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Innovationssymposium greift Brennpunktthemen auf - Die Holzbranche diskutiert an der Hochschule Pforzheim

Pforzheim/Region Nordschwarzwald, 20. Januar 2018. Die Premiere des RegioHOLZ-Innovationssymposiums endete mit zufriedenen Gesichtern und neuen Erkenntnissen. Zwei Tage lang diskutierten rund 100 Teilnehmer aus Unternehmen und Institutionen sowie Vertreter von Hochschulen und Studierende auf Einladung der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) an der Hochschule Pforzheim intensiv Brennpunktthemen der Holzbranche. Auf der Agenda standen die Digitalisierung, Ressourceneffizienz und Fachkräftesicherung. Die duale Ausrichtung des Branchenevents als Novum schuf ein schlagkräftiges wie hochkarätiges Format: Den Impulsen aus Wissenschaft, Forschung und Lehre folgte ein anwendungsfokussierter Part am zweiten Tag.

Workshop Digitalisierung mit Ernst Esslinger (Homag Group) und Prof. Dr.-Ing. Bernhard Kölmel (Hochschule Pforzheim); Quelle: RegioHOLZ
Workshop Digitalisierung mit Ernst Esslinger (Homag Group) und Prof. Dr.-Ing. Bernhard Kölmel (Hochschule Pforzheim); Quelle: RegioHOLZ

Prof. Dr.-Ing. Hanno Weber, der Prorektor der Hochschule Pforzheim brachte es auf den Punkt: "Wir sind zwar aktuell kein Hotspot holzaffiner Forschung und Lehre, trotzdem sehen wir das Innovationssymposium als Bereicherung sowohl für die Hochschule selbst als auch für die Unternehmen im Nordschwarzwald". Die Hochschule, seit letztem Jahr Gesellschafter bei der WFG, überzeugte als Veranstaltungsort mit fachlichem wie faktischem Mehrwert. Insbesondere bei wirtschaftsaffinen Querschnittsthemen, von Management bis Design, punktet die renommierte Hochschule.

Tradition habe sie, die Holzbranche in der Region. Dies postulierte auch Hochschul-Vize-Chef Weber. Traditionsbewusstsein wäre jedoch Fluch und Segen zugleich. Nachhaltigkeit habe Tradition in der Region und explizit ressourceneffiziente Ansätze sind für Prof. Dr-Ing. Claus Lang-Koetz eine Startrampe für Innovationen. Traditionelles Beharren in bestehenden Strukturen wäre hingegen für Prof. Dr.-Ing. Bernhard Kölmel der Todesstoß für jede Branche. Der Digitalisierungsprofi der Hochschule redete der Holzbranche ins Gewissen, die Digitalisierung nicht als reines Automatisierungs- und Rationalisierungsthema zu sehen, sondern diese intensiv als Vehikel für die Entwicklung neuer Geschäftsfelder zu nutzen. "Passiert dies nicht, können ganze Branchen wegbrechen", postuliert Kölmel.

Fakt ist aktuell: Die Holz- und Möbelindustrie in der Region hat die Nase weit vorne bei Innovationen im Bereich Industrie 4.0. Das hat gute Gründe: Megatrends wie Individualisierung und Personalisierung treiben die explizit im Nordschwarzwald noch stark vertretene Möbelbranche zu hochvernetzten Ansätzen. Von digitaler Goldgräberstimmung mag die Branche noch entfernt sein, jedoch gehen Unternehmen in der Region bereits höchst erfolgreich eigene Wege: Als Weltmarktführer bei Maschinen für die Holzindustrie setzt die Homag Group aus Schopfloch mit ihrer Cloud-Lösung "Tapio" den globalen Quasi-Standard für die digitale Wertschöpfungskette in der Holzindustrie. Ernst Esslinger von der Homag Group präsentierte neben Peter Bitzer vom Freudenstädter Labormöbelspezialisten erfi Ernst Fischer GmbH & Co. KG am zweiten Veranstaltungstag beim Workshop "Industrie 4.0" eigene Produkte als gelungene Beispiele für gelungene Vorstöße in vernetzungsbasierte Geschäftsmodelle. "Das Thema Digitalisierung hat immenses Potential", bilanziert Lars Schäfer, RegioHOLZ-Projektleiter bei der WFG. Für ihn ist deshalb klar, dass die Veranstaltung mit Schwerpunktthema Industrie 4.0 eine zeitnahe Fortsetzung finden wird.

Eine Erkenntnis des Symposiums war: Die Digitalisierung ist ein Hype-Thema, gerade in der Holzbranche. Diese Erkenntnis offenbart eine weitere offene Flanke der Branche, der eklatante Mangel an geeigneten Fachkräften. Prof. Dr. Ansgar Kühn und Prof. Dr. Markus-Oliver Schwaab diskutierten mit den Workshop-Teilnehmern mögliche Ansätze, um Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu halten. "Trampelpfade" heißt dabei das in den Personalabteilungen und auch beim Workshop intensiv diskutierte Zauberwort. Dahinter steckt die Idee, z.B. ausländische Mitarbeiter als aktive Werber für weitere Kollegen in ihren Heimatländern einzusetzen, die diesen im Idealfall gleich dabei helfen, damit diese sich vor Ort zurechtzufinden. Wegen der Brisanz des Themas drängt sich auch hier für den WFG-Projektleiter Lars Schäfer die Notwendigkeit einer weiteren Diskussion auf, um das Thema Fachkräftesicherung zu forcieren.

Das Innovationssymposium ist für die Hochschule ein zutiefst synergetisches Projekt, dessen ist sich Prorektor Hanno Weber sicher. Das Gesamtmanagement der Veranstaltung lag in den Händen von 45 Studierenden des Fachbereichs Wirtschaftsingenieurwesen, die dadurch in erster Linie eines erlenen sollten, nämlich Projektkompetenz. "Wir nutzen Veranstaltungen wie das Symposium auch, um unsere Lehre auf Praxisrelevanz zu prüfen", erläuterte Weber, der sich von Veranstaltungen wie dem Innovationssymposium auch eine engere Verzahnung der Hochschule Pforzheim mit der Region verspricht. "Und wir gewinnen immer", bekannte Prorektor Weber schmunzelnd. "Über Kooperationen aus denen sich Semesterarbeiten oder eine Thesis ergeben sind wir ebenso glücklich wie über ein Forschungsprojekt, gerne auch in der Holzbranche"

Quelle: RegioHOLZ