Thema des Monats

Mit der Reihe „Thema des Monats” werden monatlich neue inhaltliche Schwerpunkte aufgegriffen, welche den nationalen und internationalen clusterbezogenen Diskurs prägen. Anschaulich und praxisorientiert werden u. a. aktuelle Clustermanagement-Themen, neue Management-Instrumente, Erfolge aus Cluster-Initiativen und landesweiten Netzwerken oder zukünftige Handlungsfelder für Clusterorganisationen dargestellt.

Wenn medizintechnische Geräte intelligent werden - Cross-Clustering am Beispiel Medizintechnik und IKT

Wenn Innovationen heute beeindrucken, sind dies meist intelligente Kombinationen von Technologien, Services, Prozessen, Design und Marketing. Sie entstehen oft dort wo sich Märkte verändern und Branchen überlappen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die themenübergreifende Zusammenarbeit besondere Chancen bietet. Diese Form der cross-sektoralen Zusammenarbeit kann verschiedene Ursachen haben, wie z. B. neue Markttrends, veränderte Kundenbedürfnisse, neue gesetzliche Rahmenbedingungen oder Krisensituationen.

Cross-Cluster Challenge
© ClusterAgentur Baden-Württemberg

In den letzten Jahren haben immer mehr Clustermanagements dieses Potenzial erkannt, welches in der branchenübergreifenden Zusammenarbeit besser erschlossen werden kann. Sie blicken somit über die Grenzen von industriellen Sektoren hinaus, indem sie verschiedene Branchen in eine bereits existierende oder eine sich neu herausbildende Wertschöpfungskette integrieren.

Was in der Theorie einfach und leicht umsetzbar klingt, gestaltet sich in der Praxis weitaus schwieriger. Eine besonders relevante Form der cross-sektoralen Zusammenarbeit ist das sogenannte Cross-Clustering. Hierbei werden vereinfacht formuliert, Akteure mit konkreten Problemen oder ungelösten Anforderungen (Challenges) mit solchen Akteuren zusammengebracht, die die notwendigen Kompetenzen besitzen, um diese Probleme zu lösen (Problem-Solver). Die Rolle der Clustermanagements ist es auf der einen Seite die Mitgliedsunternehmen und ihre konkreten Probleme zu identifizieren. Auf der anderen Seite müssen Unternehmen aus einem anderen Cluster gefunden werden, die über die mögliche Lösungskompetenzen verfügen. Um diesen Prozess entsprechend zu moderieren, müssen die beiden involvierten Clustermanagements ein hohes Maß an Kompetenz und Vertrauen innerhalb ihrer Initiativen aufgebaut haben.

Die jeweils involvierten Clusterunternehmen müssen aber auch Voraussetzungen mitbringen, um den oftmals schwierigen Prozess der Zusammenarbeit mit anderen Partnern umzusetzen. Hierbei spielt die interne Organisationsform eine wesentlich Rolle, z. B. muss das Personal in kooperierenden Unternehmen über eine hohe interdisziplinäre Kompetenz, Neugierde und Motivation verfügen, sich neuen Themen zu widmen. Ebenso ist die strategische Ausrichtung der Unternehmen cross-sektoral zu agieren von großer Bedeutung. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine bestmögliche operative Zusammenarbeit ermöglichen. Es geht dabei unter anderem um technische oder rechtliche Aspekte beim Austausch von Daten oder der Nutzung von Tools.

Ein gutes Beispiel aus der Praxis ist die am 11. Mai seitens der ClusterAgentur Baden-Württemberg und der Landesgesellschaft BIOPRO durchgeführte Cross-Cluster-Challenge, welche Akteure der Medizintechnik (Challengers) gezielt mit VertreterInnen der IKT-Branche (Problem-Solver) zusammengebracht hat. In einem ersten Schritt wurden unter aktiver Mitwirkung von Clustermanagements aus dem Medizintechnikbereich (Cluster Medizintechnologie Mannheim, Medical Mountains, BioRegion Freiburg und dem Pflegenetzwerk Heilbronn) Problemstellungen von Clusterakteuren aus diesen Netzwerken identifiziert. Gezielt wurden Herausforderungen an den Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine von medizintechnischen Produkten benannt, die durch eine verbesserte IKT leistungsfähiger werden sollen. Durch die enge Zusammenarbeit und das hohe Vertrauen zwischen Clusterakteuren und Clustermanagements konnten die Problemstellungen hinreichend genau identifiziert und gebündelt werden. In einem nächsten Schritt wurden die Clustermanagements aus dem IKT Bereich involviert (CyberForum, CyberLAGO, IT-Forum, microTec Südwest und bwcon). Sie identifizierten Clusterakteure, von denen angenommen werden konnte, dass diese Kompetenzen oder Erfahrungen besitzen, welche die Medizintechnikunternehmen bei der Lösung ihrer Probleme oder Anforderungen unterstützen können. Dieser cluster-übergreifende Prozess wurde seitens der ClusterAgentur Baden-Württemberg koordiniert. Die Cross-Cluster-Challenge brachte dann alle Akteure erstmals im CUBEX41, dem Gründungs- und Kompetenzzentrum Medizintechnologie in Mannheim, zusammen. Die Veranstaltung startete mit einer Besichtigung des Hauses und dem dort von Fraunhofer IPA betriebenen einzigartigen Hybrid-OP-Saal.

Inspiriert durch den Vortrag von Prof. Dr. Wilhelm Stork (Karlsruher Institut für Technologie) zum Thema "Was treibt an und was bremst aus, bei der Umsetzung von informationstechnischen Innovationen in der Medizintechnik", wurden anschließend die jeweiligen Akteure der Medizintechnik und der IKT in bilateralen Kleingruppen und vertraulicher Atmosphäre zusammengebracht, um über die jeweiligen unternehmensspezifischen Herausforderungen und Lösungsansätze zu sprechen.

Das erfreuliche Ergebnis dieser Veranstaltung ist, dass die im Vorfeld organisierte Problemkonferenz dazu führte, dass sich in den meisten Fällen VertreterInnen von Medizintechnik-Unternehmen erstmals zielführend mit IKT-Unternehmen ausgetauscht haben. Bei fünf der sechs identifizierten Themenfeldern, wurden konkrete Lösungsansätze erarbeitet, die im Nachgang vertieft von den beteiligten Akteuren weiterverfolgt werden. Teilweise sind sogar konkrete Ideen für Innovationsprojekte in Planung. Dieser Prozess wird weiterhin von den jeweiligen Clustermanagements sowie seitens der ClusterAgentur Baden-Württemberg und BioPro begleitet.

Die ClusterAgentur Baden-Württemberg wird in diesem und im folgenden Jahr noch weitere Cross-Cluster-Challenges zu verschiedenen Themenfeldern durchführen.

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Statement
Dr. Elmar Bourdon
Dr. Elmar Bourdon, Manager, Cluster Medizintechnologie Mannheim

"Die Cross-Cluster Challenge hat gezeigt, wie dieses Format Akteure aus Medizintechnik und IKT-Bereich systematisch zusammenführen kann und die Akteure beider Branchen dabei profitieren. Gleichzeitig wurde deutlich, dass Clustermanagements auch in einem solchen Cross-Clustering Format eine wichtige Rolle als Vertrauensperson und Moderator zukommt."