BioRegio STERN: Green Controlling: Nachhaltige Produktentwicklung mit Hilfe des digitalen Zwillings
Unternehmen sind angehalten, nachhaltig und verantwortungsbewusst zu handeln, zu wirtschaften und zu produzieren. Doch nicht nur der Gesellschaft wird ein respektvoller Umgang mit der Umwelt immer wichtiger. Seit Mitte 2023 gilt die neue CSRD-Richtlinie (Corporate Social Responsibility Directive), eine EU-Vorgabe, die Unternehmen verpflichtet, bis ins letzte Detail aufzuzeigen, wie sich ihre Aktivitäten auf Natur und Umwelt auswirken. Ihre Pflicht gewordene Nachhaltigkeitsberichterstattung muss Informationen beinhalten, die sowohl rückblickend als auch vorausschauend sind und einen kurz-, mittel- und langfristigen Zeitraum abdecken. Betroffen sind nicht nur große Industriekonzerne, sondern auch KMU, beispielsweise aus der Medizintechnik.
Um Nachhaltigkeit in Unternehmen nicht nur durchzusetzen, sondern auch wirtschaftlich nachvollziehbar zu machen, bedarf es geeigneter Instrumente für ein effektives und transparentes Management Controlling. Dabei stellt die zunehmende Komplexität nicht nur sehr hohe Anforderungen an die Funktionalität und Qualität der verwendeten Software. Eine intuitiv bedienbare Nutzeroberfläche ist ebenso unabdingbar, damit die Nutzer die Anwendung schnell und effektiv bedienen können.
Im Rahmen des Projekts „Green Controlling“ wird eine solche Software erstmals gemeinsam von zwei Unternehmen entwickelt, die alle Parameter eines Produktes, die für die industrielle Herstellung relevant sind, unter der Voraussetzung hoher Benutzerfreundlichkeit, nach ökologischen Aspekten analysiert. Es handelt sich bereits um das fünfte Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK im Rahmen des internationalen Kooperationsnetzwerkes „smart analytics“ gefördert wird.
Die defortec GmbH definiert anhand relevanter Produktentwicklungsschritte die Struktur und die Modalitäten, die für den nachhaltigen CSR-Produktentstehungsprozess notwendig sind. Das Unternehmen aus Dettenhausen bei Tübingen entwirft dafür eine intuitiv anwendbare neue Nutzeroberfläche der Controlling-Software. Die macs Software GmbH aus Zimmern ob Rottweil entwickelt eine nutzerfreundliche Controlling-Software zur Erstellung eines „digitalen Zwillings“. Neben modernen Entwicklungswerkzeugen sollen Methoden der Künstlichen Intelligenz (neuronale Netze sowie statistische Algorithmen) zum Einsatz kommen.
In einem integrativen Ansatz soll so die Ökobilanz von industriellen Produkten errechnet und auf die realen Prozesse Einfluss genommen werden, um die Unternehmenssteuerung neben den wirtschaftlichen Faktoren wie Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz und Cashflow um Nachhaltigkeitsfaktoren der CSRD zu erweitern. Als zentraler Baustein der Software bildet ein „digitaler Zwilling“ die Wertschöpfungskette einer real existierenden Produktentwicklung exakt digital ab. Neben der unmittelbar produktbezogenen Kostenkalkulation können so auch die Einflüsse von Design, Usability, Bauteilstrukturen, Fügetechniken, Herstellungsprozess, Lagerung, Benutzung und abschließendem Recycling auf die Ökobilanz in die Bewertung einfließen und bei der Produktentwicklung von Beginn an berücksichtigt werden. Die Software ist ein Baustein, um den angestrebten perfekten Produkt-Lifecycle nach dem „Cradle-to-Cradle-Prinzip“ zu realisieren. Das heißt, Gebrauchsgüter werden von vornherein so gestaltet, dass sie durch chemische oder mechanische Prozesse sinnvoll wiederverwertet werden können. Um an die Rohstoffe zu gelangen, müssen die Unternehmen die Produkte wieder zurücknehmen.
Quelle: BioRegio STERN