Thema des Monats

Mit der Reihe „Thema des Monats” werden monatlich neue inhaltliche Schwerpunkte aufgegriffen, welche den nationalen und internationalen clusterbezogenen Diskurs prägen. Anschaulich und praxisorientiert werden u. a. aktuelle Clustermanagement-Themen, neue Management-Instrumente, Erfolge aus Cluster-Initiativen und landesweiten Netzwerken oder zukünftige Handlungsfelder für Clusterorganisationen dargestellt.

Die Neuausrichtung der Clusterpolitik auf europäischen Ebene

Explizite clusterpolitische Programme auf Ebene der Europäischen Union gibt es seit Ende der 1990er Jahre. Bis vor kurzem fokussierte sich vor allem die Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU (DG GROW) auf ausgewählte Aspekte der Clusterentwicklung, wie z. B. Clustermanagement-Exzellenz oder auch Clusterkooperationen, die sowohl internationalen als auch cross-sektoralen Charakter haben. Im Internationalisierungskontext legte die Europäische Kommission (EC) bis vor kurzem den Schwerpunkt auf die Unterstützung von sog. European Strategic Cluster Partnerships (ESCP), die gegenüber der früher propagierten Internationalisierung von Clustern eine deutlich zielorientiertere und nachhaltigere Kooperation zwischen zumeist komplementären Clustern sicherstellen soll.

Thema des Monats Dezember ClusterAgentur-Technologietransfer
© Fotolia.com

Worauf fokussiert sich die EC in der Zukunft? Ist das Thema Cluster immer noch auf der politischen Agenda? Die Frage kann eindeutig mit "ja" beantwortet werden. Cluster und Cluster-Initiativen werden auch zukünftig eine wichtige Rolle zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Regionen in Europa spielen. Gleichzeitig lässt sich eine Reihe kleinerer, aber wichtiger Veränderungen feststellen.

Der neue Fokus liegt u. a. auf der Initiierung von intelligenten, strategischen und gezielten Public-Private-Partnerships, die zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung und der Modernisierung der Industrie in der EU führen sollen und verstärkt die Wettbewerbsvorteile der Regionen berücksichtigen sollen. Auch organisatorisch innerhalb der EC arbeiten die DG Grow und DG Regio enger zusammen und es gibt neue gemeinsame förderpolitische Konzepte.

Durch europäische Strategische Cluster-Partnerschaften für Zukunftsinvestitionen, basierend auf regionalen intelligenten Spezialisierungsstrategien, sollen Regionen motiviert werden, aktiver als bisher von existierenden Clustern und Cluster-Initiativen Gebrauch zu machen und diese bewusst als Instrument der regionalen Wirtschaftspolitik zu nutzen. Hierdurch kann beispielsweise ein Beitrag zur Etablierung neuer Wertschöpfungsketten, zur Modernisierung und Diversifizierung von Industriesektoren erreicht werden. Der neue Smart Guide for Cluster Policy, der im Februar 2016 veröffentlicht wird, gibt konkrete Hinweise zu der zukünftigen Sichtweise der EC. Diese lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  • Cluster-Initiativen müssen sich thematisch und strukturell weiterentwickeln, um den sich verändernden branchenspezifischen Anforderungen gerecht zu werden. Die Clusterpolitik soll diesen Transformationsprozess aktiv fördern und unterstützen. Neue interregionale Partnerschaften, bei deren Initiierung und Moderation Cluster-Initiativen eine wichtige Rolle spielen, können zu der Etablierung neuer Wertschöpfungsketten führen bzw. cross-sektorale Kooperationen über regionale und sektorale Grenzen hinweg erleichtern.
  • Regionen bzw. deren regionale Clusterpolitik sollen Cluster-Initiativen zunehmend als Instrumente zur Implementierung der regionalen intelligenten Strategien verwenden.
  • Neues Rollenverständnis in der Clusterpolitik: Weg von einer isolierten Clusterpolitik, hin zu einer cluster-basierte regionale Innovationspolitik. Dafür müssen im Sinne des "Systematic Approaches" die verschiedenen Politiken zusammenwirken und Clusterentwicklung nicht als Ziel sondern als Instrument für eine cluster-basierte Politik verstehen. Sofern die intelligenten regionalen Spezialisierungsstrategien (RIS3) auf den regionalen Stärken aufbauen, kommt den Clustern und damit auch den Cluster-Initiativen im Rahmen der Umsetzung der zukünftigen RIS-Strategie eine wichtige, proaktive Rolle zu.
  • Cluster-Initiativen werden sich gleichzeitig an den zukünftigen gesellschaftlichen Bedarfen orientieren. Zukünftig sollten diese seitens der Clusterpolitik aktiver in die Umsetzung der politischen Ziele und Konzepte eingebunden werden. Somit könnten sich vor allem die leistungsfähigeren Innovationscluster in Richtung politische Dienstleister bzw. Partner entwickeln, die eine moderne regionale Innovations- und Wirtschaftspolitik unterstützen. Die Internationalisierung von Cluster-Initiativen und ihren Akteuren ist zukünftig im Sinne der Diversifizierung durch Internationalisierung zu verstehen. Übergeordnetes Ziel muss es sein, die Internationalisierung bzw. Diversifizierung durch den Zugang zu neuen Wertschöpfungsketten zu ermöglichen.
Ansprechpartner/-in
ClusterAgentur Baden-Württemberg
Dr. Gerd Meier zu Köcker
Willi-Bleicher-Straße 19
70174 Stuttgart
Telefon
+ 49 711 123-3034
E-Mail
mzk(at)clusteragentur-bw(dot)de