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MedicalMountains: Interkulturelles Training USA

Nicht erst seit Donald Trump wundert man sich in Deutschland über die US-amerikanische Mentalität. Umgekehrt reiben sich Amerikaner ob typisch deutscher Manieren die Augen. Um Medizintechnik-Unternehmen den Weg zu reibungslosen transatlantischen Partnerschaften zu ebnen, veranstaltete die Medical Mountains AG, eine tragende Säule des Dachverbands TechnologyMountains e. V., ein interkulturelles Training mit Dr. Michelle Cummings-Koether – und etlichen Aha-Momenten.

Dr. Michelle Cumming-Koether ist in den USA geboren und in Deutschland aufgewachsen: Sie konnte sich bei dem interkulturellen Training perfekt in beide Mentalitäten versetzen und den Teilnehmern so wertvolle Tipps für transatlantische Projekte geben. © MedicalMountains AG

Die USA sind das wichtigste Abnehmerland deutscher Medizintechnik: 2016 wurden Produkte im Wert von rund 4 Milliarden Euro über den Atlantik verkauft. Gleichzeitig hat das Land eine florierende Hightech-Branche. Daher werden in und um Tuttlingen enge Kontakte zu den USA gepflegt, wenn es um Handel oder gemeinsame Entwicklungsprojekte geht. Das Miteinander ist nicht immer einfach; beide Kulturkreise schreiben sich Stereotypen zu. So sind Amerikaner für gewöhnlich oberflächlich, unverbindlich, ungebildet, egozentrisch – Deutsche penibel, pedantisch, überpünktlich, konservativ und tendenziell spaßfrei. Zwar trifft weder die eine noch die andere Charakterisierung pauschal zu, Trainerin Dr. Michelle Cummings-Koether arbeitete die Grundzüge jedoch geschickt heraus. Die Deutsch-Amerikanerin ist in beiden Nationen verwurzelt und konnte den Teilnehmern entsprechend beide Perspektiven vermitteln. Anschaulich, voller Anekdoten und mit interaktiven Übungen versehen.

Die Quintessenz: Amerikanern ist die Beziehungsebene sehr wichtig. Wenn das zwischenmenschliche Verhältnis nicht stimmt, ist auch das geschäftliche zum Scheitern verurteilt. Problem nur: Wie zwischen all dem Smalltalk erkennen, wann die „Zuneigung” echt ist? Jedenfalls nicht, wenn das amerikanische Gegenüber Sätze wie „Du solltest uns mal besuchen!” zum Besten gibt. Im deutschen, vor allem süddeutschen Sprachraum wäre man geneigt, die Geste als konkrete Einladung zu verstehen. Sie bedeutet jedoch nur so viel wie: „Ich könnte mir unter Umständen vorstellen, dich vielleicht irgendwann einmal einzuladen.” Deutsche sind in amerikanischen Augen ohnehin zu sehr dem „too” verbunden: Sie nehmen alles zu ernst, zu wörtlich, zu genau. Die Währung für Verbundenheit ist vielmehr Zeit. Zu ihr bestehe ein nahezu emotionales Verhältnis, so Dr. Michelle Cummings-Koether: „Amerikaner vergeben Zeit an Menschen, die sie mögen.” Vertrauen aufzubauen braucht also Zeit, kann aber schnell wieder verspielt werden. Dr. Michelle Cummings-Koether führte als ein Beispiel die Geburtstagsfeier an. Die Faustregel lautet: Niemals Alkohol als Gastgeschenk mitbringen, und bloß keine Blumen – womöglich rote Rosen! Hingegen gehört es zum guten Ton, als Raucher seinen eigenen Aschenbecher mitzuführen. Zumeist in Form von halbgefüllten Wasserflaschen, in denen sich den Abend über die Zigarettenstummel sammeln.

Die Trainings-Teilnehmer berichteten von ihren Erfahrungen, von erfolgreichen, aber auch missglückten Vorhaben mit US-Unternehmen. Auch hier zeigten sich Unterschiede im transatlantischen Verständnis. In Deutschland gilt ein Scheitern oft als absolut, in den USA als Chance zum Neuanfang. Aufrappeln, weitermachen. Diese Erkenntnis nahm sich die Gruppe zu Herzen. Auch wenn‘s mit der US-deutschen Partnerschaft auf Anhieb nicht geklappt haben sollte – viele Hemmschwellen und Missverständnisse sind nach diesem Tag ausgeräumt.