifizieren und digitale Projektideen zu sammeln", skizziert Lars Schäfer, RegioHOLZ-Projektleiter bei der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, die Intention des Nachmittags. Um die Unternehmen auf dem Weg in eine noch unbekannte Zukunft zu unterstützen und ihnen das Handwerkzeug zur Analyse und Bewertung ihres eigenen Unternehmens und vor allem ihrer Kunden in die Hand zu geben, standen im zweiten Teil des Workshops die wissenschaftlichen Mitarbeiter Lukas Waidelich und Alexander Richter bereit. Als Projektmitarbeiter im Förderprojekt "Use-PSS - Usability betrieblicher Produkt-Service-Systeme im Mittelstand" unterstützen sie Betriebe in der Entwicklung ihrer Digitalisierungsstrategie. "Wir bieten Unternehmen ein Set an Methoden zur Entwicklung von Produkt-Service-Systemen (PSS) an. Damit helfen wir ihnen dabei, innovative Produkt-Dienstleistungsangebote zu entwickeln", sagt Alexander Richter, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team von Kölmel.

Zentrale Frage war es stets zu überlegen wie die Kunden und deren Bedürfnisse in 15 Jahren aussehen und sich das Unternehmen und deren Geschäftsmodelle verändern müssen. Dafür wurden neueste Methoden aufgezeigt und auch praktisch besprochen wie man als Unternehmer hier vorgehen kann. Die Teilnehmer mussten also beispielsweise überlegen: Was denkt und fühlt mein Kunde? Was sieht der Kunde? Was sagt und tut der Kunde? Was hört der Kunde? Gerade diese wichtige Perspektiven, fiel den Teilnehmern nicht so leicht. Der Workshop gab viele Impulse und bot den Teilnehmern die Möglichkeit über den Tellerrand hinauszuschauen, um auf Grundlage der Kundenbedürfnisse der Zukunft sein eigenes Geschäftsmodell zu hinterfragen.

Hintergrund RegioHOLZ:

Die Nordschwarzwälder Holz- und Möbelbranche ist bundesweit einzigartig und ein wirtschaftliches Schwergewicht in der Region. Die Branche ist extrem vielseitig und besitzt zahlreiche gemeinsame Problemzonen. Deshalb gibt es RegioHOLZ als Projekt der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, das für Forschung, Entwicklung und Technologietransfer steht. RegioHOLZ bildet eine Plattform für alle Akteure in der Region entlang der gesamten Wertschöpfungskette Holz und Möbel. Ziele sind die Identifikation von Forschungsbedarf, Begleitung von Forschungsanträgen und Suche von Forschungspartnern, Entwicklung von Formaten für den Technologietransfer, der fachliche Austausch entlang der Wertschöpfungskette sowie die Internationalisierung der regionalen Holzbranche.

Quelle: Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH