Thema des Monats

Mit der Reihe „Thema des Monats” werden monatlich neue inhaltliche Schwerpunkte aufgegriffen, welche den nationalen und internationalen clusterbezogenen Diskurs prägen. Anschaulich und praxisorientiert werden u. a. aktuelle Clustermanagement-Themen, neue Management-Instrumente, Erfolge aus Cluster-Initiativen und landesweiten Netzwerken oder zukünftige Handlungsfelder für Clusterorganisationen dargestellt.

Querdenken fördert Innovationen und strategische Differenzierung

Innovationen, die heutzutage beeindrucken, sind zumeist intelligente Kombinationen von Technologien, Services, Prozessen, Design und Marketing. Sie entstehen oft dort, wo sich Märkte verändern und Branchen überlappen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die themenübergreifende Zusammenarbeit besondere Chancen bietet. Diese Form der cross-sektoralen Zusammenarbeit kann verschiedene Ursachen haben, wie z. B. neue Markttrends, veränderte Kundenbedürfnisse, neue gesetzliche Rahmenbedingungen oder Krisensituationen.

Cluster-Forum 2016 © Ch. Haas Fotodesign
Cluster-Forum 2016 © Ch. Haas Fotodesign

Eine wesentliche Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Fähigkeit des Querdenkens zu. Querdenken in dem Sinne bedeutet, etablierte Pfade und Strukturen zu verlassen, die Perspektive zu wechseln und "out-of-the-box" zu denken. Ziel des Querdenkens in Unternehmen ist es dann, neue Ideen zu finden, um sich von den Wettbewerbern abzusetzen, also sich strategisch von anderen Marktteilnehmern zu differenzieren. Diese strategische Differenzierung kann durch gänzlich neue Produkte und Dienstleistungen, aber auch durch die Anpassung bestehender Produkte an die Bedürfnisse bisheriger oder neuer Kunden geschehen. Auch veränderte oder neue Geschäftsmodelle und Prozesse sowie eine andere Nutzung von Systemen und Ressourcen innerhalb oder außerhalb des Unternehmens können Ergebnisse des Querdenkens sein.

Querdenken ist für die meisten Akteure aus Wirtschaft, Forschung und Politik kein einfacher Prozess. Es erfordert eine langfristige und risikobereite Vorgehensweise, um neue Wege außerhalb der eigenen Kompetenzen, Produkte, Dienstleistungen und Märkte einzuschlagen, zumal ein Erfolg selten von vornherein garantiert ist. Im Gegenteil, neue branchen- und sektorenübergreifende Innovationen entstehen häufig eher zufällig. Innovieren muss zukünftig nicht als Ziel, sondern als Instrument, sich auf die industriellen Transformationsprozesse besser vorzubereiten, gesehen werden.

In den letzten Jahren haben immer mehr Clustermanagements dieses Potenzial erkannt, das in der branchenübergreifenden Zusammenarbeit besser erschlossen werden kann. Sie helfen Unternehmen über die Grenzen von industriellen Sektoren hinauszuschauen, indem sie verschiedene Branchen in eine bereits existierende oder eine sich neu herausbildende Wertschöpfungskette integrieren und Cross-Clustering betreiben.

Im Rahmen des 7. Cluster-Forums Baden-Württemberg, am 16. Juni 2016, stand daher das Thema Querdenken und welchen Beitrag Cluster-Initiativen in diesem Kontext leisten können, im Mittelpunkt. Unternehmen, wie CEWE Stiftung & Co. KGaA oder Esselte Leitz GmbH & Co KG zeigten, wie sie die Herausforderungen der Digitalisierung als Chance genutzt haben, sich erfolgreich zu digitalisieren. In den Fachforen diskutierten ClustermanagerInnen und Wirtschaftsförderer, wie die Digitalisierung oder neue regionale Kooperationsmodelle genutzt werden können, um Clusterakteure zu unterstützen, in neue Märkte zu diversifizieren. In einer weiteren Session zum Thema Cross-Clustering zeigte beispielsweise das Landesweite Netzwerk AFBW (Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg e.V.) durch die Aktivitäten mit der Cluster-Initiative VDC (Virtual Dimension Center), wie das Querschnittsthema "Composite Simulation" bundesweite Sichtbarkeit erreichte. Durch den interdisziplinären Austausch und Wissenstransfer zwischen den Akteuren wurde die Kenntnis über vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Verbundwerkstoffen umfassend erhöht. In diesem Projekt waren Branchenvertreter aus den Bereichen Neue Werkstoffe, Leichtbau, Mobilität, Informations- und Kommunikationstechnologie beteiligt.

In der abschließenden Moderation durch Dr. Rogg (Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH) diskutieren Unternehmen, Clustermanagements und Wirtschaftsförderer darüber, wieviel Querdenken Baden-Württemberg braucht. Im Vorfeld hierzu wurden die TeilnehmerInnen in einer Umfrage gebeten, ihre Meinung zum Querdenken mitzuteilen. Neben technologischen Innovationen und kundenorientierten Marketing wurde die Diversifizierung des Produkt- und Dienstleistungsportfolios als wesentliches Element der strategischen Differenzierung genannt.

Unterschiedliche Einschätzung zwischen Unternehmen und Clustermanagements gab es hinsichtlich der größten Herausforderungen zum Querdenken. Während Unternehmen vor allem die Umsetzung von Ideen in konkrete Produkte und Lösungen als größte Herausforderung sehen, rangiert diese aus Sicht der Clustermanagements erst an vierter Stelle, wohin gehend Zeit und Kompetenz, gezielt querzudenken, aus Sicht der Clustermanagements die größte Herausforderung darstellt.

Die passend zum Cluster-Forum 2016 zeitgleich von der ClusterAgentur Baden-Württemberg herausgegebene Publikation "Erfolg durch Querdenken - Strategische Differenzierung in Unternehmen initiiert durch Cluster-Initiativen" beleuchtet dieses wichtige Thema eingehend, zeigt konkrete praktische Beispiele und diskutiert, welche Rolle Clustermanagement insbesondere einnehmen können.

Das Cluster-Forum 2016 hat eindrucksvoll gezeigt, dass das Thema Querdenken und strategische Differenzierung ein wichtiges Thema ist. Clustermanagements können hier einen wichtigen Beitrag leisten, aber auch sie müssen Querdenken, um ihren Unternehmen nachhaltig zu helfen, cross-sektoral zu innovieren und sich strategisch zu differenzieren.

Contact person
ClusterAgentur Baden-Württemberg
Dr. Gerd Meier zu Köcker
Willi-Bleicher-Straße 19
70174 Stuttgart
Phone
+ 49 711 123-3034
Email
mzk(at)clusteragentur-bw(dot)de
Statement
Dr. Walter Rogg, Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH
Dr. Walter Rogg, Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH

"Querdenken betrifft das ganze Unternehmen. Damit daraus Erfolge entstehen, muss Querdenken in den Unternehmen zumindest akzeptiert und im Idealfall gefördert werden. Ein Ergebnis des Querdenkens ist die strategische Differenzierung, die notwendig ist, um sich von den Wettbewerbern abzuheben. Das hat das Clusterforum gezeigt. Cluster-Initiativen können den Unternehmen dabei wertvolle Unterstützung bieten."