You are here:

ImpressDay 2018: Unterwegs im Tuttlinger “Ökosystem” der Medizintechnik

Hier ein Skalpell, da ein Endoskop, dort ein ganzer OP-Saal: Wer in den Krankenhäusern der Welt genau hinsieht, entdeckt nahezu überall Equipment „Made in Tuttlingen“. Diesen Blick schärfte nun der 2. Internationale Fachpressetag ImpressDay: Die MedicalMountains AG hatte europäische Medienvertreter eingeladen, die Besonderheiten des Tuttlinger Medizintechnik-Clusters und dessen innovative Potenziale kennenzulernen.

Manche Unternehmen sind omnipräsent, andere öffentlich kaum bekannt. Manche pflegen das klassische Handwerk, andere forschen an den Grenzen des Machbaren. Manche sind seit Generationen aktiv, andere gerade erst auf dem Markt. Dieses heterogene Ökosystem der Medizintechnik prägt Tuttlingen. Es ist über Jahrzehnte organisch gewachsen, von Veränderungen geschüttelt und weiterhin fest verwurzelt. Wagemut, Wandel, Weitsicht, Wissenschaft: Diese Attribute fanden sich beispielhaft in den vier Unternehmen wieder, die von den Fachjournalisten bei der „Cluster-Roadshow“ angesteuert wurden.

Wagemut: 2014 ist das Start-up-Unternehmen EIT Emerging Implant Technologies GmbH in Wurmlingen gegründet worden. Geschäftsführer Guntmar Eisen beschrieb, wie der 3D-Druck die Herstellung von Wirbelsäulenimplantaten verändert hat und was die „zweite disruptive Welle“ mit funktionellen Bauteilen verspricht – dynamische Momentaufnahmen, die das kreative Grundrauschen im Cluster und den Wagemut, neue Wege zu gehen, fassbar machen.

Wandel: Vom Händler zum Anbieter, „vom Handwerks- zum Industrieunternehmen“ hat sich nach Worten von Inhaber Uli Kammerer Weber Instrumente in Emmingen-Liptingen entwickelt. Hier werden beispielsweise Silikongriffe produziert, die vornehmlich im Portfolio großer Implantathersteller auf den Markt kommen. Die Besucher erfuhren, wie eng die Beziehungen zwischen Lieferant und Kunden und damit auch im Tuttlinger Cluster geworden sind. Bei Weber bezieht die sich Zusammenarbeit sowohl auf Projekte mit Hochschulen als auch auf die Beteiligung an dem von MedicalMountains koordinierten ExpertTable zur Umsetzung der neuen europäischen Medizinprodukteverordnung. Die Bereitschaft, mit anderen zur kooperieren, erlebt im Cluster eine neue Offenheit.

Weitsicht: Die „Gründervater“ von KLS Martin schlossen sich in den 1920er-Jahre zusammen, um in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an einem Strang zu ziehen. Mit Erfolg, bis heute sind unter der Dachmarke mehrere Unternehmen vereint. Eine Produktsparte sind Geräte zur Laser- und Hochfrequenz-Chirurgie. Die neueste Generation an Geräten schneidet gut ab und durch – technisch und ebenso optisch, mit Designpreisen prämiert. Ebenfalls eine Form von Weitsicht, auf geänderte Kundenbedürfnisse zu reagieren.

Wissenschaft: Im wahrsten Sinne neue Einblicke offenbarte die Karl Storz SE & Co. KG der Delegation. Video-Stereo- und Panorama-Endoskopie ermöglichen Chirurgen eine detailliertere und umfassendere Sicht auf den und in den  Patienten. Der Fortschritt mündet im Einsatz von „Augmented Reality“ im OP-Saal: Per Datenbrille wird dem Operateur angezeigt, wo und im welchem Winkel Endoskope eingeführt werden sollen. Die traditionelle Bildgebung wird immer mehr zu Hightech-Wissenschaft.

In der Summe: Werbung für den Standort: „Der ImpressDay soll das Cluster international noch bekannter machen“, fasst Meinrad Kempf von MedicalMountains die Intention des Tages zusammen. Und die Impressionen zeigen nachhaltig Wirkung, wie Teilnehmer Neil Thompson aus London bilanziert: „Der ImpressDay umfasste eine gute Mischung aus kleinen, mittleren und großen Unternehmen der Medizintechnikbranche. Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt der verschiedenen Marktsegmente und die innovativen Ideen der Unternehmen.“ Der Tag habe die Stärken der Region aufgezeigt – und vor allem, wohin sie in Zukunft führen. Das Ökosystem bleibt vital und entwickelt sich fort.

Quelle: MedicalMountains