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Zerspaner rüsten sich für die Zukunft

Das zweite Innovationsforum für Zerspanungstechnologie in Tuttlingen hat im Zeichen von Industrie 4.0, optimierten Bearbeitungsstrategien sowie eines tiefgreifenden Strukturwechsels gestanden: Viele regionale Unternehmen beliefern die Automobilindustrie, und da sich diese in Richtung E-Mobilität bewegt, kommen auf die Zerspaner einige Veränderungen zu.

Mehr als 200 Fachbesucher aus Deutschland und der Schweiz folgten der Einladung des Technologieverbundes TechnologyMountains und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg in die Tuttlinger Stadthalle. Unternehmer, Entwicklungsleiter und Entscheidungsträger aus der Industrie nutzten die Möglichkeit, sich direkt mit Vertretern aus Forschung und Entwicklung auszutauschen und zu vernetzen und fit für die Zukunft zu machen.

In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gebe es eine hohe Konzentration von Betrieben in der Zerspanungstechnologie, sagte Prof. Bahman Azarhoushang, Leiter des Kompetenzzentrums für Spanende Fertigung (KSF) der Hochschule Furtwangen University und Partner der Technology Mountains. Man müsse frühzeitig neue Herausforderungen erkennen und entsprechend handeln, an neuen Entwicklungen teilhaben und sie prägen. Neben ständig steigenden Anforderungen an die Werkstückqualitäten sowie weiter- und neuentwickelten Werkstoffen sieht er Digitalisierung, Flexibilisierung, Individualisierung und energie- und ressourceneffiziente Fertigung als wichtige Ziele. Das Innovationsforum solle dabei helfen, für diese Herausforderungen die notwendigen Netzwerke und einen Knowhow-Transfer zu schaffen.

Hinsichtlich der Pläne einer klimaneutralen Mobilität in der Zukunft forderte Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, die Politik solle die Diskussion mit den

Experten führen: "Wir brauchen eine marktliche Evolution, keine politische Revolution. Sonst läuft man Gefahr, ideologiegetrieben in die falsche Richtung gehen."

Strukturwandel wird kommen

Der erste Vorsitzende des Branchenverbands Clusterinitiative Zerspanungstechnik, Ingo Hell, sagt einen Strukturwechsel für die Branche vorher. Man müsse versuchen, die Fragen im Cluster zu beantworten. „Ganze Prozesse werden sich verändern, die Digitalisierung hält Einzug.“ Gemeinsam könne man Veränderungen mitgestalten und beeinflussen.

Harald Stallforth, Vorstandsvorsitzender von Technology Mountains, richtete den Blick auf die Medizintechnik, die zu etwa 75 Prozent eine spanabhebende Fertigung habe. „Zerspanung ist eine Querschnittstechnologie“, weil sie in vielen Branchen Anwendung findet. Sie sorge bereits im vorwettbewerblichen Bereich für verbesserte Strategien in der eigenen Produktion.

Prof. Konrad Wegener vom Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung veranschaulichte in seinem Vortrag „Zerspanung unter Industrie 4.0“ die immensen Veränderungen für Zerspaner in der Logistik. Es sei nicht damit getan, zwei Roboter zu kaufen. „Industrie 4.0 ist die konsequente Umsetzung der technischen Möglichkeiten des Internets.“ Schon im Planungsprozess eines Produktes, bekomme dieses einen Cyber-Zwilling, um sämtliche Prozesse von der Entwicklung über Lagerhaltung bis hin zu Verkauf und Logistik simulieren. „Die Menschen bekommen einen sechsten und einen siebten Sinn.“ Der Ablauf wird vom Tablet oder Smartphone aus gesteuert. Die Mitarbeiter der Zukunft seien „cyberphysikalische Individuen“, so Wegener: Industrie 4.0 verwische die Grenzen zwischen Disziplinen und Domänen, zwischen Technologie und Geschäftsmodellen.

Quelle: Schwäbische Zeitung