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„Clever gemacht: Biotechnologie als Innovationsmotor in Baden-Württemberg”

Acht Bundestagsabgeordnete des Landes Baden-Württemberg informierten sich beim Parlamentarischen Frühstück am 21. September 2016 in Berlin über die Leistungsfähigkeit der Biotechnologie in Baden-Württemberg. Sie diskutierten mit Unternehmern über Verbesserungen der Rahmenbedingungen.

Eingeladen hatte die BIOPRO Baden-Württemberg GmbH gemeinsam mit BioRegio STERN, Freiburg, Ulm und BioRN in die Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin im Rahmen der Veranstaltungsreihe Biotech>inside.

In ihrer Einführung zeigte Dr. Barbara Jonischkeit von der BIOPRO Baden-Württemberg anhand von Daten und Fakten die Bedeutung der Gesundheitsindustrie für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg auf: „Mit 13,8 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung trägt die industrielle Gesundheitswirtschaft (IGW), d. h. Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik gemeinsam, einen erheblichen Anteil zum Wohlstand des Landes bei. Laut der von uns betreuten WifOR-Studie verdoppelt sich diese Summe noch, wenn man die induzierten und indirekten Effekte einbezieht. Jeder Euro Bruttowertschöpfung aus der industriellen Gesundheitswirtschaft zieht einen weiteren Euro Bruttowertschöpfung in anderen Branchen nach sich.” Und auch die Wettbewerbsfähigkeit kann sich sehen lassen: Mit einer Exportquote von 11,1 Prozent liegt die IGW in Baden-Württemberg auf Platz drei hinter Automobil und Maschinenbau. Der Biotechnologie kommt innerhalb der Gesundheitsindustrie eine besondere Bedeutung zu, weil deren Entwicklung als Maß für die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit des Landes steht. Zahlenmäßig ist die Biotechnologie in Baden-Württemberg mit derzeit 156 Unternehmen gut vertreten, 22 davon wurden in den letzten zweieinhalb Jahren neu gegründet.

Mit der BioCopy GmbH, vertreten durch den Gründer Dr. Günter Roth, war eines davon mit in Berlin, um mit den Abgeordneten über die Spezifika und Rahmenbedingungen von Ausgründungen aus der Universität zu diskutieren. Roth forderte mehr Unternehmergeist an den Universitäten und eine nachhaltige und besser abgestimmte Förderung, denn viele Innovationen aus den Universitäten „verhungern” auf dem Weg zum Markt.

Dr. Jan Schmidt-Brand, Heidelberg Pharma, sorgte sich um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland: „Unsere reife Volkswirtschaft beruht zwar auf Hochtechnologie, aber bei der Spitzentechnologie fallen wir derzeit zurück.” Verantwortlich dafür ist ein Mangel an Risikokapital, der vor allem die Wachstumsfinanzierung von jungen Unternehmen vor riesige Schwierigkeiten stellt. Dies unterstrich auch Dr. Claus Kremoser, Phenex Pharmaceuticals: „Wir brauchen dringend steuerliche oder auch andere Anreize zur Etablierung und Belebung eines funktionierenden Innovations-Kapitalmarktes.”“ Hier waren vor allem die Bundestagsabgeordneten gefragt, die im Finanzausschuss aktiv sind. Schmidt-Brand betonte ergänzend, dass ein Abbau der Diskriminierung von Finanzierung durch Eigenkapital, wie derzeit im Kabinettsentwurf vorgesehen, dringend angegangen werden muss.

Inhaltliche Schwerpunkte in Baden-Württemberg vertraten Dr. Oliver Schacht, Curetis, und Dr. Frank Mathias, Rentschler. Schacht setzt sich dafür ein, dass die Diagnostik im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen eine Vorreiter-Rolle einnehmen könnte. Mathias unterstrich nochmals die Bedeutung der biopharmazeutischen Produktion in Baden-Württemberg.

Hier stehen nach den USA weltweit die zweitgrößten Produktionskapazitäten zur Verfügung, was sich auch in den Umsatz- und Beschäftigtenzahlen der Biotechnologie in Baden-Württemberg widerspiegelt. Laut der aktuellsten Datenerhebung der BIOPRO sorgten die insgesamt 156 Biotechnologie-Unternehmen im Jahr 2014 für einen steuerbaren Umsatz von ca. 5 Mrd. Euro und beschäftigten ca. 19.000 sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter.

Mathias griff aber auch das Thema Rahmenbedingungen nochmals auf und forderte neben Verbesserungen bei den steuerlichen Rahmenbedingungen eine besser aufeinander abgestimmte Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik.

Quelle: BIOPRO Baden-Württemberg GmbH