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Energiewende als Innovationstreiber: Regionalkonferenz „Energie und Umwelt“ im Zeichen von Digitalisierung und neuen Geschäftsmodellen

Flexibel, dezentral, digitalisiert, erneuerbar und effizient – diese Eigenschaften prägen das Energiesystem der Zukunft. Damit einher gehen neue Technologien und Geschäftsmodelle, die Unternehmen und Versorger, aber auch die Politik zum Umdenken zwingen: „Wer nicht mitzieht, bleibt auf der Strecke“, so Bernd Kappenstein, Leiter des Fachbereichs „Energie und Umwelt“ der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, zum Auftakt der heutigen Regionalkonferenz „Energie und Umwelt“ im Ludwigshafener Pfalzbau. Rund 300 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung tauschten sich bei der Tagung über aktuelle Themen, Trends und gelungene Praxisbeispiele der (regionalen) Energiewende aus. „Einzelkämpfer der alten Schule haben nur noch geringe Chancen, sich zu behaupten. Stattdessen sind Wissenstransfer und Vernetzung gefragt“, sagte Kappenstein und brachte damit auch die beiden zentralen Ziele der jährlichen Regionalkonferenz auf den Punkt.

Energiewende braucht verlässliche Rahmenbedingungen

Die Politik stehe in der Verantwortung, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, beschrieb Kappenstein mit Blick auf den gestrigen Energiegipfel und die laufenden Verhandlungen zur Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) die größte Sorge der Energiebranche. „Es braucht abgestimmte, vernünftige und durchdachte Regulierungen, die einerseits Innovationen fördern und andererseits den konventionellen Versorgern in der Phase des Übergangs ein finanzielles Auskommen sichern.“
Staatssekretär Griese erläutert Leitlinien der Energiepolitik
Die angestoßene Energiewende und die in Paris vereinbarten Klimaschutzziele seien der einzig richtige Weg, so Dr. Thomas Griese, Staatssekretär im rheinlandpfälzischen Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten. Griese stellte bei der Regionalkonferenz die neuen Leitlinien der Energiepolitik des Landes vor, die jüngst im Koalitionsvertrag festgeschrieben wurden.

In Zukunft wolle das Land den Stromverbrauch bilanziell vollständig aus erneuerbaren Quellen decken, so Griese. Ein Ziel sei es daher, den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter zu fördern. So spiele die Windkraft auch künftig eine wichtige Rolle bei der umweltfreundlichen Stromerzeugung, wenngleich bei der Standortfrage nachgesteuert werde. So sollen etwa Abstände von Windkraftanlagen zu Wohngebieten neu geregelt und die Kernzonen der Naturparke von der Windkraftnutzung ausgeschlossen werden. Fördern will das Land zudem die Modernisierung bestehender Windparks (sog. Repowering), um die Effizienz der Anlagen zu erhöhen.
Griese betonte die enorme Bedeutung von innovativen Technologien zur Energieeffizienz und zur Gewinnung und Speicherung erneuerbarer Energien – nicht nur aufgrund des Klimaschutzes, sondern auch wegen ihrer wirtschaftlichen Wertschöpfung. Allein in Rheinland-Pfalz seien 13.000 Menschen im Bereich der erneuerbaren Energien beschäftigt. Mit Blick auf die anstehende Novellierung des EEG sprach sich Griese dafür aus, Eigenstromerzeuger und -verbraucher auch künftig von der EEG-Umlage zu befreien. „Die Energiewende eröffnet riesige Chancen, die es gemeinsam zu nutzen gilt“, sagte Griese.

Neue Geschäftsmodelle eröffnen Wachstumschancen

Diese Überzeugung teilten Vertreter aus den regionalen Unternehmen GGEW AG, MVV Energie AG, KSB AG, Pfalzwerke AG, TWL AG und UBP Group beim Podiumsgespräch zu neuen Geschäftsmodellen für die Energiewirtschaft. Das bislang profitable Kerngeschäft der Versorger habe sich mit der Energiewende und den Möglichkeiten der Digitalisierung vollständig gewandelt und werde künftig an Bedeutung verlieren. Deshalb müsse man systematisch neue, profitable Geschäftsfelder entwickeln, beispielsweise im Bereich der Energieberatung, des Effizienzmanagements, der erneuerbaren Energien in Kombination mit Speichertechnologien oder der Elektromobilität. Erfolgsentscheidend sei, die Bedürfnisse der Kunden in den Fokus zu rücken, in Lösungen zu denken und sich für neue Branchen, Kooperationsformen und Denkmuster zu öffnen. Intelligente Vernetzung – sowohl der technischen Komponenten und Netze als auch der verschiedenen Akteure – sei das Gebot der Stunde.

Fachforen vermitteln Expertenwissen

Am Nachmittag konnten sich die Teilnehmer der sechsten Regionalkonferenz in sechs Fachforen mit insgesamt über 30 Vorträgen umfassender denn je über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Energie und Umwelt informieren. Alternative Versorgungsformen (z.B. Heizen mit Eis) standen dabei ebenso auf der Agenda wie Möglichkeiten für mehr Energieeffizienz in Unternehmen (z.B. Förderprogramm KEFF), neue Technologien für eine klimafreundliche Mobilität (z.B. induktive La-dung), innovative Ansätze der intelligenten Quartiersentwicklung (z.B. Flexibilitätsmanagement) oder Beteiligungsformen an europäischen (Förder-)Programmen.

Zum Hintergrund:

Die Metropolregion Rhein-Neckar will bis 2020 zur Vorbildregion auf dem Gebiet der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien werden. Das Mitte 2012 vorgestellte Regionale Energiekonzept zeigt mit 75 Einzelmaßnahmen die wichtigsten Schritte auf diesem Weg auf. Von zentraler Bedeutung bei der Umsetzung des Energiekonzepts ist die Vernetzung der Akteure. Während der Verband Region Rhein-Neckar die Aktivitäten im Bereich der Energieversorgung auf der Grundlage von regionalen Entwicklungskonzepten koordiniert, liegen die Themen „Er-neuerbare Energien“, „Energieeffizienz“, „E-Mobilität“ und „Smart Grids“ im Verantwortungsbereich der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH (Fachbereich „Energie und Umwelt“) und des Vereins „StoREgio Energiespeichersysteme“ (Ludwigshafen). Beide leisten Aufklärungsarbeit und fördern bei Veranstaltungen wie der jährlichen Regionalkonferenz den Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand. Darüber hinaus initiieren sie eigene Projekte.