You are here:

proHolz BW: Stuttgart 210 - weiterdenken – weiterbauen

Das Forschungsprojekt untersucht Möglichkeiten zur Weiterverwendung der Schalungselemente des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs.

Ausschnit einer Baustelle eines Holzhauses
Quelle: Rodolfo Quirós/Pexels

Ein Team von Architekt:innen und Ingenieur:innen um die HTWG – Konstanz und proHolz Baden-Württemberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Betonschalungen der Baustelle des neuen Hauptbahnhofs in Stuttgart einem neuen Zweck zuzuführen: Im Rahmen des Forschungsprojektes werden Möglichkeiten zur Wiederverwendung der Betonschalungen untersucht und anschließend im Rahmen eines Pilotprojektes umgesetzt.„Wir müssen beim konventionellen Bauen rasch umdenken, um die klimapolitischen Ziele zu erreichen. Das Forschungsprojekt ‚Stuttgart 210: Weiterdenken – weiterbauen!‘ leistet dazu einen wichtigen Beitrag, weil es für eine klimagerechte und ressourcenschonende Architektur sowie das Bauen mit Holz sensibilisiert“, sagte Minister Peter Hauk MdL vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

„Für eine Wand aus Beton muss man drei Wände bauen: Die eigentliche Betonwand und zwei Wände aus Holz, die nach dem Bauen auch noch abgerissen werden müssen“, so Victor López Cotelo, ehemaliger Professor für Architektur an der Technischen Universität München. Durch Bau- und Abbruchabfälle entstehen jedes Jahr mehr als 230 Millionen Tonnen Abfall, Tendenz steigend. Große Mengen davon könnten wiederverwendet werden. Die Bau- und Gebäudewirtschaft ist für rund 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich (UNEP 2020). Sofern keine Transformation des Bausektors stattfindet, wird dadurch voraussichtlich die im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegte Grenze einer maximalen globalen Erwärmung von 2 °C („well below 2 degrees“) überschritten.

„Die Wiederverwendung von Bauteilen bietet die Chance, ressourcenschonend, klimafreundlich und zugleich ökonomisch sinnvoll zu bauen.“, so der Geschäftsführer der proHolzBW, Dr.-Ing. Dennis Röver. Für die Baustelle des neuen Hauptbahnhofs in Stuttgart werden komplexe Betonschalungen aus Brettsperrholz verwendet. Teile der Schalungen werden nach ihrem Einsatz zu Holzfaserdämmstoff umgewandelt, der Rest wird der thermischen Verwertung zugeführt. Das Volumen aller Schalelemente beläuft sich auf netto ca. 5.000 m³ Brettsperrholz – genug für den Bau von bis zu 210 Einfamilienhäusern oder Wohnraum für ca. 1.000 Personen. Das zeigt ein großes Potential, das bisher nicht genutzt wird. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Stuttgart 210: Weiterdenken – weiterbauen!“ werden durch die Fachbereiche der beteiligten Hochschulen innovative und individuelle Konzepte entwickelt, um die Schalungsbestandteile als hochwertige Bauelemente wieder zu verwenden. Im Fokus steht dabei die Abfallvermeidung und Ressourcenschonung durch die Wiederverwendung (Re-Use) von Baustoffen und Bauelementen aus Holz zum erneuten Einsatz in reversibel entwickelten Holzbauelementen.

„Mit der Holzbau-Offensive Baden-Württemberg wollen wir Impulse zum kreislauffähigen Bauen und einer zukunftsfähigen Baukultur setzen. Forschungsprojekte wie ‚Stuttgart 210: Weiterdenken – weiterbauen!‘ weisen auf bisher ungenutzte Potentiale hin, die vor allem in der aktuellen Lage wichtiger denn je sind. Ich bin froh, dass wir in Baden-Württemberg innovative Institute und eine starke Wertschöpfungskette im Cluster Forst und Holz haben“, führt Minister Hauk MdL aus.

Die entworfenen Konzepte sollen durch Partnerschaften mit kommunalen Bauträgern direkte Umsetzung erfahren. Das Projektteam besteht aus proHolzBW, HTWG Konstanz, HFT Stuttgart und HKA Karlsruhe. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg finanziert das im April 2022 gestartete Forschungsprojekt im Rahmen der Holzbau-Offensive BW.

Quelle: proHolz BW