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Eine halbe Milliarde Euro für digitale Infrastruktur und Supercomputer

Wissenschaftsministerin Bauer: „Wir investieren in Supercomputing auf internationalem Top-Niveau". „Spitzenforschung ist heute ohne Simulationsverfahren auf Höchstleistungsrechnern nicht mehr denkbar. Höchstleistungsrechnen ist auch die Basis für innovative Produkte und Prozesse in den Schlüsselbereichen der Wirtschaft. Damit unsere Wissenschaft und unsere Wirtschaft im internationalen Wettbewerb auch in Zukunft vorne dabei sind, brauchen wir eine erstklassige IT-Infrastruktur für das Hoch- und Höchstleistungsrechnen. Baden-Württemberg ist in Sachen Supercomputing bereits europaweit führend. Diese Position wollen wir in den kommenden Jahren weiter stärken und ausbauen. Die Weichen dafür stellen wir heute - mit der Investition von einer halben Milliarde Euro in die digitale Infrastruktur und Supercomputer“, teilte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am 24. August im Höchstleistungsrechenzentrum an der Universität Stuttgart (HLRS) mit.

100.000 mal so schnell wie ein Laptop

Die Ministerin stellte die neue High-Performance Computing (HPC)-Landesstrategie vor. Gezeigt wurde zudem exemplarisch, welche Bedeutung das Höchstleistungsrechnen für Unternehmen, Städtebauer, Kriminalisten und Wissenschaftler hat und wie die digitale Infrastruktur und einmalige Rechenleistung in Anspruch genommen werden.
"Die Rechenleistung des baden-württembergischen Supercomputers Hazel Hen ist beeindruckend: Der Supercomputer ist etwa 100.000 mal so schnell wie einer unserer Laptops", so die Ministerin. "Bei der so ausgestatteten Digitalisierung erwarte ich große Sprünge in der Art und Weise, wie wir produzieren und konsumieren, wie wir arbeiten und leben. Wissenschaft und Forschung kommt im Digitalisierungsprozess eine besondere Rolle zu", betonte Bauer.
Die Verarbeitung großer Datenmengen mit Hilfe von Data Science ist heute die entscheidende Grundlage in vielen Bereichen wissenschaftlicher Forschung. "Unsere Landesstrategie für das Hochleistungsrechnen hilft Werkzeuge und Methoden zu entwickeln, die uns der Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen näher bringen. Dabei sind Mobilitätsforschung und die Transformation der Automobilwirtschaft, Gesundheitsforschung, Klima- oder auch Energieforschung wesentliche Einsatzfelder", betonte die Ministerin.

Forschung auf Spitzenniveau und innovationskräftige Wirtschaft

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Wissenschaftsgebieten an allen Hochschulen sowie die Wirtschaft können die IT-Infrastrukturen des Landes nutzen. Die enorme Rechenleistung wird auch von der Filmbranche genutzt für die Bearbeitung komplexer Datenmengen, wie sie heute z. B. bei aufwändigen Animationsfilmen üblich sind. Derzeit stellt allein das HLRS Rechenzeit für etwa 132 wissenschaftliche Projekte mit etwa 900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bereit.
Weitere Rechenzentren in Karlsruhe (Steinbuch Center for Computing am KIT), Freiburg, Heidelberg/ Mannheim, Tübingen und Ulm stellen ihre landesweit nutzbare Rechenleistung zur Verfügung. "Unser Ziel ist eine exzellente Forschungsinfrastruktur für eine exzellente Wissenschaft und eine innovationskräftige Wirtschaft", so Bauer. Als einziges deutsches Bundeshöchstleistungsrechenzentrum stellt das HLRS seine Rechenleistung und Expertise auch der Industrie - insbesondere dem Mittelstand - zur Verfügung.

Mittelstand hat Zugang zu führendem Zentrum für Simulationstechnologie

In der Wirtschaft hilft Simulation, neue Produkte zu entwickeln. So wird in der Automobil-Industrie Simulation beispielsweise für virtuelle Crashversuche eingesetzt, aber auch für schadstoffärmere und sparsamere Motoren - das hilft nicht nur Kosten zu senken, sondern schützt auch natürliche Ressourcen. Auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wird Simulation immer wichtiger, ob als Zulieferer in der Automobilindustrie oder als autonome Akteure mit innovativen Produkten in anderen Branchen auf dem Weltmarkt.
"Wir verschaffen kleinen und mittelständischen Unternehmen Zugang zu Europas führendem Wissenschaftszentrum für Simulationstechnologie", betonte Bauer. Die Rechenleistung wird auch genutzt, um beispielsweise industrielle Öl- oder Gas-Kessel zu berechnen. In der Simulation werden erstmals Laserscans in großem Umfang berücksichtigt.

Virtuelle Stadtplanung mit Bürgerbeteiligung

Eine Stadt interaktiv im Maßstab eins zu eins erkunden und Planungen bereits vorab sichtbar machen - auch das ermöglicht die digitale Technologie. Im Projekt Reallabor Stadtquartiere 4.0 untersucht das HLRS gemeinsam mit Partnern das Potenzial von virtuellen Stadtmodellen für die Stadtplanung mit Bürgerbeteiligung. Solche Modelle bilden auch die Grundlage für weitergehende Analysen und Simulationen - etwa von Verkehr oder der Ausbreitung von Schadstoffen. Im Reallabor wird ein virtuelles Modell der Stadt Herrenberg aufgebaut und in einem laufenden Planungsprojekt zur Entwicklung eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts eingesetzt.

Weiteres Einsatzfeld: Tatort-Rekonstruktion

Experten nutzen hochmoderne digitale Technologien und Anwendungen auch, um Tatorte mithilfe von Hochleistungsrechnern zu rekonstruieren. Digitale Unter-suchungsdaten von Tatorten werden beispielsweise unter Einsatz von dreidimensionalen Scans in Simulationen verwandelt. Danach können Ermittler den virtuellen Tatort in Ruhe begehen, Spuren suchen und die Situationsbedingungen mit höherer Gewissheit nachvollziehen.

Landesstrategie in Baden-Württemberg international Vorbild

Mit seinem Konzept hat Baden-Württemberg auch eine internationale Führungsrolle übernommen. "Mit unserer Landesstrategie Hochleistungsrechnen sichern wir den Vorsprung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Baden-Württemberg im nationalen und internationalen Wettbewerb", betonte die Ministerin abschließend.

Quelle: MFG