You are here:

Viel mehr als nur die schöne Hülle

Beim Ingenia-Forum ging es diesmal um die Rolle von Design im Innovarionsprozess

Bereits seit 2003 unterstützt das INGENIA-Forum Ostwürttemberg Tüftler und Innovationsverantwortliche aus der Region. Nun zeigte es, welche Rolle Design im Innovationsprozess spielt, wie innovatives Produktdesign aus Ostwürttemberg aussieht und wie die rechtlichen Grundlagen des Designschutzes sind.

Über 40 Teilnehmer kamen zum gemeinsam von der regionalen Wirtschaftsförderung WiRO und der Stadt Heidenheim organisierten INGENIA-Forum. Dort informierte Christiane Nicolaus, Direktorin des Design Center Baden-Württemberg, das als Plattform zwischen Industrie und Designwirtschaft fungiert, über die immer bedeutender werdende Rolle von Design im Innovationsprozess. Die konsequente Einbindung von Design in diesem Prozess sei ein absoluter Wettbewerbsvorteil, der sich auch anhand von Zahlen messen lasse. Sie verwies auf eine Studie des Rates für Formgebung, der zufolge Unternehmen mit klarer Designausrichtung ein durchschnittlich mehr als doppelt so hohes Wachstum erzielen können als Wettbewerber ohne erkennbare Designausrichtung.

Nicht umsonst würden heute zahlreiche Produkte vom Locher über den elektrischen Fensterreiniger und die Autoteile-Reinigungsmaschine bis hin sogar zum Baukran nicht nur konstruktiven, sondern genauso auch Innovationen auf der Ebene des Designs unterliegen. Wirklich gutes Design von Industrieprodukten müsse deshalb mehr bieten als nur die schöne Hülle. Gefordert seien Zusatznutzen wie zum Beispiel ein hoher Gebrauchsnutzen, eine einfache Handhabung, eine unkomplizierte Reinigung, Verletzungssicherheit oder auch Langlebigkeit. Um diese Anforderungen erfüllen zu können, müssten Designer heute anders als früher von Anfang an in den Innovationsprozess eingebunden sein. Und auch die Anforderungen an die Designer ändern sich. Sie bräuchten heute ergänzende Kompetenzen, um mit allen in den Innovationsprozess involvierten Akteuren auf Augenhöhe kommunizieren zu können. „Der Designer ist heute fast schon ein Innovationsmanager“, so Nicolaus.

Dass Unternehmen in ihrem Alltagsgeschäft oftmals vergessen haben, an Innovationen zu denken, zeigte René Götzenbrugger, Geschäftsführer der Heidenheimer Agentur Graustich. Innovationen seien Problemlösungen, bei denen oftmals auch verrückte Ideen umgesetzt werden und an denen gute Designer einen maßgeblichen Anteil haben. Anhand eines Modells, dem „Innovationsreaktor“, stellte er die Aufgaben des Designers im Innovationsprozess vor und illustrierte diese anhand von Beispielen aus der eigenen Agentur. Diese Aufgaben kann und müsse er, abhängig natürlich von den Zielgruppen, oftmals auch provokativ in Angriff nehmen. „Design Thinking“ sei dabei die Methode, die in den Innovationsprozessen in den Unternehmen Einzug halten und zu deren Implementierung der Designer seinen Beitrag leisten müsse. Mit diesem Rollenverständnis könne man den Designer auch als „Produktarchitekt“ bezeichnen.

Wie Design geschützt werden kann, erläuterte abschließend Hans-Christian Weitzel, Patentanwalt bei Dr. Weitzel & Partner in Heidenheim. Er definierte den Schutz eines eingetragenen Designs und ordnete diesen im Vergleich mit anderen Schutzrechten wie dem Urheberrecht und der eingetragenen Marke ein. Zudem informierte er über die Kosten, die Vor- und Nachteile sowie die Möglichkeiten der Durchsetzung der jeweiligen Schutzrechte.